zurück zum Spitzenverein HJK Helsinki, in des- sen Fußballschule er vor seiner Zeit bei Laaja- salon das Fußballspielen erlernte. Beim finni- schen Rekordmeister reifte er zu einem Mittelfeld-Ass heran, stellte seine Fähigkeiten in Klub sowie Junioren-Nationalmannschaft unter Beweis und weckte das Interesse gleich mehrerer namhafter europäischer Klubs. Die Entscheidung, künftig mit dem Adler auf der Brust spielen zu wollen, traf der heute 16-Jäh- rige gemeinsam mit seinen Eltern. „Wie Luka hatten auch wir von Anfang an den Eindruck, dass die Eintracht ein großer, gleichzeitig aber sehr familiärer Verein ist“, sagt Mama Merja Hyryläinen und ergänzt: „Uns war ebenfalls wichtig, dass er in seinem neuen Klub pro- blemlos seine Schule fortführen kann – und darauf legen auch die Verantwortlichen großen Wert.“ Hradecky sei Dank Mitbeeinflusst hat diese Entscheidung auch ein bei der Eintracht nicht unbekannter Bun- desliga-Torwart. „Natürlich habe ich, als frühe- rer Fußballprofi, auch meine Kontakte ge- nutzt, um mich über den Verein und die Gegebenheiten zu informieren“, sagt Aki und fährt fort: „In einem Telefonat hat mir Lukas Hradecky [Anm. d. Red.: In den Spielzeiten 2015/16 bis 2017/18 Torhüter von Eintracht Frankfurt] ein sehr positives Feedback zum Verein gegeben und eine Empfehlung ausge- sprochen.“ Spätestens nach diesem Telefonat war sich die Familie einig: Lukas Weg führt an den Riederwald. Dort angekommen, fasste das Nachwuchstalent schnell Fuß. Seine sym- pathisch-gelassene, skandinavische Art wis- sen seine Internatsmitbewohner und Mann- schaftskollegen zu schätzen. Und auch aus sportlicher Sicht entwickelte sich Luka schnell zu einer unverzichtbaren Stütze im Team der U17. Bis zur Saisonunterbrechung Ende Okto- ber stand der defensive Mittelfeldspieler in jedem der fünf Punktspiele nicht nur in der Startelf, sondern auch über die gesamte Spiel- distanz von 80 Minuten auf dem Platz. Lo- gisch, dass auch er eine schnelle Rückkehr in den Wettbewerb der B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest herbeisehnt: „Es macht großen Spaß, in der U17-Bundesliga zu spielen, weil das Niveau dort sehr hoch ist. Wir haben ein starkes Team und ich hoffe, dass es bald wie- der möglich sein wird, in der Liga um Punkte zu kämpfen“, so der Stammspieler. Selten allein Ein weiterer Grund dafür, dass sich Luka in seiner neuen Heimat so schnell zurechtfand, war beziehungsweise ist die große Unterstüt- zung seiner Familie. Vater Aki, Mutter Merja und die beiden älteren Schwestern Jea-Mika- ela und Etti-Eerikka nahmen schon des Öfte- ren den rund zweistündigen Flug aus der fin- nischen Hauptstadt in die Mainmetropole auf sich, um dem jüngsten Famili- enmitglied einen – teils auch längeren – Besuch abzustat- ten. „Als Luka im vergangenen Sommer frisch ins Internat zog, haben Aki und ich uns für einige Wochen eine kleine Wohnung in Frankfurt gemie- tet, um ihn bei seiner Einge- wöhnungsphase zu unterstüt- zen“, so Merja. Aki ergänzt: „Vor dem Hintergrund der Pandemie war es uns möglich, unsere Arbeit im Home Office aus der Ferne zu verrichten. So konnten wir seine neue Heimat mit ihm gemeinsam erkunden.“ Erst kürzlich be- kam Luka nochmals Besuch. Diesmal reiste Jea, Lukas äl- teste Schwester, allein nach Frankfurt. Für die 21-Jährige bereits der dritte Trip an den Main. „Ich kann mir vorstellen, dass es während der Pande- mie ziemlich langweilig allein ist. Insbesondere auch des- halb, weil er ja nicht viel unter- nehmen kann. Deshalb habe ich ihn Anfang Februar nochmal für ein paar Wochen be- sucht“, so die begabte Eiskunstläuferin. Familiensprache FinGer „Es freut mich natürlich, dass meine Familie mich so oft besuchen kommt – das ist nicht selbstverständlich. Da kommt so gut wie nie Langeweile auf“, schmunzelt Luka. So seien die Wochen mit Schwester Jea wieder sehr un- terhaltsam gewesen. Ob Fahrradfahren, Film- abende oder das Auskundschaften neuer, noch unbekannter Orte in Frankfurt – trotz der Einschränkungen war es den beiden mög- lich, einige spannende Unternehmungen zu starten. „Außerdem habe ich meinem Bruder beigebracht, ein paar einfache Gerichte selbst zu kochen. Die hat er mittlerweile drauf“, lacht Jea. Generell, so fährt sie fort, habe sich ihr Bruder in den ersten Monaten in Frankfurt auf mehreren Ebenen weiterentwickelt. „Ich war überrascht, dass er sich so schnell in den Ver- ein und sein Team integriert hat. Am meisten bin ich aber davon beeindruckt, wie gut er mittlerweile Deutsch spricht.“ Wie in Finnland nicht unüblich, haben auch die drei Hyryläi- nen-Geschwister in der Schule eine Grundaus- bildung in Deutsch genossen. „Aber eine Fremdsprache in der Praxis so gut anzuwen- den – Respekt“, lobt Jea, die anschließend eine lustige Tatsache preisgibt: „Die deutsche Sprache hat mittlerweile einen so großen Einfluss auf unser Leben, dass wir in unse- ren Familien-Videochats fast ausschließlich ‚FinGer‘ sprechen, einen Mix aus ‚Finnish‘ und ‚German‘.“ In der bisherigen Saison verpasste Stammkraft Luka noch keine Spielminute in fünf Partien. „Lässt uns beruhigt schlafen“ Familie Hyryläinen ist sich einig: Dass sich Luka der Eintracht angeschlossen hat, war die richtige Entscheidung. Nun, mit etwas Ab- stand und eigenen Erfahrungen am Rieder- wald, hat sich die Meinung der Eltern sogar verfestigt. „Wir durften im Leistungszentrum ausnahmslos Menschen kennenlernen, die unseren Sohn und generell junge Spieler op- timal unterstützen“, sagt Papa Aki. Mama Mer- ja fährt fort: „Ob Andreas Möller [Anm. d. Red.: Leiter Leistungszentrum], Anton Schumacher [Anm. d. Red.: Pädagogischer Leiter Leistungs- zentrum], Chrissoula Disch [Anm. d. Red.: In- ternatsbetreuerin] oder auch alle anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Sie leisten aus unserer Sicht fantastische Arbeit und ge- ben uns das Gefühl, dass sich Luka in sehr gu- ten Händen befindet. Das lässt uns beruhigt schlafen.“ Beruhigt schlafen kann Luka wiede- rum nur bedingt – zumindest, wenn es um die derzeitige Situation rund um den Spielbetrieb geht. „Mein Ziel für die nächsten Monate ist es, dass wir wieder Ligaspiele bestreiten dür- fen und ich so viel wie möglich auf dem Platz stehen kann“, scharrt Luka, dessen Vorbilder übrigens die deutschen Nationalspieler Toni Kroos und Leon Goretzka sind, schon mit den Hufen. „Denn wie ich schon gesagt habe, bin ich froh, bei der Eintracht zu sein. Auf dem Rasen habe ich die Möglichkeit, meine Dank- barkeit zurückzuzahlen.“ Text: Alessandro Crisafulli Fotos: Aurelia Müller, Privat Eintracht vom Main 71