EM mit Hindernissen

Am 1. März startete für Mehrkämpfer Andreas Bechmann die Reise zu den Hallen-Europameisterschaften ins polnische Torun. Mit einem guten sechsten Platz im Gepäck kehrte er am 8. März zurück. Es war ein Wettkampf mit Hindernissen und Pannen, an die er sich noch lange zurückerinnern wird. Aber der Reihe nach.

Die Anreise, die von Frankfurt aus normalerweise wie im Flug vergeht, sollte dieses Mal knapp eine Woche dauern. Das Reisegepäck eines Mehrkämpfers passt nicht gerade in einen üblichen Koffer. Da aktuell aufgrund der Coronapandemie keine Flugzeuge mit der Kapazität Richtung Polen starten, entschied sich das Team rund um Andreas Bechmann zu einer Busreise. Erstes Etappenziel war das Olympische und Paralympische Trainingszentrum Kienbaum. Nach einem zweitägigen Aufenthalt ging die abenteuerliche Reise nach Torun weiter.

Mit zwei Saisonbestleistungen über 60 Meter (7,02 Sekunden) und im Weitsprung (7,49 Meter) startete Andreas Bechmann am 6. März gut in den Wettkampf. Da auch in Torun aufgrund strenger Hygienekonzepte keine Zuschauer erlaubt waren, übertraf die Stimmung in der Halle somit kaum die eines Bingo-Abends. Im anschließenden Kugelstoßen schien die Kugel etwas schwerer als sonst. Bechmann beförderte das 7,5 Kilo schwere Wettkampfgerät auf 13,80 Meter. Keine Saisonbestleistung, aber auch kein Beinbruch für den 21-Jährigen. Dafür folgte zum Abschluss des Tages seine Paradedisziplin Hochsprung, was er mit übersprungenen 2,10 Metern einmal mehr unter Beweis stellte. „Hochsprung ist die Bank und das war wirklich sehr zufriedenstellend“, so Bechmann nach Tag eins.

Der Wecker klingelte am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang. Der zweite Tag begann mit der vermeintlich schlechtesten Disziplin des Frankfurter Mehrkämpfers, den 60 Meter Hürden. Die Uhr stoppte bei 8,57 Sekunden. Auf die Wackel- folgte dann aber die Lieblingsdisziplin: der Stabhochsprung. Andreas Bechmann gehört zu den besten Stabhochspringern im Mehrkampf – und so ging es auch an diesem Tag wieder über luftige Höhen. Am Ende standen für den Adlerträger 5,10 Meter zu Buche. Der abschließende 1000-Meter-Lauf allerdings sollte nochmal eine Menge Spektakel beinhalten. „On your marks.“ klang es durch die elektronische Startanlage, dann folgte der Startschuss. Alle hatten diesen laut und deutlich vernommen und setzten sich in Bewegung. Alle, bis auf den rechten Schuh von Andreas Bechmann, dieser blieb wie festgewurzelt an der Startlinie stehen. „Der wollte einfach nicht. Ich wollte rennen und er nicht“, erzählte der 21-Jährige scherzend nach dem Rennen. Zum Aufsammeln blieb natürlich keine Zeit und so absolvierte er die 1.000 Meter mit einem Socken und einem Schuh.

Am Ende standen für Andreas Bechmann 5995 Punkte zu Buche und damit der sechste Platz bei seinen zweiten Europameisterschaften. „Mit der Punktzahl bin ich natürlich nicht zufrieden. Es war alles okay, aber okay ist nicht mein Anspruch“, resümierte er. Tags darauf ging es für die Reisegruppe „Europameisterschaften“ wieder zurück nach Frankfurt. Es bleibt abzuwarten, welche Reiseziele im kommenden Sommer angesteuert werden können. An Attraktivität mangelt es dabei nicht. Das Schönste wären dabei wohl die Olympischen Spiele in Tokio.

Mit von der Partie dürfte dann auch wieder 800-Meter-Spezialist Marc Reuther sein. Der 24-Jährige erlebte in Torun ein denkbar unglückliches Wochenende. Mit einer Zeit von 1:50,98 Minuten belegte er im Vorlauf nur Rang vier und scheiterte äußerst ärgerlich mit nur einer Hundertstelsekunde. Eine Busreise nach Tokio dürfte sich allerdings schwierig gestalten …