Angekommen
Die ersten
zwei Jahre Eintracht Frankfurt eSports zeugen von einer starken Entwicklung,
die nicht nur eSports-Talenten, sondern auch potenziellen Partnern eine junge,
dynamische Plattform bietet.
Selbst ein
Peter Fischer lernt nicht aus. Als der Präsident auf der Jahreshauptversammlung
2018 erstmals durchblicken ließ, dass Eintracht Frankfurt einen eigenen
eSports-Bereich gründen würde, hätte das Vereinsoberhaupt selbst „früher nie
gedacht, dass Videospiele einmal im Sport ankommen würden“, verkündete Fischer
gebannt wie erwartungsfroh.
Seit der
Ankündigung im Januar 2019 offiziell erstmals Taten folgten, lässt sich fast
zwei Jahre später feststellen: eSports ist bei Eintracht Frankfurt angekommen.
In Windeseile, dank eines klugen Konzepts, talentierter Sportler und nicht
zuletzt der flächendeckenden Unterstützung von regionalen wie internationalen
Partnern. Ganz im Sinne von Axel Hellmann, Vorstandsmitglied der Eintracht
Frankfurt Fußball AG, der den Schritt ins virtuelle Zeitalter seinerzeit wie
folgt erklärte: „Das Engagement
ermöglicht der
Eintracht die zielgerichtete Ansprache einer jungen und digitalen Zielgruppe
und bietet Partnern durch einen deutschlandweit einzigartigen Ansatz zahlreiche
individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. eSports spielt folgerichtig eine
entscheidende Rolle in der digitalen Strategie von Eintracht Frankfurt.“ Insofern
lässt sich die Entwicklung unter vor allem einer Handvoll Gesichtspunkten
betrachten.
1. Sportlich
Die Vorarbeit stieß
bereits 2018 auf sehr positive Resonanz. Als ersten Schritt rief Eintracht
Frankfurt mit der eAdler-Challenge ein Turnier ins Leben, welches sich bereits
nach 24 Stunden über 1.000 Anmeldungen erfreute. Die Qualifikationsrunde diente
dazu, Spieler für die erste virtuelle Bundesliga zu ermitteln, die für
Eintracht Frankfurt antreten sollten. In der Mixed Zone fanden sich zwei
Talente, die sich bei den Play-offs in Dortmund erstmalig mit 15 anderen
Bundesligisten maßen.
Umso bestärkter
waren die Verantwortlichen um eSports-Koordinator Max Brömel, als sie zum
Jahreswechsel das sich etablierende Konzept „von der Breite in die Spitze“
vorstellten. Dahinter steckt der Ansatz, den Fokus auf nachhaltige Talent- und
Nachwuchsförderung zu legen und eSports nachhaltig in das Vereinsumfeld zu integrieren.
Über
individuelle Auswahlgespräche taten sich mit den Newcomern Maik Kubitzki und
Marko Mihaljevic zwei regionale Talente hervor, die nicht nur das Konzept
glaubwürdig vertraten, sondern sich auch mit dem Verein identifizierten. Die
erste Saison in der auch seitens der DFL weiter entwickelten Virtual Bundesliga
Club Championship mit eigenem Ligasystem konnte sich sehen lassen. Mit Platz 16
erhielt Eintracht Frankfurt die Berechtigung für die Play-offs der Virtual
Bundesliga (VBL). Kubitzki zog sogar ins Grand Final in Berlin ein, wo der zu
den Top 24 der deutschen FIFA-Szene zählende eSportler erst in der
Zwischenrunde knapp dem späteren Deutschen Meister Michael Bittner vom SV
Werder Bremen unterlag. Was nichts an der Tatsache änderte, dass die Debütsaison
alle Erwartungen übertraf.
Der
kurzfristige Steilflug mündete im Mai 2019 n einem mittelfristigen Fundament,
als am Riederwald ein eigens für eSports gedachtes Trainingszentrum entstand,
das nicht nur den eSportlern, sondern allen eSports-Mitgliedern, aktuell rund
100, zu Übungszwecken frei zugänglich ist und in dem regelmäßige
Trainingseinheiten stattfinden.
Damit einher
ging die Einführung des zweiten Spieletitels League of Legends (LoL) und die
Teilnahme an ersten Wettkämpfen in kleineren Ligen. Adaptiert aus dem
FIFA-Bereich bewährten sich auch beim Strategiespiel wiederkehrende Scouting
Days sowie professionelle Trainingsbedingungen unter der Leitung ausgebildeter
eSports-Trainer, die ihre Schützlinge nicht nur sportlich, sondern auch im
mentalen und gesundheitlichen Bereich schulen.
Darüber hinaus
hat Eintracht Frankfurt im Januar 2020 den Entschluss gefasst, an der
neu-gegründeten DACH-Liga, der Prime League, mit einem eigenen Team
teilzunehmen und dieses ebenfalls „von der Breite in die Spitze“ zu entwickeln
sowie kontinuierlich und nachhaltig an höhere Aufgaben heranzuführen.Auch wenn
es im ersten Split, wie sich eine rund drei Monate andauernde Spielzeit auch
nennt, der Aufstieg in die First Division der Prime League, die
zweithöchstmögliche LoL-Spielklasse, erst in der Relegation nicht mit dem
Aufstieg klappte. Der Klassenerhalt in der Wintersaison wiederum diente als
Übergangsphase, um 2021 die nächste Etappe in Angriff zu nehmen: den Einzug in
die Pro Division.
In LoL wie auch
in FIFA zeigt sich, dass sich Konstanz und Entwicklung nicht ausschließen, ganz
im Gegenteil. Der nur aus Frankfurter Jungs bestehende FIFA-Kader blieb 2020/21
nahezu unverändert, wurde sogar um zwei Talente aus dem Mitgliederbereich
erweitert. Für die Auswahl mussten sich alle eSportler wie gewohnt über die
Scouting Days empfehlen, die im Oktober erstmals im Deutsch Bank Park
stattfanden.
2.
Bereichsübergreifende Teilhabe
In diesem Zusammenhang
ergaben sich nicht zum ersten Mal Verbindungen mit dem analogen Spiel, wie der
Besuch der Männer- und Frauenprofis Dominik Kohr und Laura Feiersinger
verdeutlichte. Schon in den Vormonaten waren die Jungs im Rahmen immer wieder
mit den Bundesligastars in Berührung gekommen.
Am besten
verdeutlicht sicher Emil Köhler die Beziehungen. Der nun 18-Jährige gilt seit
seinem Einstieg mit 16 Jahren als Küken und zugleich großer Hoffnungsträger und
zeigt sich unverändert begeistert von der Nahbarkeit seines Herzensklubs, wie
er mit einer Anekdote verrät: „Vor einigen Jahren bin ich nach einem
Freundschaftsspiel aufs Feld gerannt, dort hat mich damals Constant Djakpa
hochgehalten und mir am Ende sogar sein Trikot geschenkt.“
Derlei
Leidenschaft ist auch bei den zahlreichen Bewerbern keine Seltenheit und wird
von Hessens sportlichem Aushängeschild nicht nur gewünscht, sondern vor allem
gefördert. Qualifikations- und Scouting-Maßnahmen richten sich nämlich schlicht
an Interessenten jedes Levels, zumal bei allen Ambitionen weiter der Spaß- und
Breitensportgedanke eine große Rolle spielt. Was natürlich nicht ausschließt,
dass die besten Talente eine dezidierte Nachwuchsförderung erhalten.
3. Partner
Unterstützung erhält die Eintracht-Familie wiederum von zahlreichen Partnern,
die sich so vielfältig wie der bunte Eintracht-Kosmos gestalten. Angefangen bei
NicNac’s und DPD über die Deutsche Familienversicherung oder PwC. Letztere
verfügen sogar über ein unternehmensinternes Expertenteam, deren Wissen der
Entwicklung von Eintracht Frankfurt eSports sicher weiterhelfen wird.
Welchen
Stellenwert das eSports-Engagement bei Eintracht Frankfurt genießt, beweist
nicht zuletzt, dass auch Hauptsponsor Indeed und Stadionnamensgeber Deutsche
Bank diesen Bereich in ihren Maßnahmenpaketen verankern.
LG Electronic,
das jüngst die Trikotbrust im eSports mit der Marke LG Ultragear zierte, baute
zu Saisonbeginn sein Engagement im Deutsche Bank Park mit dem Fokus auf
infrastrukturelle Themen wie den LED-Würfel weiter aus, wodurch die begehrte
Fläche zum kommenden Jahr frei wird. Die aufmerksamkeitsstarke Fläche ist
derzeit Bestandteil vieler Gespräche mit potenziellen Neukunden, die den
Aufschwung der Sportart in Kombination mit der Strahlkraft der Eintracht
gewinnbringend für sich nutzen möchten …
4.
Vereinsübergreifender Mehrwert
… und damit auf
Partner-Ebene einen Weg mitgehen, welchen AG und e.V. seit der ersten Stunde
Seite an Seite beschreiten: den in die Zukunft. Zu nennen sind unter diesem
Gesichtspunkt auch Aktionen für die Junior Adler, die Anhänger von morgen. Dass
der eSport aber schon in der Gegenwart immer größere Anerkennung erfährt, zeigt
sich in Studien wie jener von Nexum. Die Digitalberatung hat unlängst alle
Fußballbundesligisten auf ihr digitales Wirken untersucht und Eintracht
Frankfurt unter anderem in der Kategorie eSports unter den Top Drei verortet.
5. Zukunfts-
und basisorientiert
Insofern finden alle
Stakeholder von Eintracht Frankfurt eSports mehr denn je ein bestelltes Feld
vor, dessen Früchte langfristig sicher nicht kleiner ausfallen. Sportlich
stehen für die Adlerträger im neuen Jahr schon die nächsten Meilensteine an:
die Vorstellung des neuen LoL-Teams (erfolgte nach Redaktionsschluss), die
Teilnahme am ersten eDFB-Pokal auf der einen sowie der weitere Ausbau von
professionellen Strukturen auf der anderen Seite. Um die Strategie,
gleichzeitig zukunfts- und basisorientiert zu wirken, weiter zu optimieren,
fehlt den Emporkömmlingen an der Konsole eigentlich einzig ein Business-Partner
auf der Trikotbrust. Fortsetzung folgt ...