Eine unendliche Handball-Kette

Bei Familie Sämann ist Handball nicht nur eine Leidenschaft, sondern das pure Leben. Hier wurde der Familienalltag an den Sport angepasst und nicht umgekehrt. Die Leidenschaft gilt dabei nicht nur dem Sport an sich, sondern galt auch dem Verein SG Nied.

„Wir sind stolze Nieder", betonen Wolfgang und Ursula Sämann, die sich vor fast 50 Jahren beim Handball kennengelernt haben. Und diese Passion hält generationsübergreifend an. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Miglied der „Sämänner“ während unseres Interviews gerade im Handballtraining ist.

Aber jetzt erstmal auf Anfang. Wie hat die Leidenschaft überhaupt angefangen? Wolfgang Sämann ist Ende der 1940er in Nied geboren und lebt dort bis heute. „Der Hausmeister der Niddaschule hat schon mit meinem Großvater zusammen Handball gespielt und uns immer alle animiert mitzumachen." Und so hat dann auch Wolfgang Sämann mit neun Jahren mit dem Sport angefangen. Er kennt also noch die Spiele auf dem Großfeld. „Auch wenn das Tor etwas weiter weg stand, war es zumindest größer", schmunzelt er. Seit 62 Jahren ist er Mitgied bei der SG Nied gewesen und führt die seit der Fusion nun bei der Eintracht fort. Und es gab niemals einen anderen Verein für ihn. Anfang der 70er lernte er dann seine Frau Ursula kennen. Sie war nicht nur Spielerin, sondern auch Schiedsrichterin und Trainerin. Die gemeinsame Leidenschaft verbindet die beiden.

So ist es nicht überraschend, dass zumindest einer der beiden gemeinsamen Söhne die Passion für Handball fortführt. „Am Anfang hatten die Jungs keine Wahl. Sie haben es beide schon während der Schwangerschaft durch den Bauch mitbekommen", lacht Ursula. Nach den Geburten hat sie immer nach spätestens acht Wochen wieder mit dem Handballtraining angefangen, weil sie es nicht länger aushalten konnte. „Ich habe zu den Spielen eine Babysitterin mitgenommen und zwischendurch mal kurz das Trikot hochgemacht und gestillt. Das hat alles funktioniert.“ Für den 37-jährigen Jens Sämann, den jüngeren Sohn von Ursula und Wolfgang, gehört Handball bis heute zum Alltag. Er ist dem einen oder anderen in der Region vermutlich als Schiedsrichter bekannt. Bereits seit 2016 pfeift er Handballspiele und gehört seit Januar 2019 zum Landesliga-Kader des Hessischen Handball-Verbandes. Außerdem darf er seit dem Sommer auch Spiele beim DHB-Beachhandball pfeifen. „Wir haben unsere Kinder natürlich nie dazu gezwungen, Handball zu spielen, das haben sie alles selbst entschieden“, betont Ursula Sämann. Jens hat zwischenzeitlich mal Fußball ausprobiert, ist dann aber nach etwa einem halben Jahr zum Handball zurückgekehrt. Er selbst bezeichnet das als kurze Trotzphase.

In der Sämanner-Handball-Kette fehlt jetzt nur noch der 9-jährige Lasse. Er ist der Sohnemann des älteren Sohnes von Ursula und Wolfgang. Auch ihn packte bereits mit sechs Jahren das Handballfieber und er ist hochmotiviert. Wie schafft man es also, dass man diese Leidenschaft für den Sport generationsübergreifend weitergibt und alles unter einen Hut bekommt? Für Ursula und Wolfgang Sämann war es ein riesen Vorteil, dass sie beide diese Leidenschaft für Handball teilten. „Für uns war es total normal, dass Handball sehr weit oben steht und es nicht aufgegeben wird“, antworten sie auf die Frage. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum diese Handball-Kette niemals abbrechen wird.