Besonderes Covershooting

Der Sommer dreht sich langsam in den Herbst, auf den Sportplätzen am Riederwald herrscht reger Betrieb. Hier wird gekickt, dort beobachten Eltern ihren Hockey-Nachwuchs und im Fanshop werden kräftig Tüten gepackt. Alltag Ende September 2021. Doch für die Nachwuchstalente Alims, Justin und Shayan steht heute ein ganz großer Tag an, denn auf sie wartet ein Treffen mit einem jungen Mann, der das geschafft hat, wovon alle Nachwuchsspieler im Leistungszentrum träumen: Den Sprung aus der Jugend in die Profimannschaft der Eintracht. Eine Begegnung mit Aymen Barkok.

Aymens fußballerische Wurzeln liegen bei der SG Praunheim. Nach Stationen bei Rot-Weiss Frankfurt und Kickers Offenbach lief er ab 2013 für die Eintracht auf, zunächst in der U16. War er in der Saison 2013/14 noch Balljunge bei den rauschenden Europapokalspielen der Profis, so schlug seine große Stunde am 20. November 2016. Der damalige Cheftrainer Niko Kovac wechselte den gerade 18-jährigen Frankfurter Jungen aus der Nordweststadt beim Auswärtsspiel in Bremen in der 75. Spielminute für Mijat Gacinovic ein – 1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt. In der allerletzten Minute, als alle schon mit einem Unentschieden rechneten, schnappte sich Bastian Oczipka den Ball, spielte Aymen Barkok an der Strafraumgrenze an – und der Bundesligadebütant schlenzte die Kugel unhaltbar zum Siegtreffer für die Eintracht ins lange Eck. Was für ein Einstand in der Bundesliga.

„In Frankfurt ist es für alle leicht, gut miteinander klarzukommen.“ - Aymen -

Natürlich sind Alims Sibaza Kuti (U11) sowie Shayan Ahmadi und Justin Hoy (beide U14) etwas aufgeregt, als Aymen auf die Jungs trifft, einen echten Eintracht-Profi erlebt man ja auch nicht alle Tage. Und wenn dann noch Journalisten und eine Fotografin dabei sind, macht es die Sache nicht einfacher. Aber Aymen gibt sich locker und ungezwungen und marschiert mit den Nachwuchskickern schnurstracks in die Umkleidekabine. Mittlerweile hat sich auch der Leiter des NLZ, Andy Möller, zu ihnen gesellt – drei Generationen Eintracht-Geschichte auf einem Fleck, auch Andy Möller hat ja bekanntlich in seinen Jugendjahren am Riederwald für die Eintracht gespielt. Während die Kamera klickt, tauen die Jungs auf und trauen sich sogar einige Fragen zu stellen. Dabei erfahren sie so ganz nebenbei, dass sich Aymen heute ziemlich gesund ernährt, was früher nicht immer der Fall gewesen sei. Damals fand er bei der Eintracht Caio und Ioannis Amanatidis ziemlich klasse, mit Alex Meier hat er später sogar selbst noch zusammengespielt. Und der vielleicht beste Fußballer, gegen den er selbst gekickt hat, war Naby Keita. Oder Ousmane Dembele. Angefangen zu kicken hat Aymen mit knapp fünf Jahren in Praunheim und als er 13 Jahre später das erste Mal im Kader bei den Profis stand, war er ganz schön nervös. Aber er wurde von den älteren Spielern gut aufgenommen, genauso wie unsere Jungs beim Wechsel zur Eintracht. Justin und Shayan spielten zuvor in Erlensee und Alims in Oberrad. „In Frankfurt ist es für alle leicht, gut miteinander klarzukommen“, erklärt Aymen.

Ein kleiner Traum ist für die Jungs jetzt schon in Erfüllung gegangen, nun tragen sie alle das Trikot der Eintracht und darauf sind sie auch mächtig stolz. Als Aymen von seiner Schulzeit erzählt, lauschen sie mit großen Ohren. Aymen hat die Schule damals nicht zuletzt seinen Eltern zuliebe durchgezogen, auch wenn es nicht immer leicht war. Kaum hatte er sich an der Uni eingeschrieben, legte ihm die Eintracht den ersten Profivertrag vor und er unterschrieb dort. Jetzt liegt das Studium erst einmal auf Eis. Bei dem Thema gehen die Nachwuchskicker aus sich heraus und erzählen, dass es auch für sie manchmal ganz schön anstrengend ist, Schule und Fußball zu verbinden. Aber dafür können sie auch einen ganz großen Traum träumen: Von einem Siegtreffer in der letzten Minute für die Frankfurter Eintracht in der Bundesliga – so wie es Aymen Barkok geschafft hat.

Danach geht es noch auf den grünen Rasen zur Fotosession für das neue Anpfiff-Cover. Auf dem Weg dorthin grüßt Aymen alte Bekannte, Frankfurter Jungs unter sich. Dann wird es richtig professionell, Aymen und die Nachwuchskicker werden in Pose geschoben, die Kamera rattert und bald ist auch das Titelbild im Kasten. Zum Abschluss gibt es noch ein Mannschaftsbild mit der gesamten U14, die dafür extra das Training kurz unterbricht. Dazu natürlich noch ein paar Selfies. Während Justin und Shayan anschließend mit ihrer Mannschaft weiter trainieren, will sich Alims auf den Weg zur U-Bahn machen. Aymen fragt ihn, wohin es geht. Alims antwortet: „Fechenheim.“ Und der Profifußballer ruft ihm hinterher: „Warte mal, ich fahr dich.“ Und so machen sie sich auf den Nachhauseweg, der Junge aus Fechenheim und der etwas ältere Junge aus der Nordweststadt. So einfach ist das unter den Fußballern.

Text: Axel Hoffmann
Fotos: Bianca Jockel