Ache Airlines und Aschenbecher

In Frankfurt geboren und aufgewachsen, in Rotterdam zum Profi geworden. Seit Juli 2020 ist Ragnar Ache wieder zurück in seiner Heimatstadt Frankfurt und spricht in der Rubrik Eagles25 über Spitznamen, seine Kindheit in Neu-Isenburg und Erlebnisse als Torhüter.

Dein erstes Fußballtrikot?
Ich habe schon so viele Trikots gehabt, aber ich weiß nicht, was davon mein erstes war. Ein Eintracht-Trikot war auf jeden Fall schon früh dabei (lacht). 

Wer ist der beste Spieler auf deiner Position weltweit aktuell?
Robert Lewandowski oder Karim Benzema. Im Moment eher Lewandowski. Er macht jede Woche Tore und bei ihm sieht das so einfach aus. Jedes Mal steht er gut vor dem Tor und dann trifft er auch noch. Es ist komisch, gegen ihn zu spielen, wenn man ihn sonst nur im Fernsehen oder bei FIFA sieht. Wenn man ihn dann vor sich hat, ist das schon ein geiles Gefühl. [Anm. d. Red.: Ache stand gegen die Bayern in der Rückrunde im direkten Duell auf dem Platz.] 

Dein Lieblingsreiseziel?
Normalerweise verreise ich sehr selten, aber ich möchte mal nach Japan und in die USA. Da war ich noch nie. Japan sieht so schön aus und ich sehe viele Animes, das Land reizt mich. Über die USA habe ich schon früher mit meinen Freunden geredet, dass wir dort unbedingt hinmöchten. 

Dein Lieblingsessen?
Ich esse eigentlich alles, es gibt da kein bestimmtes Lieblingsessen. Ich mag aber besonders die afrikanische Küche, Fufu zum Beispiel. Das ist wie Kartoffelpüree, aber es klebt mehr und man isst es mit der Hand. Dazu gibt es unterschiedliche Saucen mit Fisch oder mit Erdnüssen. Meine Mutter macht das immer, wenn ich da bin. 

Dein Lieblingsort in Frankfurt?
Zu Hause! Ich gehe nicht so oft raus und seit Beginn der Coronapandemie bin ich fast nur zu Hause. Manchmal gehe ich zu meinem Vater, aber auch nicht sehr oft wegen Corona. Früher war ich immer gerne in Neu-Isenburg auf dem Fußballplatz. 

In welcher Musikgruppe wärst du am besten aufgehoben?
Ich liebe Hip-Hop. Eine Musikgruppe ist da schwer zu sagen, da ich eher einzelne Künstler mag. Drake zum Beispiel. 

Deine Erinnerungen an dein erstes Profispiel?
Das war am 4. April 2017 in Heerenveen für Sparta Rotterdam. Es war ganz komisch, weil ich vorher fast nur mit der zweiten Mannschaft trainiert habe und nicht oft mit der ersten. Der andere Stürmer, Mathias Pogba, Bruder von Paul Pogba, war krank, und kurzfristig wurde ich in den Kader berufen. Ich hatte gar nicht erwartet, dass ich reinkommen darf, und dann bin ich eingewechselt worden. Ein tolles Erlebnis! 

Wer war dein Idol in deiner Kindheit?
Didier Drogba. 

Welchen Sport schaust du gerne im Fernsehen?
Am meisten schaue ich Basketball und American Football. Aber auch Baseball und UFC.

Welche Position hast du in der Jugend gespielt?
Stürmer und Torwart. Eine Woche war ich Stürmer, dann war ich eine Woche Torwart, dann wieder Stürmer. Erst 2009 nach meinem Umzug in die Niederlande war ich nur noch Stürmer. 

Mit wem verstehst du dich im Team am besten?
Privat war ich schon mit Evan unterwegs, aber ich verstehe mich mit allen gut. Jetro spricht auch holländisch, genauso wie Amin. Die zwei saßen in der vergangenen Saison neben und vor mir in der Kabine. 

Erzähl uns bitte etwas über Anette Feyand-Gulin.
Sie war meine Erzieherin und erste Trainerin in Neu-Isenburg. Später habe ich auch mit ihrem Mann Milan trainiert. Und mit ihrem Sohn habe ich eine Zeit lang gespielt. Ich habe gute Erinnerungen an diese Zeit. Im Dezember 2019 habe ich Anette und ihre Familie besucht, jetzt ist es schwer wegen Corona. 

Welche Erinnerungen hast du an deine Kindheit in Neu-Isenburg?
Ich war sehr oft auf dem Bolzplatz, fast jeden Tag. Und ich war generell viel draußen, da habe ich dann mit meinen Jungs gezockt. Wie gesagt, es war eine schöne Zeit. 

An welches Spiel in deiner Jugend erinnerst du dich besonders gerne – oder ungerne?
Einmal haben wir in Neu-Isenburg gegen die Eintracht gespielt, da stand ich noch im Tor. Leider haben wir verloren. Aber das ist trotzdem ein Moment, den ich nie vergessen werde. 

Mit zehn Jahren bist du mit Mutter und Schwester nach Rotterdam gezogen. Wie hast du diese Zeit erlebt, wie bist du anfangs zurechtgekommen in den Niederlanden?
Es war nicht einfach. Am Anfang habe ich niemanden gekannt dort und konnte die Sprache nicht, nur Englisch. Aber die Sprache habe ich schnell gelernt und dann auch schnell Freunde gefunden. Dort, wo ich gewohnt habe, gab es einen Fußballplatz und da war ich fast jeden Tag. Da habe ich erst Englisch gesprochen mit den Jungs und mit der Zeit kam auch Holländisch dazu. Ich habe wirklich schnell Freunde gefunden, denn man muss nicht gleich dieselbe Sprache sprechen – wenn man Fußball spielt, geht das einfach von selbst.

Was hat dir an der Stadt Rotterdam besonders gefallen?
Es ist eine wirklich schöne Stadt. Rotterdam ist modern und es gibt viele Neubauten, das erinnert mich ein bisschen an Frankfurt. 

Dein schönster Sieg als Fan von der Eintracht?
Das war, wie bei wahrscheinlich allen, der Pokalsieg 2018. Ich war zu der Zeit in den Niederlanden, habe von dort alles mitbekommen und das Spiel auch verfolgt. Den Sieg dann zu sehen, war schon ein geiles Gefühl. 

„Wenn man Fußball spielt, geht die Verständigung einfach von selbst“

Dein schönster Sieg als Spieler?
Da gibt es mehrere. Mit Sparta gegen AZ Alkmaar, da haben wir vor zwei Jahren 3:0 gewonnen. Aber auch hier mit Frankfurt zu Hause gegen die Bayern, wo ich ein paar Minuten gespielt habe. Da hatte ich gerade eine Verletzung auskuriert. Dann noch zu gewinnen, das war echt ein cooler Moment. Bayern ist das beste Team der Welt aktuell – sie zu besiegen, ist besonders. Gerade nach meiner Verletzung. Bayern habe ich auch immer nur im Fernsehen oder in FIFA gesehen, und wenn man dann live dabei sein kann und auch noch erfolgreich, ist das ein krasses Gefühl. 

Welches Tor von dir hätte die Auszeichnung „Tor des Monats“ verdient – und warum?
Gegen Top Oss in den Playoffs vor zwei Jahren. Ein satter Distanzschuss, der ohne Abwehrmöglichkeit für den Torwart eingeschlagen ist. Das war ein schöner Abend – ich habe nach Einwechslung zwei Tore erzielt und wir haben uns für das Playoff-Finale qualifiziert, das wir dann auch noch trotz einer Heimniederlage im Hinspiel gewonnen haben. 

Deine bitterste Niederlage?
Mit Sparta Rotterdam, als wir abgestiegen sind. Ich habe an dem Tag nicht gespielt, sondern saß auf der Bank. Das war schon komisch, da haben wir verloren gegen Emmen. Oder auch, als wir zu Hause 0:7 im Derby gegen Feyenoord verloren haben.

Wer war bisher dein härtester Gegenspieler?
Matthijs de Ligt, als er bei Ajax gespielt hat. Oder David Alaba. Gegen ihn habe ich aber nicht so lange gespielt, das ist deshalb schwer zu beurteilen. 

Wie lautet dein Spitzname und wie ist er entstanden?
In den Niederlanden haben sie mich manchmal Ache Airlines genannt, wegen meiner Sprungkraft. Hier in Frankfurt nennt mich Aymen den „Aschenbecher“, weil sich Ache so ähnlich anhört wie Asche. 

Deine Lieblingsapp?
TikTok und Instagram. 

Wie viele Sprachen sprichst du?
Deutsch, Englisch und Holländisch. 

Welches Fach hast du in der Schule besonders gemocht – und welches gar nicht?
Französisch mochte ich gar nicht. Mathe und Englisch fand ich immer gut. 

Interview: Michael Wiener
Fotos: Jan Hübner, imgao images