Eintracht-Liebe weitergegeben

Dieser Tage feiert Harry Schwarz seinen 90. Geburtstag. Harry, der sich selbst nicht als Fan, sondern als „Eintracht-Verehrer“ bezeichnet, hat die ganze Familie mit seiner Begeisterung für die SGE angesteckt.

Geboren wurde Harry 1931 in New York, wo sein Vater zu diesem Zeitpunkt arbeitete. Schon der war fußballbegeistert und spielte bei Saxonia New York. Als die Familie 1937 nach Frankfurt zurückkehrte, wurde die Eintracht zu einem wichtigen Lebensbereich. „Zunächst bin ich mit meinem Vater zu den Spielen von FV Alemannia Nied gegangen, dann immer öfter auch an den Riederwald zur Eintracht, die damals ja noch am Ratsweg spielte. Mein Vater hat mir dort immer ein Programm für 10 Pfennig gekauft“, erinnert sich Harry an Spiele in Kriegszeiten. Die Programme von Spielen Anfang der 1940er Jahre hat Harry Schwarz sorgfältig aufgehoben – und mittlerweile dem Eintracht-Museum übergeben.

Nach Kriegsende war das Eintracht-Stadion von Bomben zerstört und das Gelände war von der Trümmerverwertungsgesellschaft belegt. Die Eintracht war heimatlos, sodass Harry mit seinem Vater die Eintracht-Spiele am Rosegger, am Brentanobad oder auf dem FSV-Sportplatz verfolgte, bis der Verein 1952 endlich ein neues Stadion eröffnete. Familie Schwarz besuchte übrigens nicht nur Spiele der Eintracht, sondern auch von Rot-Weiss, dem FSV und einer Mannschaft östlich von Frankfurt. Harry war längst Mitglied bei der Eintracht, nur als er zum Studium der Volkswirtschaft nach Tübingen ging, trat er aus dem Verein aus. „Das war damals eine finanzielle Frage. Als Student hatte man ja nicht so viel Geld.“ Nach dem Studium kehrte Schwarz zurück nach Frankfurt, heiratete seine Freundin Irene. Sie bekamen zwei Kinder, Birgit und Roland. Auch sie wurden zu Eintracht-Fans erzogen – und Vereinsmitglieder. Familie Schwarz erlebte große Eintracht-Zeiten, feierte Pokalsiege, zitterte 1992 beim Saisonfinale und war danach deprimiert. Sie erlebte das Auf und Ab der Endneunziger Jahre. 2016 traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag, als Sohn Roland nach schwerer Krankheit im Alter von nur 55 Jahren verstarb. Für die Beerdigung organisierte Harry ein aktuelles Trikot, das Roland mit in den Sarg bekam.

Roland fehlt in der Familie Schwarz bis heute, und sicher wäre er am 19. Mai 2018 mit seinen Eltern nach Berlin gereist. So verfolgten Irene und Harry das Spiel zu Hause in Buchschlag. „Wir konnten es gar nicht fassen, dass die Eintracht die Sensation geschafft hat. Das Spiel wäre für Roland ein Triumph gewesen, das hätte ihm gefallen“, erinnert sich Irene an den Pokalsieg der Eintracht.

Eintrittskarten aus der Zigarrendose bei Herrn Trapper

Mittlerweile haben Irene und Harry ihre Dauerkarte zurückgegeben. „In meinem Alter fällt es leichter, die Spiele direkt vor dem Fernseher zu schauen. Die Atmosphäre im Stadion fehlt natürlich, aber wir sind immer informiert.“ Harry weiß bestens Bescheid über die Eintracht, verfolgt aber auch die gesamte Bundesliga und das sonstige Sportgeschehen. Er ist ein wichtiger Zeitzeuge, der die Vereinsgeschichte seit den 1940er Jahren verfolgt hat. Harry kennt nicht nur alle Spieler, er erinnert auch immer wieder an die Funktionäre der Vergangenheit. „Ihr müsst mal was zu Willi Balles schreiben, dem Spielausschussvorsitzenden der 1950er Jahre. Er hat damals die besten Spieler zur Eintracht geholt, zum Beispiel den Richard Kress aus Horas“, mahnt er den Blick über den Rand des Spielfelds. Und erinnert sich an Zeiten direkt nach dem Krieg, als er in der kleinen Geschäftsstelle im ersten Stock der Taubenstraße 25 Eintrittskarten für die Spiele gekauft hat: „In der Taubenstraße gab es einen Doppelschreibtisch, da saßen Karl-Heinz Trapper und Hans Moeser-Goehring. Herr Trapper hat die Eintrittskarten aus einer großen Zigarrendose verkauft.“ Über die Entwicklung des Vereins ist er begeistert: „Dass die Eintracht mittlerweile über 90.000 Mitglieder hat, ist beeindruckend.“ Familie Schwarz hat das Ihre dafür getan. Alle fünf Enkelkinder sind Vereinsmitglieder: Seit dem Tag der Geburt!

Harrys Treue-Triple