„DIESES GEFÜHL MÖCHTE ICH UNBEDINGT MIT DER EINTRACHT ERLEBEN“
2021 ist schon jetzt sein Jahr! Nach einer schwierigen ersten Saison ist Djibril Sow bei der Eintracht zum Leistungsträger gereift und spielt aktuell mit der Mannschaft auf Topniveau. Seit Januar ist der 24-Jährige Vater einer Tochter. Im Interview mit der „Eintracht vom Main“ spricht Sow über sein privates Glück, lässt seine bisherige Zeit in Frankfurt Revue passieren und erzählt von seinem Traum, mit der Eintracht Champions League zu spielen.
Interview:
Lars Weingärtner
Fotos:
Max Galys
Djibi, du bist
mittlerweile seit fast zwei Jahren in Frankfurt. Konntest du die Stadttrotz
Corona schon kennen und lieben lernen?
Ehrlicherweise
war ich positiv überrascht. Die Frankfurter Skyline ist etwas ganz Besonderes, das
kenne ich so aus der Schweiz nicht. Die Innenstadt ist sehr schön und sauber,
und in meinem Viertel ist es sehr ruhig. Das ist mir besonders wichtig, seit
meine Tochter Maliya auf der Welt ist. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Im Januar bist du
erstmals Vater geworden, wie waren die ersten Monate mit Baby?
Ich
glaube, meine Tochter ist stolz darauf, ein Frankfurter Mädchen zu sein
(lacht). Es ist sehr entspannt und wir sind unglaublich glücklich. Ich bin
definitiv geduldiger geworden, das muss man mit einem Säugling auch sein. Das Leben
bekommt einen noch größeren Sinn, wenn man sein eigen Fleisch und Blut bei sich
hat.
„WENN MEINE TOCHTER LÄCHELT, GEHT MIR DAS HERZ AUF“
Was ist das Schönste
daran, Papa zu sein?
Wenn
meine Tochter lächelt, geht mir das Herz auf. Es ist ein unbeschreibliches
Gefühl, nach dem Training nach Hause zu kommen und mit der Kleinen zu spielen.
Das ist mein Highlight, auf das ich mich jeden Tag freue.
Du bist in einer großen
Familie mit drei älteren Schwestern aufgewachsen. Möchtest du auch viele Kinder
haben?
Darüber
habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Familie ist mir sehr wichtig, aber
aktuell liegt der ganze Fokus auf Maliya. Wer weiß, was die Zukunft bringt. Wir
nehmen alles, wie es kommt.
Welche Erinnerungen
hast du an deine Kindheit?
Ich
war das jüngste Kind und der einzige Junge meiner Eltern. Dadurch war es für
mich ein bisschen einfacher, ich wurde sehr verwöhnt. Natürlich gab es
Streitereien, wie sie in jeder Familie vorkommen. Aber ich liebe meine Schwestern.
Es war immer, als hätte ich vier Mütter. Aufgrund der aktuellen Situation kann man
die Familie leider nur ganz selten sehen, aber wir stehen immer in Kontakt.
Eine meiner Schwestern hat kürzlich einen Sohn bekommen. Wir freuen uns alle
darauf, wenn sich Cousine und Cousin kennenlernen können.
Wie läuft das Windeln
wechseln?
Darum
kümmert sich meistens meine Freundin. Ich habe mich schon daran versucht, es lief
nicht optimal (lacht). Für meine Kleine mache ich aber natürlich alles.
Was machst du an einem
freien Tag?
Seit
Maliya auf der Welt ist, bestimmt sie den Tag. Meistens gehen wir mit ihr
spazieren oder ich spiele mit ihr.
„ICH WAR DAS JÜNGSTE KIND UND DER EINZIGE JUNGE. ICH WURDE SEHR VERWÖHNT“
Zu Hause verbringst du
natürlich auch Zeit auf der Couch. Bist du ein Serienjunkie?
Auf
jeden Fall! Durch Corona hat sich das noch verstärkt. Ich habe das Gefühl, ich
habe alle Serien durchgeschaut. Ich bin sehr gerne zu Hause. Vor allem nach dem
Trubel, den wir Fußballer jedes Wochenende erleben, genieße ich die Zeit mit
meiner Freundin und unserer Tochter.
Welche sind deine drei
Lieblingsserien?
Game of Thrones, Prison Break und Narcos!
Guckt deine Freundin
mit?
Wir
haben leider nicht denselben Geschmack. Sie steht eher auf Horror, Mord- und
Totschlag. Das ist mir zu viel. Ich kann dann nicht schlafen (lacht).
Einige Mitspieler haben
uns verraten, dass du großen Wert auf deine Kleidung legst. Stimmt das?
Ich
weiß nicht, wer das gesagt hat (lacht). Meistens komme ich in Jogginghose zum
Training. Es stimmt aber, dass ich gerne aktuelle und schöne Sachen im Schrank
habe. Ich habe viele Hoodies und T-Shirts. Hemden und Anzüge trage ich nicht
besonders gerne.
Weißt du, welche fünf
Begriffe zuerst auftauchen, wenn man dich googelt?
Puh,
keine Ahnung.
Ganz vorne dabei sind
Kind und Familie, darüber haben wir bereits gesprochen. Als dritten Begriff
hätten wir Instagram. Wie präsent bist du auf Social Media?
Ich
bin nicht so aktiv wie manch anderer. Ich poste eigentlich nur Fußballcontent.
Ich bin kein Fan davon, zu viel preiszugeben.
„ICH BIN MEIN EIGENER KRITIKER UND WEISS, WENN ICH SCHLECHT GESPIELT HABE“
Liest du dir nach
schlechten Spielen Kommentare aus den sozialen Medien durch?
Ich bin
mein eigener Kritiker und weiß, wenn ich schlecht gespielt habe. Ich versuche
immer, meine beste Leistung abzurufen. Wenn das nicht klappt, bin ich sehr
unzufrieden, selbst wenn wir gewinnen. Dementsprechend muss ich mir keine
Kommentare durchlesen, weil ich meine Leistungen selbst am besten einschätzen
kann. Ich kann und möchte mich immer verbessern.
Punkt Nummer vier ist
dein Gehalt, über das wir natürlich nicht sprechen. Wie stehst du zu der
Meinung, dass Fußballer zu viel Geld verdienen?
Ich
denke, dass heutzutage im Fußballgeschäft horrende Summen ausgegeben werden. Wenn
früher für einen absoluten Topspieler 100 Millionen Euro bezahlt wurden, war
das außergewöhnlich, mittlerweile ist es fast Normalität. Wir müssen aufpassen,
dass sich das nicht in die völlig falsche Richtung entwickelt. Natürlich lehnt
man als Spieler kein Geld ab und möchte lieber nur die Hälfte verdienen, das
würde vermutlich auch sonst niemand machen. Es gibt viele andere Sportler und
Personen, die auch sehr viel Geld verdienen, über die aber nicht so viel
gesprochen wird.
Der fünfte und letzte
Begriff ist FIFA 21. Spielst du selbst FIFA?
Ehrlicherweise
habe ich das noch nicht gespielt. Seit ich Papa bin, habe ich auch deutlich weniger
Zeit für solche Sachen. Früher habe ich immer FIFA gespielt. 21 ist die erste
Version, die ich noch nicht getestet habe. Ich weiß nicht mal, wie mein Wert
ist.
André Silva macht sich
über seine Karte deutlich mehr Gedanken …
Ja, er
hat fast geheult (lacht). Ich nehme das nicht so ernst, es ist schließlich nur
ein Spiel. Wenn ich Zeit habe, spiele ich auch gerne mal eine Runde. Meine
Konsole ist ein wenig eingestaubt, aber wenn es die Zeit erlaubt, wird sie
wieder genutzt.
Kommen wir zum
Sportlichen. Wie würdest du deine bisherige Zeit in Frankfurt zusammenfassen?
Im
ersten Jahr gab es mehr Tiefen als Höhen, daraus konnte ich sehr viel lernen.
Die Situation hat mich zu einem besseren Spieler gemacht. In dieser Saison
läuft es sowohl für mich persönlich als auch für die Mannschaft ideal, so wie
ich es mir von Anfang an erhofft habe. Ich wollte immer erfolgreich mit der
Eintracht Fußball spielen, weil ich schon vor meinem Wechsel gesehen habe,
welches Potenzial in diesem Klub steckt. Jetzt können es alle sehen.
Hattest du in der
ersten Phase Selbstzweifel?
Am
Anfang lief alles anders als ich es mir vorgestellt hatte, da habe ich
definitiv manchmal gezweifelt. Zu Beginn der neuen Saison konnte ich das aber
zum Glück schnell abschütteln und Leistung auf dem Platz zeigen.
Bist du der Meinung,
dass Spieler heutzutage zu schnell beurteilt und als Fehleinkauf abgestempelt
werden, wenn sie nicht sofort Leistung bringen?
Ja.
Aber so ist das Geschäft und ich glaube, dass sich das nicht ändern wird.
Fußball ist ein Leistungssport und wir sind Profis, die Leistung bringen
müssen. Wir Spieler müssen ruhig bleiben. Wir sind alle nur Menschen und können
nicht auf Knopfdruck funktionieren. Aber die Außenwahrnehmung können wir nicht
beeinflussen.
Du arbeitest nebenbei
mit einem Mentaltrainer. Wie kann man sich das vorstellen?
Es
ist, als würde man mit einem Freund reden, der Tipps gibt. Ich lerne, wie ich
mich weniger über bestimmte Dinge aufrege und wie ich geduldiger werde. Er hat
mir Übungen gezeigt, mit denen ich mich schnell beruhigen und besser
konzentrieren kann. Mir hilft es sehr dabei, den Fokus auf die wichtigen
Aspekte zu legen und Kraft zu tanken.
In welchen Bereichen
kannst du dich als Fußballer noch verbessern?
Meine
Tor- und Assistquoten sind sicherlich noch ausbaufähig. Auch im Kopfballspiel
ist noch Luft nach oben. Daran arbeite ich.
„ICH WOLLTE IMMER ERFOLGREICH MIT DER EINTRACHT FUSSBALL SPIELEN, WEIL ICH SCHON VOR MEINEM WECHSEL GESEHEN HABE, WELCHES POTENZIAL IN DIESEM KLUB STECKT“
Aktuell seid ihr in Topform.
Woran machst du den Erfolg in diesem Jahr fest?
Unsere
Mannschaft ist im Vergleich zum vergangenen Jahr größtenteils
zusammengeblieben. Das war sehr wichtig. Zu Beginn der Saison hatten wir unsere
Spielphilosophie und die richtige Formation noch nicht gefunden. Mit der Zeit
haben wir aber immer mehr gemerkt, dass wir erfolgreich und gut Fußball spielen
können. So haben wir Vertrauen entwickelt. Wir haben immer gesagt, dass wir
viele Spiele gewinnen können, wenn wir so weitermachen. So ist es gekommen und
wir haben uns in einen Flow gespielt. Selbst wenn Spieler ausfallen, bringt die
Mannschaft konstant gute Leistungen auf den Platz. Es war ein Reifeprozess.
Jetzt sind wir ein Topteam, das verdient auf Platz vier steht.
Du hast mit Bern bereits
die Champions-League-Hymne auf dem Platz gehört. Was ist das für ein Gefühl?
Wenn
die Hymne ertönt, bekommt man Gänsehaut am ganzen Körper. Als kleiner Junge hört
man sie vor dem Fernseher und träumt davon, das einmal auf dem Platz zu
erleben. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie beeindruckend die Atmosphäre in
einem vollen Frankfurter Stadion an einem Champions-League-Abend wäre. Wir alle
haben dieses große Ziel vor Augen und ich glaube daran, dass wir das bis zum
Ende durchziehen.
Kannst du dir
vorstellen, was bei einer Qualifikation für die Champions League in Frankfurt
los wäre?
Das
wäre wie ein Titel, die Stadt wäre im Ausnahmezustand. Diese Vorstellung gibt
uns noch einmal zusätzlich Motivation. Jeder ist heiß darauf, das Ziel zu
erreichen. Man sieht in jedem Spiel, dass wir das unbedingt wollen.
Hast du einen
fußballerischen Traum?
An
erster Stelle träume ich von der Champions League mit der Eintracht! Natürlich möchte
ich so viele Titel gewinnen wie möglich. Ich konnte in meiner Karriere bisher
zwei Titel feiern, das ist das schönste Gefühl als Fußballprofi. Dieses Gefühl
möchte ich unbedingt mit der Eintracht erleben.