Fan-Abteilung trifft 

 

Thomas Burger

 

Bunt ist sie, die Eintracht-Welt, voller Geschichten und Erlebnisse – nicht nur auf dem Platz, sondern vor allem auch abseits des Spielfelds. Getragen werden diese Geschichten durch die Fans und Mitglieder der Eintracht. Eines davon ist Tomas Burger. 

 

Als wir telefonieren, kommt Tomas gerade von einem Ausflug mit den Adler Classics zurück: „Wir waren in Darmstadt bei einer der letzten Schriftgießereien Deutschlands. Das war hochinteressant“, schwärmt er. Zumal er sich freut, dass er endlich wieder mit seinen Freunden unterwegs sein kann. „Ich war schon beim ersten Treffen der Adler Classics 2016 dabei, mit der Zeit sind echte Freundschaften entstanden. Leider wurden durch Corona etliche Pläne auf Eis gelegt und ich habe kaum jemanden in dieser Zeit getroffen“, beklagt auch er die Umstände, die das Virus mit sich brachte. 

 

In Tomas’ Eintracht-Geschichte hingegen wurden schon viele Kapitel geschrieben. Erstmals im Stadion war er 1966, die Eintracht besiegte Borussia Dortmund mit 4:1 und Klein-Tomas radelte mit seinem Vater in den Frankfurter Stadtwald. Sie besorgten sich am Kassenhäuschen ein Ticket und sahen nach dem Spiel noch den Dortmunder Mannschaftsbus. „Das war so ein alter Reisebus mit den großen Panoramafenstern am Dach. Wir erkannten dort Lothar Emmerich – und haben ihn ausgelacht“, erinnert er sich lebhaft. Von da an war er immer wieder dabei. „Früher konnten wir ja spontan entscheiden, ob wir zu Eintracht gehen. Und wenn es an einem Kassenhäuschen keine Karte für den gewünschten Block gab, sind wir halt ans nächste.“ So sah er den Abstiegskrimi 1971, als die Eintracht trotz einem 1:4 gegen Gladbach am letzten Spieltag doch noch den Klassenerhalt schaffte. Vor seinen Augen verwandelte Bernd Nickel eine Ecke direkt zum 6:0 Endstand gegen die Bayern. Und nach Düsseldorf zum Pokalfinale 1974 ging es mit seinem Vater mit dem Zug. Ob Flutlichtspiele gegen die Bayern – Friedel Lutz schoss eines seiner seltenen Tore – oder Heimsiege gegen den 1. FC Kaiserslautern (im Frankfurter Tor: Dr. Peter Kunter) – mit dabei war stets die Fünf-Meter-Fahne eines Freundes. So sah Tomas im Laufe der Jahre, wie sich das Stadion wandelte. Er erlebte den Umbau zur WM 1974 und gute 30 Jahre später die Umgestaltung zur Arena. „Vor dem 6:3 gegen Reutlingen stellte ich mich am Kassenhäuschen für die Schiedsrichter an, die kamen ja nach Vorlage des Ausweises umsonst rein. Einen Ausweis hatte ich zwar keinen – aber nach 20 Minuten Warterei erbarmte sich der Kassierer und drückte mir für wenig Geld eine Karte in die Hand“, lacht er. 

 

In den 90er Jahren widmete er sich verstärkt der Familie und verfolgte die SGE am Radio. Doch zur Rückrunde 2005 besorgte er sich mit einem Kumpel die erste Dauerkarte, wurde wenig später Mitglied in der Fanabteilung und zudem ein Teil des EFC Backstage. Er betreute die Junior Adler bei den ersten Auswärtsfahrten und zuweilen den Abteilungsstand vor Heimspielen. Dazu kickte er auch beim Indoor-Soccer-Kick in Preungesheim mit. „Damals lernte ich auch Axel Hellmann kennen. Er war ja oft dabei, genau wie Stefan Ungänz. Aber mittlerweile bin ich ja ein Adler Classic – da kommt für mich eher Walking Football in Frage.“ Das Radio aber hat sogar neulich wieder eine große Rolle gespielt. „Ich hatte für das Spiel gegen Fenerbahce Istanbul keine Karte bekommen und das Backstage zeigt ja seit ein paar Wochen keinen Fußball mehr, da die Rechte so teuer geworden sind. Aber wir haben uns dort getroffen und das Spiel in unserer Kneipe am Radio verfolgt. Das war wie früher“, zeigt sich Tomas im Erleben seiner Eintracht-Welt durchaus flexibel. Normalerweise verfolgt er die Spiele Im Block 33 K. „Adi Adelmann sitzt bei mir im Block – ihn sehe ich auch jedes Mal, wenn ich in Europa unterwegs bin wie in Porto. Da sitzt man irgendwo in einer Kneipe und wer spaziert herein? Adi. Immer.“ 

 

All die Erlebnisse hier aufzuzählen, die Tomas in den Jahren mit seiner Eintracht hatte, würde den Rahmen sprengen. Natürlich der Pokalsieg 2018. Aber auch der Sonderzug nach Hamburg zu St. Pauli, der Besuch in Yad Vashem beim Auswärtsspiel in Tel Aviv, der Ausflug zu einer Wodkafabrik in der Nähe von Charkiw, die 13.000 Frankfurter in Bordeaux, der Flieger nach London, in dem auch Ronny Borchers saß – all dies und noch viel mehr prägten seine Zeit mit der Eintracht. „Beeindruckend war ebenso die Besichtigung einer Kirche in Charkiw, nebenan wurde Essen für die Bedürftigen ausgegeben. Für all diese Eindrücke bin ich äußerst dankbar und freue mich sehr, wenn die Eintracht europäisch spielt.“ 

 

Dafür hat die SGE in diesem Jahr immerhin gesorgt. Und für die Ausflüge in der Heimat bleiben ja immer noch die Adler Classics. Dort engagiert sich Tomas seit Jahren ehrenamtlich, plant Wanderungen und Radtouren. Ob Feldberg, Herzberg oder Ilbenstadt, überall ließ sich die Truppe schon blicken. „Die Adler Classics sind wie eine Familie geworden. Wir sind ja alle etwa in einem Alter und können uns zusammen wieder in die alten Zeiten hineinversetzen. Und die Älteren können Geschichten erzählen, die man selbst nicht erlebt hat. Das macht richtig Spaß.“ Sagt er und plant schon wieder einen Ausflug. Dann geht es in den Taunus – zu einer der höchsten Vogelwarten Deutschlands. Dort lebt sogar ein Adler. „Wer weiß, vielleicht fliegt er ja für uns“, freut er sich schon jetzt. Wir drücken natürlich die Daumen. 

 

Text: Axel Hoffmann