Auf den Spuren von Feiersinger und Mbappé

Als Toptorschützin und U17-Nationalspielerin sorgt Loreen Bender mit ihren 16 Jahren schon jetzt für Furore bei den Zweitliga-Frauen. Neben ihrer Leistung auf dem Platz zeichnen die gebürtige Hanauerin aber vor allem zwei Dinge aus: Teamgeist und jede Menge Leidenschaft für den Fußball. 

„Loreen spielt wie Ronaldinho!“, klingt es durch das Stadion am Brentanobad. Begeistert ist ein etwa achtjähriger Junge von seinem Platz aufgesprungen, als Loreen Bender auf der rechten Außenbahn gleich mehrere Gegenspielerinnen ausspielt und in den Strafraum zieht. Einen jungen Fan hat die 16-Jährige am ersten Spieltag schon mal begeistert. Kein Wunder, denn ihr Debüt krönte die damals erst 15-Jährige im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt prompt mit einer Vorlage und einem eigenen Treffer. Ein Traumstart, mit dem selbst die Debütantin in der Zweiten Frauen-Bundesliga nicht gerechnet hätte: „Ich bin selbst ein bisschen von mir überrascht, weil ich nicht erwartet habe, dass es so schnell klappt“, gibt Bender bescheiden zu.

Von der U17 in die erste Elf der zweiten Frauenmannschaft – der Start in die Saison 2021/22 hätte für die gebürtige Hanauerin tatsächlich kaum besser laufen können. Mit ihren 16 Jahren zählt sie zu den Jüngsten im Team von Francesco Continolo. Trotzdem ist die Außenbahnspielerin, seit sie im Winter zum ersten Mal mit dem Zweitligateam trainierte, mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Mannschaft geworden. Das beweisen nicht nur ihre fünf Treffer in acht Saisonspielen, sondern auch das Vertrauen, das ihr Trainer seit Saisonbeginn in sie setzt. „Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit und freut mich sehr“, sagt Bender. Denn trotz ihres Ehrgeizes sei der Sprung in eine Frauenmannschaft durchaus eine Herausforderung gewesen. „Im Training hat man im Vergleich zur U17 sofort eine deutliche Leistungssteigerung gemerkt.“ Das habe sie gefordert, aber eben nicht überfordert. Stattdessen sei sie gereift, fußballerisch und charakterlich. „Meine Mutter meinte letztens erst zu mir, dass man mir die Veränderung richtig anmerkt, seit ich in der zweiten Mannschaft spiele. Ich bin nicht nur spielerisch den nächsten Schritt gegangen, sondern auch insgesamt reifer geworden.“

Dass Bender ihre allerersten fußballerischen Schritte machte, ist mittlerweile rund neun Jahre her und ihrem Opa zu verdanken. „Er hat jeden Tag nach der Arbeit mit mir im Garten gespielt, sodass ich mit sieben Jahren unbedingt in einen Verein wollte.“ Angefangen bei den Jungs des VfR Kesselstadt wechselte Bender nach einiger Zeit zum FC Hanau 93, begann aber parallel bei den Mädchen der MSG Bad Vilbel zu spielen, bevor sie sich dem 1. FFC Frankfurt anschloss. Seitdem sei ihre Leidenschaft für den Fußball noch größer geworden: „Ich freue mich auf jedes Training. Mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen, fühlt sich für mich wie Familie an und ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl.“

„Die Mannschaft ist wie eine Familie“
Doch nicht nur bei der Eintracht läuft es für die gebürtige Hanauerin aktuell richtig gut. Seit sie zwölf Jahre alt ist, ist die Adlerträgerin auch Juniorinnennationalspielerin. Im August dieses Jahres wurde sie mit 15 Jahren erstmals zu einem Lehrgang der deutschen U17 eingeladen und schoss in ihren ersten beiden U17-Länderspielen gegen Norwegen und Schweden gleich drei Tore. „Wenn die Hymne läuft, bekomme ich immer Gänsehaut. Für das eigene Land zu spielen und es zu repräsentieren, ist für mich etwas ganz Besonderes.“ Ihr großes Ziel sei es nun, bei der Mitte November begonnenen Qualifikation zur U17-Europameisterschaft dem deutschen Team möglichst viel zu helfen und dann natürlich „in Bosnien den EM-Titel zu holen“. 

In der Liga, aber auch international hat Loreen Bender schon gezeigt, dass sie vor dem Tor eiskalt sein kann. Manchmal kann die 16-Jährige aber auch ganz schüchtern sein. Nämlich dann, wenn es um ihre beiden ganz großen Vorbilder geht. „Beim Heimspiel gegen Bayern konnte ich mit Laura Feiersinger sprechen und war so unglaublich aufgeregt, dass ich kaum etwas rausgebracht habe“, gibt Bender mit einem Lachen zu und erklärt: „Sie ist vom Spielerischen her, aber auch menschlich ein echtes Vorbild.“ Neben der österreichischen Nationalspielerin gäbe es nur eine weitere Person, bei der sie sich vorstellen könne, richtig aufgeregt zu sein: Kylian Mbappé. „Er ist schnell und spielt schon so hochklassig, obwohl er erst so jung ist. Es ist krass, was er in seinem Alter schon geschafft hat.“

Irgendwann selbst bei den ganz Großen in der höchsten Spielklasse mitzuspielen wie ihre beiden Vorbilder, sei deshalb auch ihr großer Traum. „Ein Leben ohne Fußball kann ich mir gar nicht vorstellen, deshalb habe ich aktuell auch noch keinen Plan B.“ Unter Druck setzen lasse sie sich aber trotzdem nicht – auch wenn neben ihrem wohl jüngsten Fan mittlerweile sicher noch viele Unterstützer auf der Tribüne hinzugekommen sind. „Ich spüre keinen Druck, sondern freue mich einfach sehr, dass es aktuell und hoffentlich auch in Zukunft noch so gut läuft.“

Text: Marie Huhn
Foto: Lucas Körner