Erste Schritte der jüngsten Adler

Als Trainerinnen beim Kinderturnen haben Simone Schmidlin und Hannelore Ruhl nicht nur die ersten sportlichen Schritte zahlreicher Jungadler miterlebt, sondern auch die Entwicklung der Turnabteilung seit den 1970er Jahren.

Egal ob Leichtathlet, Tennisspielerin, Fußballer oder Cheerleaderin – der sportliche Weg zahlreicher Adlerträger begann in der Turnhalle im Oeder Weg. Genauer gesagt in einer Turnstunde bei Hanno oder Sabine. Denn Hanno – mit richtigem Namen Hannelore Ruhl – war rund 40 Jahre lang Trainerin beim Babyturnen und Eltern-Kind-Turnen. Ihre Nachfolgerin Simone Schmidlin ist seit mittlerweile zwölf Jahren dabei und trainiert die Jüngsten im Verein ab zwölf Monaten vom Babyturnen über das Eltern-Kind-Turnen bis hin zum Kinderturnen. Entsprechend kennen die beiden Frankfurterinnen nicht nur die Turnabteilung in- und auswendig, sondern können auch aus vielen Jahren Erfahrung berichten, wie sich die Kinderturnstunden in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben.

Als das Eltern-Kind-Turnen bei der Eintracht richtig losging, war Hannelore Ruhl nämlich direkt mittendrin – wobei damals noch vom Mutter- Kind-Turnen die Rede war. Denn Ende der 1970er, als Hannelore ihre Übungsleiterlizenz um eine Fortbildung fürs Kinderturnen erweiterte, waren Väter bei den Turnstunden noch eine echte Besonderheit. „Zu der Zeit war es noch so, dass eigentlich nur Mütter mit ihren Kindern vorbeikamen und lediglich ganz selten mal ein Vater an seinem freien Tag mitgekommen ist“, erinnert sich die heute 81-Jährige zurück. „Die Kinder haben sich dann immer wahnsinnig gefreut und waren ganz stolz, dem Papa zu zeigen, was sie schon können.“ Erst 1987 wurde der Kurs in Eltern-Kind Turnen umbenannt und immer mehr Väter fanden den Weg in den Oeder Weg. Mittlerweile sei die Begleitung der Kinder bunt gemischt, erklärt Simone, und regelmäßig sind nicht nur Väter und Mütter dabei, sondern auch Geschwisterkinder und Tagesmütter.

Familiäre Atmosphäre

Die sorgen dafür, dass Simone während der vier Eltern-Kind-Kurse pro Woche mit jeweils rund 30 Duos alle Hände voll zu tun hat. In dem, was für manche Stress und Chaos bedeuten würde, geht die 53-Jährige aber richtig auf. „Die Stunden machen mir wahnsinnig Spaß. Ich sage immer: Wer mit schlechter Laune kommt, der wird mit guter Laune gehen.“ Mittlerweile habe sie sogar mit vielen Eltern privat Kontakt – auch das sei etwas, was sich in den vergangenen Jahren verändert habe. „Früher waren die Eltern zwar auch immer sehr freundlich, aber es war eine größere Distanz, ebenso zu den Kindern. Heute rufen die Kinder quer über die Straße, wenn sie mich sehen. Für viele bin ich, die Turnlehrerin, wie eine Freundin“, so Simone. Entsprechend schade sei es, sich aktuell nicht regelmäßig in der Turnhalle sehen zu können und Kinder sowie Eltern-Kind-Turnen nur online stattfinden lassen zu können.

Trotzdem beweist Simone auch dort Kreativität und lässt sich neben Kraft- und Dehnübungen immer wieder neue Ideen einfallen, was man gemeinsam vor dem Bildschirm machen kann. „Wir haben zum Beispiel einen Turnwürfel und eine Minigolfanlage gebastelt“, erzählt sie. Was man natürlich nicht ersetzen könne, seien die Geräte, die man in der Turnhalle nutzen könne. „Früher haben wir diese gemeinsam mit den Kindern aufgebaut, wobei sie häufig auch schon mit einer Bank zum Balancieren glücklich waren“, erzählt Hannelore aus ihrer Zeit als Trainerin im Kinderturnen. Mittlerweile baue sie immer schon vorher die Geräte auf, erzählt Simone, teilweise sogar Kletterstrecken durch die gesamte Turnhalle, denn, so erklärt sie mit einem Augenzwinkern: „Die kleinen Turner sind etwas anspruchsvoller geworden.“

Immer mit Spaß dabei

Vieles hat sich aber auch in fast 50 Jahren Kinderturnen nicht verändert. Fragt man beide Trainerinnen, was ihnen eigentlich besonders am Turnen mit den Kindern Spaß macht, sind sie sich sofort einig. „Die Verbindung mit den Kindern, wie sie noch auf einen zukommen und sich erinnern, wenn sie schon längst Schulkinder sind“, nennt Hannelore direkt und ergänzt: „Es macht unheimlich Spaß zu sehen, wie viel die Kinder in kurzer Zeit lernen. Wie sie immer mutiger werden und zum Beispiel nach kurzer Zeit sicher über eine Bank balancieren.“ Doch nicht nur in sportlicher Hinsicht würden sich die Kinder enorm entwickeln, sagt Simone: „Auch im Bereich Sozialverhalten lernen die Kindern extrem viel – sie nehmen Rücksicht aufeinander und helfen sich. Das sind häufig Kleinigkeiten, etwa wenn ein kleiner Bub, nachdem er fertig ist, dem Mädchen nach ihm die Ringe hinhält, weil sie nicht drankommt.“

Denn egal ob Babyturnen, Eltern-Kind- oder Kinderturnen, im Vordergrund stehe immer eines – und das habe sich auch in rund 50 Jahren nicht verändert – so Hannelore: „Die Kinder sind nicht hier, um kleine Leistungsturner zu werden, sondern um einfach Spaß am Bewegen und gemeinsamen Toben zu haben.“

Text: Marie Huhn
Fotos: Eintracht Frankfurt