Fan-Abteilung trifft ….

Michael Leichtfuss

Bunt ist sie, die Eintracht-Welt, voller Geschichten und Erlebnisse – nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem auch abseits des Spielfelds. Getragen werden diese Geschichten durch die Fans und Mitglieder der Eintracht. Eines davon ist Michael Leichtfuß.

Wenn die Eintracht spielt, ist Michael immer da. Und es ist auch völlig klar, wo wir ihn finden. Am einzig legitimen Stammtisch des Eintracht-Museums. Und wehe, das Schild ist nicht am Platz. Dann wird kräftig gesucht, bis es wieder auftaucht. Natürlich ist er nicht alleine vor Ort. Stets an seiner Seite ist seine Frau Kerstin – dazu jede Menge Freunde. So ist dieser Kreis an Spieltagen nicht aus dem Museum wegzudenken. Tradition verpflichtet schließlich. Seit dem Spiel gegen Chelsea gehört auch Robert aus Dublin dazu. „Robert kam aus Dublin und wollte sich eigentlich das Spiel in einem Pub ansehen. Allerdings gewann er morgens zwei Tickets bei hr3. Ich funkte daraufhin Moderatorin Tanja Rösner an, die mir den Kontakt zu Robert vermittelte. Es folgten einige Bierchen im Museum, und als sowohl Präsident Peter Fischer, aber auch die Eintracht-Legenden Lajos Detari und Ronny Borchers dort auftauchten, war der Tag für Robert perfekt. Jetzt gehört er zu uns und unser Stammtisch plant jetzt selbst eine Reise nach Dublin“, klärt Michael über die Zusammenhänge auf. Eintracht verbindet, da gibt‘s mal nichts.

Die Liebe zur Eintracht wurde ihm allerdings schon als Kind in die Wiege gelegt. Michaels Opa war glühender Eintracht-Anhänger und der Vater auch. Nur bei der Mutter hat es ein bisschen gedauert. „Aber die haben wir letztlich auch bekehrt“, lacht Michael, der schon lange Jahre Mitglied im EFC Dauborner Adler ist, wie zuvor auch sein Vater. „Letztes Jahr hatte der EFC 40-jähriges Bestehen, leider fiel die große Feier aus bekannten Gründen ins Wasser. Dietrich Weise war sogar Ehrenmitglied. Eines der Mitglieder ist Schnapsbrenner – und natürlich haben wir Herrn Weise im Museum eine Flasche überreicht. Lukas Hradecky und Christoph Preuß haben ihn auch schon probiert. Lukas fragte sogar später im Trainingslager nach, ob er noch eine Flasche haben könne. Leider war er kurz darauf in Leverkusen. Aber die bekommt er noch“, grinst Michael. Überhaupt die Trainingslager. Seit Michael seine damalige Freundin und jetzige Frau Kerstin kennenlernte, sind die beiden bei jedem Trainingslager der Eintracht dabei – und trafen dabei auf Gleichgesinnte, die im Laufe der Jahre zu echten Freunden geworden sind. Wie Michael Nazarenus, mit dem sie zusammen in Lengenfeld die Idee des Stammtisches ausheckten. Im Trainingslager hat sich zudem das regelmäßige Handkäsfrühstück als festes Ritual eta-bliert. „Klar gehe ich wegen des Spiels ins Stadion, aber die Freundschaften, die sich rund um die Eintracht entwickelt haben, sind unbezahlbar. Wir haben wirklich einen großen Freundeskreis, den es ohne die Eintracht nicht geben würde. Das ist klasse.“

Selbstverständlich hängt auch Michaels Beziehung zu Kerstin eng mit der Eintracht zusammen. Kennengelernt haben sie sich 2008 über das Netz. „Damals ging das Gerücht um, ich hätte meine Frau konkret im Umkreis von zehn Kilometern rund ums Waldstadion gesucht – aber das ist wirklich nur ein Gerücht“, schildert Michael den Beginn einer großen Liebe. Seit Jahren schon gehen sie zusammen zur Eintracht. Seit 2017 als Ehepaar. „Den Antrag habe ich ihr an ihrem Geburtstag um Mitternacht an der Hotelbar gemacht. Es war der Tag, an dem die Eintracht in Leipzig spielte und Hradecky nach ein paar Minuten vom Platz flog. Den Ring hatte ich sogar mit im Stadion, ich wusste ja nicht, wo wir Punkt 12 sein würden. Am Hochzeitstag spielte die Eintracht erneut gegen Leipzig – und am ersten Jahrestag auch. Freunde witzelten schon, ob ich Einfluss auf den Spieltag habe, aber ganz so weit ist es noch nicht.“

Erstmals im Stadion war Michael im Juni 1989, als sich die SGE in der Relegation gegen Saarbrücken durchsetzen konnte. Damals kickte Anthony Yeboah noch in Blau-Schwarz. Spätere Höhepunkte waren sicherlich das 5:1 gegen Kaiserslautern, Schurs Kopfballtreffer gegen Reutlingen oder die beiden Pokalfinals 2017 und 2018. Aber auch die Veranstaltungen aus der Reihe „Tradition zum Anfassen“ im Eintracht-Museum gehören dazu. Eine Dauerkarte steckt seit nunmehr zehn Jahren in seiner Tasche und die Mitgliedschaft in der Fanabteilung folgte nur wenig später. Natürlich hat auch bei Familie Leichtfuß die Pandemie Spuren hinterlassen, regelmäßige Spielbesuche und die damit verbundenen Stammtische waren ja nun nicht mehr möglich. Aber gewitzt wie sie sind, schwenkte die Crew kurzerhand auf die digitale Ebene um und prostet sich seither brav über Videokonferenzen zu. Und sie fiebern natürlich dem Tag entgegen, an dem alles wieder seinen gewohnten Gang gehen wird. Vielleicht trinken sie dann auch mal wieder einen Sekt im Museum. Das war auch eine ganze Zeitlang ein festes Ritual. Dann verlor die Eintracht ein paar Spiele – und es hatte aus durchaus berechtigtem Aberglauben ein Ende damit. Man tut ja, was man kann. Denn: „Ganz ehrlich, wenn die Eintracht verliert, sind wir natürlich erstmal angepisst“, erklärt Michael zum Abschied. Wir auch Michael, wir auch.

Text: Axel Hoffmann