„Nur Adler, sonst nix“

Timothy Chandlers Verbundenheit zu Frankfurt ist groß. Riesengroß. In jedem Interview, in dem er auf sein besonderes Verhältnis zur Heimat und zu Eintracht Frankfurt angesprochen wird, fallen Sätze von ihm, die dies ausdrücken.

„Ich hoffe, dass ich bei der Eintracht meine Karriere beenden kann.“

„Hier ist mein Zuhause. Hier ist der Verein, der in meinem Herzen steckt. Ich habe keine Lust, etwas anderes als den Adler auf der Brust zu tragen.“

„Ich möchte am liebsten für immer in Frankfurt bleiben.“

Der 30-Jährige ist in Frankfurt geboren, im Alter von elf Jahren aus seiner damaligen Heimat Altenstadt an den Riederwald gewechselt, stand in einer Saison in bis zu drei Kadern (U19, U23, Profis) und hat mittlerweile fast 150 Einsätze im Profibereich für die Adlerträger angesammelt.

Dass er zwischenzeitlich vier Jahre sein Glück woanders suchte – geschenkt. Denn er hatte es in Nürnberg gefunden, sportlich wie privat. 2010 wechselte er nach Franken, nach drei Berufungen in den Bundesligakader knapp zwei Jahre zuvor hatte er die Spielzeit 2009/10 komplett in der U23 verbracht. „Das war sportlich gesehen die wichtigste Entscheidung in meinem Leben“, sagt Chandler heute. Bei den Clubberern beginnt der Deutsch-Amerikaner ebenso in der U23, wird aber schon nach einem halben Jahr von Dieter Hecking in den Profikader hochgezogen. In der Folgezeit ist er durchweg Stammspieler. Und da war ja noch etwas in Nürnberg: Chandler lernt dort seine heutige Frau Nina kennen, mittlerweile sind die beiden Eltern einer Tochter.

Im Sommer 2014 kehrt Chandler als US-amerikanischer Nationalspieler (Debüt 2011, bislang letzter Einsatz 2016) zur Eintracht zurück. Auf und neben dem Platz ist Timmy seither ein wichtiger Faktor. Bei der Frage nach dem humorvollsten Teamkollegen fällt regelmäßig sein Name, für Spieler wie Goncalo Paciencia ist er Integrationshelfer und Freund. In der Relegation 2016 legt er ausgerechnet gegen Ex-Klub Nürnberg im Hinspiel Mijat Gacinovic den sportlich überlebenswichtigen Ausgleichstreffer auf. Im Frühjahr 2020 avanciert er plötzlich zum Torjäger und erzielt binnen neun Einsätzen gleich fünf Treffer – ein Kunststück, das ihm übrigens fast genau zehn Jahre zuvor für die U23 der Eintracht in der Regionalliga Süd schon mal gelungen war.

Womit wir zu den Kuriositäten und Funfacts zu Timothy Chandler gelangen. Diesbezüglich stechen sofort die gegnerischen Trainer ins Auge. Bei seinem ersten Senioreneinsatz für Eintrachts U23 im März 2008 coacht Ronny Borchers auf der Gegenseite Germania Ober-Roden. Ein halbes Jahr später steht Chandler in Cottbus erstmals im Profikader, Energie-Coach ist damals Bojan Prasnikar, Vater der heutigen Adlerträgerin Lara. Als Chandler erstmals in der Bundesliga für die Eintracht aufläuft, steht beim Gegner VfL Wolfsburg Dieter Hecking an der Seitenlinie – der Mann, der ihm einst zum Bundesligadebüt in Nürnberg verholfen hatte. Und wer war seinerzeit Heckings Co-Trainer in Nürnberg? Armin Reutershahn, der auch 2008 „Co“ von Friedhelm Funkel bei besagter Partie gegen Cottbus war.

„Solange ich laufen und mit einem Lächeln auf den Platz gehen kann, würde ich gerne weiterspielen“, hat Chandler auch mal gesagt. Bei der Eintracht, versteht sich. Als Kapitän der Junior Adler hat er mittlerweile auch wieder am Riederwald eine tragende Rolle übernommen. So wie damals zu seiner Anfangszeit, als er mit der U15 Süddeutscher Meister wurde. „Das war bislang mein absolutes Highlight“, sagte er als 16-Jähriger. Und heute? „Natürlich der Pokalsieg 2018“, lacht Timmy. Ein Titel mit dem Adler auf der Brust – was gibt es Schöneres für einen Frankfurter Bub?

Timmys Treue-Triple