„Die besten Trainer im Jugendbereich einsetzen“
Bereits im Alter von etwa sieben Jahren hat Albert-Alexander Link angefangen, Handball zu spielen, seit 2012 ist er zudem Schiedsrichter und seit 2016 Abteilungsleiter Handball der Eintracht. Die EvM-Redaktion hat mit dem 37-jährigen Rechtsanwalt und Notar über die Fusion mit der SG Nied, Herausforderungen und Chancen der Coronapandemie sowie die Nachwuchsarbeit und Ziele gesprochen.
Wann hast du das erstmals von der Fusion mit Nied
erfahren und wann gab es die erste Begegnung?
Bereits im September 2020 wurden wir in einer Beiratssitzung
von Dieter Burkert [Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied; Anm. d. Red.]
darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine Fusion mit Nied in Planung ist. Das
erste Gespräch mit dem damaligen SG-Abteilungsvorstand Daniela Tomé Anania und
Christian Pforr, Dieter Burkert und weiteren Ansprechpartnern fand am 13.
Oktober 2020 statt.
Worum ging es bei diesem ersten Treffen?
Zunächst einmal ging es um ein Kennenlernen, auch wenn sich
schnell herausstellte, dass sich der ein oder andere bereits von Spielen her
kannte. Es war wichtig für alle zu wissen, wer die jeweiligen Ansprechpartner
sind und wer welche Aufgaben hatte. Außerdem hat Dieter die Strukturen der
Eintracht sowie die Abläufe auf der Geschäftsstelle vorgestellt. Anschließend folgten
sukzessive weitere Treffen, aufgrund der Coronapandemie überwiegend als
Videokonferenzen.
Wie war die Ausgangssituation der Vereine?
Nied hatte eine sehr gut aufgestellte Handballabteilung.
Dani und Christian hatten diese bereits seit April 2017 geleitet und in dieser
Zeit ausgeprägte Strukturen geschaffen, als wir uns das erste Mal getroffen
haben. Sie hatten viele Leute in ihrem Umfeld, die mitgezogen und sie in ihrer
Arbeit unterstützt haben. Davon profitieren wir auch heute. Die Handballabteilung
war die größte Abteilung im Verein SG Nied und von der Mitgliederzahl her auch
doppelt so groß wie die Abteilung der Eintracht. Die Mannschaften der SG haben
in allen Altersklassen höher gespielt als die Teams der Eintracht. Von daher
gab es fast keine Konflikte, was die Startplätze anbelangt. Im Jugendbereich
war Nied in allen Altersklassen vertreten, uns fehlte damals eine A-Jugend.
Nach dem Kennenlernen folgte irgendwann die Auflösung der
Handballspielgemeinschaft von Seiten der Eintracht mit dem TV Seckbach …
Eine Auflösung einer Spielgemeinschaft ist wie eine
Scheidung. Man muss sich mit verschiedenen Themen auseinandersetzen wie
beispielsweise dem Vermögen beider Vereine oder auch damit, wie es mit den
Mannschaften weitergehen soll. Hierbei wollten wir nicht von oben diktieren,
sondern es den Teams überlassen, für welchen Verein sie zukünftig spielen
möchten. Diese Entscheidung haben wir Ende 2020 bzw. Anfang 2021 angestoßen.
Anschließend sind die Beteiligten dann in Klausur gegangen, haben sich besprochen
und uns später ihr Ergebnis mitgeteilt. Alle Mannschaften aus der
Spielgemeinschaft spielen heute unter dem Dach der Eintracht.
Die Entscheidung, welche Mannschaften spielen würden, war
nun gefallen. Wie ging es weiter? War zu diesem Zeitpunkt klar, dass es mehrere
Standorte geben würde? Gab es Ideen, die Mannschaften zu mischen?
Aufgrund der Entfernung innerhalb Frankfurts war von
vornherein klar, dass es zwei Standorte geben würde. Wir sind nun ein Verein
mit verschiedenen Sportstätten. Jeder kann in der Mannschaft spielen, in der er
möchte. Natürlich ist die Entscheidung auch abhängig von der individuellen
Leistungsstärke davon, und ob derjenige den Weg vom Osten nach Westen oder
umgekehrt in Kauf nehmen möchte. Was wir allerdings im Frühjahr noch nicht
wussten, ob das, was wir seit Monaten planten, überhaupt Wirklichkeit werden
würde. Schließlich hatten die Vereinsmitglieder der SG Nied am 8. Mai auf der
Mitgliederversammlung noch über die Auflösung des Vereins zu entscheiden.
Der Auflösung wurde zugestimmt, die Planungen konnten
fortgesetzt werden. Wie sieht nun die personelle Besetzung der
Abteilungsleitung aus?
Ich bin als Abteilungsleiter gewählt. Die Position des
Jugendleiters füllt Andreas Braun aus. Bereits Anfang 2021 habe ich Katharina
Keller als Unterstützung für die Bereiche Webseite und Social-Media-Kanäle an
Bord geholt. Und seit dem 1. Juli fungieren Dani und Christian als
stellvertretende Abteilungsleiter. Es ist wichtig, dass die handelnden Personen
im Vorstand auch die Brücken zu den Mannschaften sind. Und das ist bei allen
der Fall – jeder trainiert oder spielt in einer Mannschaft.
Das heißt, die Aufgaben sind schon klar verteilt?
Dani und Christian haben in Nied die Kontakte, Andi, Katha
und ich bei der Eintracht. Es gibt dennoch viele Aufgaben, die nicht
standortbezogen sind und geregelt sein müssen wie beispielsweise das Auftreten
der Mannschaften, die Kommunikation mit dem Verband und vieles mehr. Wir sind
immer noch in der Findungsphase und müssen herausfinden, wo jeder seine
Kernkompetenz hat. Wir treffen uns etwa alle zwei bis drei Wochen, aber sind
auch zwischendurch in regelmäßigem Austausch – sei es telefonisch oder über
WhatsApp.
„Es ist wichtig, dass wir eine Eintracht sind und nicht von West und Ost sprechen“
Apropos Austausch. Wurden die Trainer oder
Mannschaftsführer bereits zusammengebracht?
Angefangen haben wir bei den Jugendlichen. Dort gab es
relativ früh ein Treffen der Jugendtrainer. Es folgten Kennenlerntreffen der
Trainer und Schiedsrichter. Es gibt entsprechende Gruppen, in denen sie sich
austauschen können. Bei den Aktiven haben wir sicherlich noch etwas
Nachholbedarf, aber auch hier besprechen sich die Trainer. Natürlich wollen wir
ebenso eine Kommunikation zwischen den Mannschaften schaffen. Schließlich
treffen zwei Vereine aufeinander, die zusammenwachsen und gemeinsam ihren Sport
ausüben sollen. Die Umsetzung wäre unter normalen Bedingungen, ohne die
weltweite Pandemie, deutlich einfacher gewesen. Die Mannschaften haben vor
zwei, drei Monaten überhaupt erst wieder richtig trainieren dürfen. Da können
wir nicht direkt zwei oder drei Mannschaften, noch dazu aus verschiedenen
Stadtteilen, in eine Halle stecken.
Du sprichst die besondere Situation, die Coronapandemie,
an. Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Wir müssen den bevorstehenden Spielbetrieb in Gang bekommen.
Das ist eine Riesenherausforderung. Wir müssen die Spieler der Mannschaften
wieder fit bekommen. Schließlich kann man nicht von null auf hundert plötzlich
wieder einsteigen, sonst gibt es reihenweise Verletzungen. Zudem planen wir
seit eineinhalb Jahren die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Mittlerweile haben
wir uns schon daran gewöhnt, dass die Planungen jederzeit über den Haufen
geworfen und der Start verschoben werden kann, weil eine nächste Welle durch
die Bevölkerung schwappt. Aber inzwischen bin ich optimistisch, dass wir
wirklich Ende Oktober in die Saisons starten.
Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf den
Nachwuchsbereich? Hat sich der Nachwuchs vom Handballsport abgewandt?
Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht. Daran hat
Andreas Braun einen großen Anteil. Ab dem Zeitpunkt, an dem wieder trainiert
werden durfte, hat Andi das Training organisiert. Zunächst fand es draußen
statt, später auch wieder in der Halle. Ebenso durch Mund-zu-Mund-Propaganda in
den Schulen sind wir überrannt worden. Kinder, die bereits vorher Handball
gespielt hatten, sind zurückgekommen, aber auch neue Mitglieder haben wir
hinzugewonnen. Die Eltern waren unglaublich dankbar, als sie gemerkt haben,
dass es wieder ein Sportangebot gibt.
Wie sieht es generell mit der Nachwuchsarbeit bei der
Eintracht aus?
Bei der Eintracht sind mit Ausnahme der A-Jugend alle
Nachwuchsmannschaften vertreten. Wir fangen bereits im Alter von vier, fünf
Jahren mit den Miniadlern an. Wir wollen den Nachwuchs stark fördern. Die
besten Trainer müssten eigentlich im Jugendbereich eingesetzt werden, damit die
Kinder solide ausgebildet werden und die Eintracht später gute Handballer im
Aktiven-Bereich hat. Außerdem brauchen wir gute Betreuer. Es gibt zudem Schul
AG.
Welche Ziele verfolgt ihr?
Unser kurz- und mittelfristiges Ziel ist es, beide Vereine
zusammenwachsen zu lassen, das Verständnis bei den Mitgliedern zu entwickeln,
dass wir eine Eintracht sind und nicht von West und Ost oder von „denen"
und „uns" sprechen. Die Fusion bietet für uns alle eine große Chance. Es
gibt große Synergieeffekte, die wir nutzen können. Wenn wir es schaffen,
Mitglieder und Mannschaften zusammenzuführen, bin ich sicher, dass wir in
Zukunft gemeinsam erfolgreich sind.