„Glasner war von Beginn an mein Favorit“

In den vergangenen Wochen hat sich die sportliche Führung der Eintracht gleich auf mehreren Positionen neu aufgestellt. Was sagst du zur Verpflichtung von Markus Krösche, der nun neuer Sportvorstand ist?
Krösche kommt mit sehr guten Referenzen, sonst hätte er schon den Job in Leipzig nicht bekommen. Er ist ein gut vernetzter Fachmann. Die Eintracht wird seine Qualitäten brauchen, um den Kader für die neue Saison zu formen und auf Abgänge reagieren zu können. Das ist ihm in Paderborn mit sehr geringen Mitteln gelungen und in Leipzig mit einem relativ großen Budget ebenfalls. In Frankfurt wird er sich jetzt irgendwo dazwischen bewegen. Fredi Bobic hat bei der Eintracht viel bewegt und hinterlässt große Fußstapfen. Markus Krösche hat aber absolut das Zeug dazu, diese zu füllen. 

Mit Oliver Glasner hat die Eintracht unlängst ihren neuen Cheftrainer präsentiert, den du schon früh als deine persönliche Wunschlösung ausgemacht hattest. Was macht ihn für dich zur perfekten Besetzung für die Eintracht?Ich habe den Werdegang von Oliver Glasner schon in Österreich beim Linzer ASK verfolgt. Dort hat er bereits mehr als ordentlich gearbeitet und hat dann in Deutschland beim VfL Wolfsburg im Schatten von Bayern, Dortmund und Leipzig gefühlt fast unbemerkt eine Spitzenmannschaft geformt. Das Team hatte unter ihm eine sehr gute Balance, war gut organisiert, konnte sowohl umschalten als auch den Ball halten und hat dennoch einen schönen Fußball gespielt. Das kann auch sehr gut zur Eintracht passen. Es sagt viel über den Klub und seine Strahlkraft aus, dass Glasner für die SGE auf die Champions League mit Wolfsburg verzichtet. Das belegt, dass wir inzwischen eine sehr gute Adresse im Fußball sind. Sicherlich ist hier auch die mediale Aufmerksamkeit eine andere, man steht anders im Fokus. 

Lass uns einen Blick auf die Europameisterschaft werfen. Was waren für dich die Momente des Turniers, was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Auffällig war für mich, dass gerade die Teams punkten konnten und teilweise weit gekommen sind, die sich wie eine eingeschworene Mannschaft präsentiert haben. Ich denke da etwa an Österreich oder die Schweiz, die sich als echte Einheit gezeigt und gemeinsam in jedem Spiel gekämpft haben wie die Löwen. Man hat gesehen, wie weit man es bringen kann, wenn man zusammenhält und eine guten Teamspirit hat. Frankreich und Deutschland waren hingegen keine richtige Mannschaft. 

„Die Eintracht kann stolz sein, Martin Hinteregger im Team zu haben“

Dänemark hat dem, was du gerade als positive Überraschungen beschrieben hast, natürlich die Krone aufgesetzt.
Die Dänen waren das genaue Gegenteil von dem, was manch große Nation abgeliefert hat. Die Spieler dort stehen wortwörtlich zusammen, das hat man eindrucksvoll im Spiel gegen Finnland gesehen. In Sachen Sympathiewerte und Einstellung sind die Dänen gerade die Könige von Europa. Wie sie zusammengehalten und ihren Mitspieler beschützt haben, und wie sie diesen tragischen Zwischenfall um Kapitän Christian Eriksen weggesteckt und daraus ihre Energie gezogen haben – das ist rührend und inspirierend zugleich. Und auch fußballerisch hatten sie einiges zu bieten, ich denke da etwa an Joakim Maehle von Atalanta. Mit Dänemark hängt aber auch mein Tiefpunkt des Turniers zusammen.

Nämlich?
Der mediale Umgang mit dem tragischen Zwischenfall um Christian Eriksen. Warum hält der zuständige TV-Produzent da minutenlang drauf? So etwas macht man nicht, aber zum Glück haben seine Mitspieler dann schnell reagiert und Christian abgeschirmt. Thomas Delaney und die anderen haben die Situation sofort erkannt und ihren Freund beschützt, Simon Kjaer hat geistesgegenwärtig sofort Erste Hilfe geleistet, Kasper Schmeichel sich um Eriksens Partnerin gekümmert. So sieht wahrer Teamgeist aus. Gott sei Dank sehen wir solche schlimmen Zwischenfälle nicht oft und es scheint so, als ob der Spieler wieder ganz gesund wird. Das ist das Wichtigste. 

Überzeugt hat dich hingegen offenbar Martin Hinteregger. Während des Achtelfinales der Österreicher gegen Italien hast du auf Norwegisch gepostet „Was wäre, wenn wir einen wie Hinteregger hätten?“ Was zeichnet Hinti deiner Meinung nach aus?
Um bei einer Europameisterschaft dabei zu sein, fehlen Norwegen derzeit einige Spieler vom nötigen Format. Mit Erling Haaland haben wir einen überragenden Stürmer und mit Martin Ödegaard einen tollen Mittelfeldspieler, aber danach kommen nicht mehr allzu viele. Bei meinem Post zu Hinteregger ging es mir auch darum, dass solche Spielertypen leider aussterben. Spieler wie er geben bedingungslos alles für ihre Mannschaft. Das ist nicht immer elegant und filigran, aber es ist effektiv. Er stoppt Bälle notfalls mit dem ganzen Körper, ist in der Luft kaum zu bezwingen und erzielt vorne auch noch Tore. Er ist für mich einfach ein harter Arbeiter, ein Straßenfußballer, der immer Mensch geblieben ist. Die Eintracht kann stolz sein, ihn im Verein zu haben. Genauso einer fehlt Norwegen. Genau genommen fehlen uns sogar drei Hintereggers (lacht). 

Interview: Markus Rutten