Rückkehr ohne geklaute Büchsen

160 Jahre Turngemeinde. Da gibt es eine ganze Menge Kuriositäten. Die „Eintracht vom Main“ erstattet gerne Bericht aus den Anfangstagen der Eintracht-Turner, in denen nicht alles glattging. Aber: Bis ins Weiße Haus haben sie es gebracht, die Turner aus dem Oeder Weg.

Die Gründung
Zur Allgemeinbildung eines jeden Eintrachtlers gehört es, zu wissen, dass der Vorgängerverein Victoria nach Streitigkeiten innerhalb der älteren Germania gegründet wurde. Streitigkeiten gab es auch vor der Gründung der Turngemeinde. Damals zofften sie sich im Frankfurter Turnverein von 1860 um ein Turnerkränzchen, woraufhin die elf Veranstalter dieses Kränzchens des Vereins verwiesen wurden. Mehr als 60 Vereinsmitglieder solidarisierten sich mit den Ausgestoßenen und traten ebenfalls aus dem Turnverein aus. Am 22. Januar 1861 gründeten die Aufmüpfigen in einem Lokal im Holzgraben ihren eigenen Verein, die Frankfurter Turngemeinde von 1861.

Streit und geklaute Büchsen
Auch innerhalb der jungen Turngemeinde gab es Unstimmigkeiten. 1862 gründete man anlässlich des Schützenfestes in Frankfurt eine Wehrabteilung, die mit „kurzen Büchsen, sogenannten Ordonnanz-Stutzen mit Haubajonnet“ ausgerüstet wurde. Die Wehrriege hatte bald 50 Mitglieder und sorgte im Verein für Zündstoff. Es waren finanzielle Streitigkeiten, die zum Bruch zwischen Turnern und Wehrabteilung führten. Mehr als 40 Mitglieder der Wehrabteilung verließen den Verein und gründeten 1864 den „Frankfurter Wehrverein“, der sich zwei Jahre später in „Frankfurter Turn- und Fechtclub von 1864“ umbenannte. Die aufständischen Mitglieder hatten bei ihrem Austritt übrigens die „kurzen Büchsen“ kurzerhand mitgenommen, sodass die Turngemeinde für 140 Reichsmark 20 neue Gewehre kaufen musste, um eine neue Wehrriege aufzubauen. Erst 1946 kehrte der „Frankfurter Turn- und Fechtclub von 1864“ wieder zur Turngemeinde Eintracht zurück. Die geklauten Büchsen hat natürlich keiner mehr mitgebracht.

Von Gattingers Garten zum Oeder Weg
Die erste „Heimturnstätte“ der Turngemeinde war ein Freiluftturnplatz. Dieser befand sich beim Wirt Gattinger an der Eckenheimer Landstraße. „Gattingers Garten“ wurde Mitte April 1861 eingeweiht. Bis der Verein eine Turnhalle sein Eigen nennen konnte, dauerte es mehr als 20 Jahre. Im Juli 1883 wurde das Grundstück im Oeder Weg für 20.500 Mark erworben. Die Halle, die noch einmal 23.828,98 Mark kostete, wurde am 16. März 1894 eingeweiht.

Ein Eintracht-Turner im Weißen Haus
Endlich mal positive Nachrichten aus dem Weißen Haus! Die „Eintracht vom Main“ kann stolz wie Bolle verkünden: Ein Eintrachtler war im Weißen Haus. Und zwar im Jahr 1905. Damals reiste die Deutsche Turnerschaft zum Bundesfest des Nordamerikanischen Turnerbundes nach Indianapolis. In der Truppe: Heinrich Berger, Spitzenmann der Turngemeinde und übrigens Vater von Ernst Berger, Spielausschussvorsitzender der Meistermannschaft 1959. Die Frankfurter wurden von Präsident Theodore Roosevelt im Weißen Haus begrüßt. Später traf Ernst Berger in New York noch alte Vereinskumpels, die ausgewandert waren. Die wurden noch am selben Tag wieder Mitglied in der Turngemeinde und gründeten kurzerhand die „Amerikariege“.

Vereinswappen – Ein Adler
Was wählt man als Frankfurter Verein zum Vereinswappen? Logisch, einen Adler. Auch die Turngemeinde von 1861 trat mit Adler auf der Brust auf. Ein wunderschönes Vereinswappen fand sich auf dem Dach der Turnhalle im Oeder Weg. Hat den Adler zufällig jemand aufgehoben und bei sich im Keller liegen? Bitte melden unter museum@eintrachtfrankfurt.de.

Katastrophe beim Turnfest
Als 1880 erstmals ein Deutsches Turnfest in Frankfurt stattfand, war die Turngemeinde selbstverständlich mit von der Partie. Friedrich Stoltze, Frankfurter Dichter und Vereinsmitglied, dichtete seine bis heute bekannten Verse: „Un es is kaa Stadt uff der weite Welt, die merr so wie mei Frankfurt gefällt, un es will merr net in mein Kopp enei, wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!“ Das Turnfest vom 25. bis 29. Juli 1880, das auf einem extra errichteten Gelände an der Friedberger Landstraße gefeiert wurde, war ein Riesenerfolg. Es nahm aber einen tragischen Abschluss: Beim finalen Feuerwerk platzte ein Mörser, es gab fünf Tote und unzählige Verletzte. Die Turngemeinde sammelte unter ihren Mitgliedern und spendete 300 Mark an die Verwundeten.