Einer von uns: Matias
Botschafter in Europa

Die Eintracht macht in der kommenden Saison wieder die Stadien Europas unsicher. Sehr zur Freude von Exil-Adler Matias Herkommer Carrion, der der Diva seit Jahren schon von Madrid aus die Treue hält.

Matias erinnert sich noch gut an seinen ersten Stadionbesuch bei der Frankfurter Eintracht im Jahre 1991. Das Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg ging in dieser Saison 2:2 aus. „Damals haben Kinder noch die Hälfte vom Eintrittspreis gezahlt.“, erinnert sich der 42-Jährige. „Im alten Waldstadion war es so, dass man die Karte am Stadion gekauft hat. Die Leute an der Kasse haben die Karte dann in zwei Teile gerissen, wenn man nur den halben Preis gezahlt hat. Diese Hälfte habe ich aufgehoben.“ Der gebürtige Frankfurter ist schon seit Kindertagen Fan der Eintracht. „Solange ich denken kann“, erklärt er. Als Halbspanier war aber auch das Land im Süden Europas schon immer Teil seines Lebens.

„Ich fühle bei keinem Verein das Gleiche wie bei der Eintracht“

„Mein Leben hat sich immer in beiden Ländern abgespielt“, berichtet er. Letztendlich war es die bessere berufliche Perspektive, die Matias dauerhaft nach Südeuropa zog. Doch auch aus der Ferne hält er der Eintracht weiterhin die Treue und verfolgt die Spiele der Profis über den Bezahlsender Movistar, der die Topspiele der Bundesliga übertr.gt. „Diese Saison bin ich glücklich, weil die Eintracht mehr oder weniger jede zweite Woche im Topspiel vertreten ist“, so der 42-Jährige. „Ich glaube, ich habe in den letzten zwanzig Jahren nicht so viele Eintracht-Spiele gesehen, wie in dieser Saison.“ Auch seine Besuche in der Mainstadt plant Matias so, dass er bei diesen zu einem Heimspiel gehen kann. So ist sichergestellt, dass er die Eintracht mindestens einmal pro Jahr live im Stadion verfolgen kann.

Weitere Menschen, die seine Leidenschaft für die Eintracht teilen, konnte Matias in Madrid bisher nicht finden. „Ich sehe mich hier ein wenig als Botschafter“, lacht er. „Das macht es mir natürlich noch leichter, mit Eintracht-Trikots oder T-Shirts rumzulaufen.“ Der Fußball sei in seiner Wahlheimat aber auch insgesamt allgegenwärtig. „Neutralität gibt es hier nicht.“ In Spanien gehe man davon aus, dass jeder irgendeinem Klub folgt. Auch der Exil-Adler entwickelte während seiner Zeit in Spanien Sympathien für die dort beheimateten Klubs. „Es gibt hier schon Vereine, die ich sehr attraktiv finde“, berichtet Matias. „Aber bei keinem fühle ich das Gleiche wie bei der Eintracht.“ Seine Zuneigung mache er vor allem an den Fans der jeweiligen Mannschaften fest. „Ich denke, dass das auch die Seele von einem Verein ausmacht, wie das Ganze nach außen getragen wird“, erklärt er.

Die Fans von Eintracht Frankfurt sind spätestens seit der Europa-League-Saison 2018/19 auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Matias, der zu dieser Zeit in Mailand arbeitete, erinnert sich noch gut an das dortige Auswärtsspiel, zu dem die Frankfurter mit über 15.000 Fans im Rücken anreisten. „Die Innenstadt war komplett überlaufen von Frankfurtern“, so Matias. „Ich selbst bin mit Anzug, Krawatte und Eintracht-Schal zur Arbeit gegangen. Alle Menschen und auch die Kollegen haben gestaunt und gesagt: ‚Wir wussten nicht, dass die Frankfurter so gute Fans haben.‘“

Dem anstehenden europäischen Wettbewerb blickt Matias freudig entgegen: „Der Name Eintracht Frankfurt bekommt so eine komplett neue Definition. Das macht mich sehr glücklich.“ Er habe noch gute Erinnerungen an die Zeit, als die Adlerträger in den 90er Jahren international erfolgreich spielten. „Damals wurden in Spanien auch überall Eintracht-Trikots verkauft“, blickt er zurück. „In den 90ern kannte jedes Kind in Spanien die Frankfurter Eintracht.“ Wichtiger als der sportliche Erfolg in der Europa League ist dem 42-Jährigen allerdings eine langfristige Stabilität. „Ich wünsche mir, dass man gut wirtschaftet und gute Arbeit leistet, sodass man irgendwann sagt: Okay, die Frankfurter gehören jetzt oben mit dazu.“

„Es werden Türen geöffnet“

Mit der Eintracht verbindet Matias allerdings mehr als nur die fußballerische Komponente. Besonders die Vielfältigkeit, die den Klub ausmacht, schätzt er. „Die Eintracht verkörpert, was die Straße vorlebt“, erklärt Matias. „Jeder außerhalb von Frankfurt ist dennoch Frankfurter. Ich glaube, die Eintracht trägt dazu bei, dass das auch so gefühlt wird. Es werden keine Barrieren gestellt – ganz im Gegenteil: Es werden Türen geöffnet.“

Auch viele Gänsehautmomente durfte er mit der Diva in den vergangenen Jahrzehnten erleben – positive wie negative. Unübertroffen bleibt für ihn der Nichtabstieg im Jahre 1999. „Das war der 29. Mai, so etwas vergesse ich nicht!“ Bei dem Platzsturm, der auf den Schlusspfiff folgte, riss ihm damals die Hose am Zaun. „Aber ich war auf dem Rasen. Das war der positivste Moment, den ich live erlebt habe.“

Inwiefern die Spiele der kommenden Saison live verfolgt werden können, ist noch nicht abzusehen. Doch wenn es möglich ist, wird auch Matias versuchen, die Frankfurter im Stadion zu unterstützen. „Wenn ich die Chance habe, die Eintracht in ein tolles europäisches Stadion zu begleiten, werde ich das mit Sicherheit machen“, erklärt er. „Bis dahin laufe ich weiter mit meinen T-Shirts und Jacken hier herum, um die Marke Eintracht Frankfurt als Botschafter in Europa zu verbreiten.“