Auf dem Weg
nach Tokio
Neun
Top-Athleten hat die Leichtathletikabteilung der Eintracht in ihren Reihen, die
unsere Hoffnungsträger für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio
und weiteren internationalen Wettkämpfen sind. Dabei ist die Abteilung um
Leiter Michael Krichbaum stolz darauf, dass trotz der Corona-Pandemie „alle
Athleten, die wir halten wollten, auch geblieben sind.“ Die EvM-Redaktion gibt
einen Überblick, mit welchen Adlerträgern international zu rechnen ist.
Amos
Bartelsmeyer – 1500 Meter
Als Sohn eines
US-Amerikaners und einer Deutschen wurde Amos Bartelsmeyer am 25. Juli 1994 in
Aschaffenburg geboren, zog dann im Alter von zwei Jahren in die USA nach St.
Louis. Den deutschen Pass hat er seit Geburt und besuchte jedes Jahr im Sommer
sein Geburtsland. Die Entscheidung, für das Heimatland seiner Mutter zu
starten, reifte über einen längeren Zeitraum. Als er sich dann aber entschied
und im Eintracht-Dress im Jahr 2019 erstmals bei den Deutschen Meisterschaften
startete, gewann er auf Anhieb Gold über 1500 Meter. Zuvor wurde er bei seiner
ersten Hallen-DM Zweiter über 3000 Meter und qualifizierte sich für die
Hallen-EM, wo er als Sechster einen Einstand nach Maß im DLV-Team hinlegte. Bei
der Team-EM gab es im selben Jahr nochmal Silber dazu. In Washington D.C.
machte er den Abschluss an der Georgetown University und 2019 noch den Master
of Science in Finance hinterher.
Julia Gerter
– Weitsprung
Schon seit
ihrer Kindheit betreibt Julia Gerter Leichtathletik, besuchte das Frankfurter
Sportinternat und wurde von ihrer Familie stets intensiv unterstützt. So
qualifizierte sie sich schon in ihrer Jugend für einige internationale Starts,
wie 2013 bei der U20-EM. Zwischenzeitlich wechselte Julia zum 400-Meter-Lauf,
dann folgten gesundheitliche Probleme. 2018 holte sie sich mit 6,68 Metern im
Weitsprung Bronze bei den Deutschen Meisterschaften. Im Weitsprung hat die
Sportsoldatin ihre Passion gefunden und trainiert seit 2017 mit Jürgen Sammert.
Nach ihrem Achillessehnenriss im Jahr 2019 ist die 26-Jährige nun wieder
schmerzfrei und möchte sich zurückkämpfen. Ziel: Die Qualifikation für die
Olympischen Spiele in Tokio.
Joshua
Abuaku – 400 Meter Hürden
Am 7. Juli 1996 wurde
Joshua Abuaku in Oberhausen geboren. Bereits mit neun Jahren begann er mit der
Leichtathletik und heimste seither einige Deutsche Meistertitel in den
Altersklassen U20 (2015 Halle und Freiluft) und U23 (2016 und 2017) sowie
jeweils Bronze bei den Aktiven (2018 und 2020) ein. Seinen bisher größten
internationalen Erfolg feierte Joshua im Jahr 2015 mit dem Gewinn der
Silbermedaille bei den U20-Europameisterschaften in Eskilstuna (Schweden). Seit
2018 startet der 24-Jährige für Eintracht Frankfurt und trainiert zusammen mit
Luke Campbell in der Trainingsgruppe von Volker Beck. Seit dem 1. November 2017
ist unser Athlet mit dem breiten Lächeln zudem Soldat einer Sportkompanie der
Bundeswehr.
Andreas
Bechmann – Zehnkampf
Andreas ist ein
Frankfurter Bub durch und durch und unsere größte Nachwuchshoffnung bei den
Männern im Mehrkampf. Seit Jahren zeigt seine Leistungskurve steil nach oben –
und ein Ende scheint noch nicht in Sicht. Schon früh konnte der 21-Jährige
seine ersten Erfolge im Zehnkampf bei den Aktiven einfahren. So gewann er, der
seit 2017 der Trainingsgruppe von Jürgen Sammert angehört, unter anderem bei
den Deutschen Hallenmeisterschaften 2019 und 2020 jeweils Gold im Siebenkampf.
Andreas stammt aus einer Sportlerfamilie. Seine Eltern sind Handballer gewesen,
Mutter Marianne zudem Leichtathletin. Vater Jürgen war auch Handballtrainer und
spielt heute noch aktiv Tennis. Beide sind aus der Leichtathletikabteilung der
Eintracht nicht mehr wegzudenken und im Vorstand tätig: So ist Marianne
Bechmann seit nunmehr über einem Jahrzehnt schon Nachwuchskoordinatorin und
kümmert sich um sämtliche Belange rund um die Bekleidung, Wettkampf- und
Trainingsorganisation sowie Papierkram. Unterstützt wird sie dabei von Ehemann,
Sportwart und dem stellvertretenden Abteilungsleiter Jürgen. Kein Wunder, dass
der Sport und die Eintracht auch für Andreas schon früh einen wichtigen
Stellenwert in seinem Leben genossen. „Ich selbst habe schon einige Sportarten
ausprobiert. Zunächst war ich beim Kinderturnen, später habe ich Basketball und
Handball gespielt. Durch meine Mutter und meine Oma bin ich allerdings relativ
schnell bei der Leichtathletik gelandet“, erzählt er, der bereits mit etwa acht
Jahren mit der Kinderleichtathletik begann. Als Schüler startete er mit dem
Dreikampf. In der U15 war es schon bis auf die 400 Meter der komplette Zehnkampf.
Bechmann war erst 13, als er die erste Medaille im Neunkampf gewann. Neben dem
Sport steht er kurz vor seinem Studienabschluss im General Management in Bad
Homburg und ist dabei, sich sein eigenes Start-up aufzubauen.
Luke
Campbell – 400 Meter Hürden
Seine ersten
Lebensjahre hat Luke Campbell, Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen,
in seinem Geburtsort Meschede im Sauerland verbracht. Dann zog es seine Eltern
in die USA, wo sich ihr Sohn, der mit der deutschen wie auch mit der
US-Staatsbürgerschaft ausgestattet ist, zu einem passablen
400-Meter-Hürden-Läufer entwickelte. Der Bezug zu Deutschland ist immer
geblieben. Schließlich lebt die Familie seiner Mutter hier. So entschied er
sich nach einem Probetraining mit der Trainingsgruppe von Volker Beck zu einem
Wechsel vom College-Team aus Salisbury (Maryland) nach Deutschland, startet
seit 2017 mit dem Adler auf der Brust – und gewann direkt die Deutsche
Meisterschaft über die 400 Meter Hürden. Nach einem Seuchenjahr 2020 laboriert
er aktuell noch an einer Verletzung, hofft aber, bald wieder angreifen zu
können. Die Eintracht wünscht ihm weiterhin gute Besserung und hofft ebenfalls,
ihn bald wieder auf der Tartanbahn im Angriffsmodus sehen zu können.
Sam Parsons
– 5000 Meter
Ein waschechter
Cowboy bei der Eintracht. Quasi von heute auf morgen entschied sich Sam, der am
18. Juni 1994 in Wilmington (USA) geboren ist und eine deutsche Mutter hat, für
den DLV an den Start zu gehen. Im Juli 2018 wurde er in einem Rennen über 5000
Meter in Belgien nur Vorletzter. Ein Frusterlebnis. Dazu kamen Schmerzen im
Fuß, die ihn zum Saisonende zwangen. Daraufhin besuchte er seine Mutter, und
sein Onkel legte ihm eines Abends ans Herz, doch für Deutschland zu starten.
Gesagt, getan. Am 6. September 2018 bekam er seinen deutschen Pass, wechselte
anschließend zur Eintracht – und wurde im Februar 2019 Deutscher Hallenmeister
über die 3000-Meter-Distanz. Bei den Deutschen Meisterschaften gewann er über
die 5000 Meter anschließend Silber. Neben dem Laufsport absolvierte er zwischen
2012 und 2017 den Bachelor of Business Administration an der North Carolina
State University.
Marc Reuther
– 800 Meter
Marc Reuther
gehört seit der Jugend zu Deutschlands hoffnungsvollsten 800-Meter-Talenten.
Neben zahlreichen Deutschen Jugendmeistertiteln gewann Reuther 2017 bei den
U23-Europameisterschaften im polnischen Bydgoszcz mit Bronze erstmals eine
internationale Medaille. Es folgten die Teilnahmen bei den Weltmeisterschaften
in London 2017 sowie den Europameisterschaften 2018 in Berlin. 2018 feierte der
24-Jährige bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund seinen ersten
Titel bei den Aktiven. Zur Saison 2019 wechselte der gebürtige Düsseldorfer vom
Rhein zur Eintracht – und es folgte eine Leistungsexplosion. Sowohl im Jahr
2019 als auch 2020 holte er sich jeweils Gold bei den Deutschen
Meisterschaften. Trotz des schwierigen Jahrs 2020 durch Corona gelangen Marc
neue persönliche Bestleistungen und er lief in die Weltspitze. Wir dürfen
gespannt sein, wohin sein Weg noch führt.
Carolin
Schäfer – Siebenkampf
Seit dem 1.
Januar 2017 startet Caro Schäfer wieder mit dem Adler auf der Brust – wieder,
da die gebürtige Bad Wildungerin bereits zwischen 2008 und 2014 für die
Eintracht die Wettkämpfe bestritt. Ihr lag es damals am Herzen, noch einmal für
ihren Heimatverein anzutreten, um das zurückzuzahlen, was in der Jugend in den
Grundstein ihrer heutigen Karriere investiert wurde. Vor rund einem Jahr
wechselte sie zwar von der Trainingsgruppe um Jürgen Sammert zu den Eltern von
Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul nach Mainz, der Eintracht aber blieb sie
treu. Zur Leichtathletik kam die 29-Jährige ursprünglich durch ihren Bruder.
Eine gute Entscheidung. Denn seither konnte Caro zahlreiche Titel einheimsen –
so unter anderem Gold bei den Deutschen Meisterschaften 2020 und 2013 sowie auf
internationaler Ebene Bronze bei der Heim-EM in Berlin (2018), Silber bei der
WM in London (2017), den Weltmeistertitel bei der U20-WM in Bydgoszcz (2008)
und den Europameistertitel bei der Junioren-EM in Novi Sad (2009). Hoffen wir,
dass nun noch weitere Titel in Caros Medaillensammlung hinzukommen. Seit 2016
ist sie Polizeikommissarin und gehört der Sportfördergruppe der hessischen
Polizei an.
Katharina
Steinruck – Marathon
Sie ist unser
Eintracht-Urgestein unter den Top-Athleten. Katharina Steinruck ist nach der
Geburt in Leipzig im hessischen Odenwald aufgewachsen. Seit über 15 Jahren aber
wohnt sie nun in Frankfurt – und genauso lange hält sie der Eintracht bereits
die Treue, quasi schon ihr halbes Leben lang. „Es ist und bleibt etwas
Besonderes. Ich bin stolz darauf, eine Frankfurterin zu sein und für einen in
Europa so bekannten Verein starten zu dürfen und zu zeigen, dass es nicht nur
Fußball gibt, sondern eben auch noch andere Sportarten“, sagt die
Langstrecklerin, die bis vor über zwei Jahren noch auf den Namen Heinig hörte.
Heinig?! Die etwas älteren Leichtathletik-Fans wissen Bescheid. Mutter Katrin
Dörre-Heinig gewann in ihrer aktiven Karriere zahlreiche große Marathons und
wurde 1991 in Tokio WM-Dritte. Genau dort möchte „Katha“ in diesem Jahr bei den
Olympischen Spielen starten. Und wer könnte sie besser darauf vorbereiten als
Mutter Katrin, die ihre Trainerin ist?! Ihren ersten Marathon lief Katharina
Steinruck 2010 in Köln – und siegte sogleich. Insgesamt gewann sie bisher zwei
Mal. Gold, zwei Mal. Silber und ein Mal Bronze bei den Deutschen
Meisterschaften. Seit 2014 ist die 1,66 Meter große Läuferin bei der hessischen
Polizei aktiv und gehört der dortigen Sportfördergruppe an.