Rieder Rekordmänner

Michael Angerschmid und Ronald Brunmayr assistieren ihrem langjährigen Weggefährten Oliver Glasner und sind seit dieser Saison die Co-Trainer bei den Adlerträgern. Warum die Grundlage für die gute Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer schon vor Jahrzehnten gelegt wurde, wie sich ihre Wege trennten – und sie als Trio in Frankfurt erstmals wieder zusammenkamen.

Sie kennen sich schon seit Kindheitstagen, spielten während ihrer aktiven Fußballlaufbahn gemeinsam bei der SV Ried – nun sind Michael Angerschmid, Ronald Brunmayr und Oliver Glasner erstmals in dieser Konstellation als Trainergespann im Einsatz. Brunmayr erinnert sich an die ersten Berührungspunkte: „Wir sind uns im Alter von zwölf Jahren bei der Auswahl in Oberösterreich zum ersten Mal über den Weg gelaufen. Seitdem ging der Kontakt nie mehr verloren.“ Der ehemalige Mittelstürmer verbrachte seine gesamte Profikarriere in Österreich, insgesamt kam er in 311 Bundesligaspielen zum Einsatz und kann dabei auf 97 Tore und 22 Vorlagen zurückblicken. Seine erfolgreichste Zeit hatte Brunmayr beim Grazer AK, für den er 50 und damit mehr als die Hälfte seiner Treffer erzielte. Die weiteren Stationen des 1,77 Meter großen ehemaligen Offensivmannes: Der FC Kärnten, Sturm Graz, Austria Wien, der FC Linz und die SV Ried, für die er zwischen 1998 und 2000 sowie zwischen 2005 und 2007 insgesamt 111 Partien absolvierte. 88 Mal stand er dabei gemeinsam mit Oliver Glasner auf dem Platz, ein weiteres Mal liefen beide zusammen für die österreichische U21-Nationalmannschaft auf. Mit Michael Angerschmid spielte Brunmayr 57 Mal für die Sportvereinigung.

Nach seinem Karriereende 2012 arbeitete der gebürtige Steyrer als Trainer verschiedener Mannschaften des Linzer ASK, unter anderem coachte er die zweite Mannschaft und einige U-Teams. Auch hier kreuzten sich die Wege mit Glasner und Angerschmid, die zeitgleich vier Jahre lang als Chefcoach und Co-Trainer bei den Profis unter Vertrag standen. „Wir saßen über Jahre im selben Großraumbüro, von daher kennen wir unsere Fußballphilosophie genau. Wir haben nicht nur eine Arbeitsbeziehung, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis. Wir wissen, wie der andere tickt, und schätzen jeweils die Meinung des anderen“, erzählt Brunmayr. 2019 stand er ein halbes Jahr lang als Assistenzcoach des FC Juniors Oberösterreich aus Pasching, dem Kooperationspartner des LASK, an der Seitenlinie, ehe er im Januar 2020 den Cheftrainerposten bei Blau-Weiß Linz übernahm. Unter der Leitung des achtmaligen Nationalspielers sicherte sich der österreichische Zweitligist in der abgelaufenen Spielzeit am letzten Spieltag durch ein Remis beim direkten Verfolger FC Liefering mit dem besseren Torverhältnis die Meisterschaft. Trotz des größten Erfolgs der Vereinsgeschichte entschied sich Brunmayr für eine neue Aufgabe, auch weil der Klub keine Lizenz für die österreichische Bundesliga beantragt hatte. „Als der Anruf aus Frankfurt kam, war für mich schnell klar, dass ich hier arbeiten möchte“, erklärte der 46-Jährige bei der offiziellen Vorstellungs-Pressekonferenz.

Während Brunmayr nun erstmals direkt auf Trainerebene mit Oliver Glasner zusammenarbeitet, begleitet Michael Angerschmid den neuen Chefcoach der Eintracht bereits seit mehreren Jahren als Co-Trainer. Der gebürtige Schärdinger spielte während seiner aktiven Laufbahn ausschließlich für die SV Ried, bei der er zuvor diverse Jugendmannschaften durchlief. Für die Sportvereinigung stand der ehemalige defensive Mittelfeldspieler in 447 Partien auf dem Platz und erzielte dabei 24 Tore. Nur ein Spieler trug das Trikot der SV in der Vereinsgeschichte noch häufiger: Oliver Glasner! Der neue Chefcoach der Eintracht lief seinerzeit in 568 Partien für den österreichischen Bundesligisten auf. Angerschmid blieb seinen Riedern auch nach dem Ende seiner Profikarriere 2007 treu und war im Verein erst als Interims- und später als Co-Trainer im Einsatz – damals stand Glasner noch als sein Schützling auf dem Platz. Zwischen 2012 und 2014 hatte der 47-Jährige das Cheftraineramt der SV Ried inne, im Juni 2015 folgte er dem Ruf von Glasner als dessen Assistenzcoach zum Linzer ASK. Seither trennten sich die Wege der beiden UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber bekanntlich nicht mehr.

Für den österreichischen Klub standen Angerschmid und Glasner in 161 Spielen an der Seitenlinie und erreichten Historisches. Unter der Leitung des Duos qualifizierte sich die Mannschaft aus Linz in der Spielzeit 2017/18 erstmals in der Vereinsgeschichte für die UEFA Europa League, nachdem sie in der Vorsaison erst in die Bundesliga aufgestiegen war. Im anschließenden letzten Jahr beim LASK belegten Glasner und Angerschmid mit ihrem Team in der regulären Saison den zweiten Platz, durch den sie zur Teilnahme an der Meistergruppe berechtigt waren. Dort konnte man hinter dem Meister Salzburg den zweiten Platz halten und sich somit für die zweite Qualifikationsrunde der UEFA Champions League qualifizieren. Im direkten Anschluss an die erfolgreiche Saison zog es das österreichische Trainergespann 2019 erstmals ins Ausland. Den VfL Wolfsburg führten sie nach Rang sieben in ihrer Premierensaison im zweiten Jahr mit Platz vier erneut in die Königsklasse. Im Anschluss daran entschieden sich die beiden Österreicher nach zwei Jahren in Niedersachsen für die neue Aufgabe in der Mainmetropole – und werden nun bekanntlich von Ronald Brunmayr unterstützt. Das Trainertrio unterschrieb bei der Eintracht jeweils einen Vertrag bis 2024. „Die ganze Region identifiziert sich mit dem Verein, jeder schwärmt von der tollen Stimmung und Atmosphäre im Stadion. Wir können es kaum erwarten, das endlich auch selbst erleben zu dürfen“, zeigte sich Angerschmid wenige Tage nach Dienstantritt voller Vorfreude auf die neue Aufgabe.