Der mentale Aspekt des Fußballs

Leistungsfußball ist mehr als nur gute Kondition, ausgefeilte Technik und clevere Taktik. Es kommt gleichermaßen darauf an, mental „fit“ zu sein. Aus diesem Grund schenkt das NLZ dem Thema Sportpsychologie, speziell der sportpsychologischen Betreuung der Spieler, besondere Aufmerksamkeit.

Die Jungadler vom Riederwald haben in der Regel alle denselben Wunsch: Profifußballer zu werden. Sie wissen, dass fußballerisches Talent und körperliche Fitness Voraussetzungen sind, um es „nach oben“ zu schaffen. Ein weiterer, nicht außer Acht zu lassender Bereich ist zwar schon immer allgegenwärtig, gewann jedoch erst in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung: die Sportpsychologie. Sie beschäftigt sich mit dem Erhalt und dem Aufbau von mentaler Gesundheit und Leistungsoptimierung.

Seit Juli 2018 arbeitet Lena-Claire Schulz als Sportpsychologin am Riederwald. Individuell sowie als Mannschaft unterstützt sie alle Spieler aus dem Leistungszentrum auf mentaler Ebene und bringt den Jungadlern den umfassenden und vielfältigen Bereich der Sportpsychologie naher. Aber auch die Trainer werden im Programm der sportpsychologischen Betreuung des NLZ berücksichtigt. Doch was genau steckt hinter der Sportpsychologie im Leistungssport und wie ist sie im Leistungszentrum von Eintracht Frankfurt genau aufgebaut?

Die Gesamtausbildung im NLZ beinhaltet neben fußballerischen und pädagogischen Inhalten auch Module der Sportpsychologie. Es geht darum, den Spielern Tipps und Übungen mit auf den Weg zu geben, die ihnen bei der Bewältigung des Leistungssportalltags nützlich sein können. Dieser „Wegweiser“-Ansatz ist vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen von besonderer Bedeutung, denn heranwachsen bedeutet immer auch, seine Persönlichkeit zu entdecken und weiterzuentwickeln. Dementsprechend wurden die „Adlerwerte“ formuliert: Aufgeschlossenheit, Disziplin, Leidenschaft, Ehrlichkeit und Respekt. Fünf Eigenschaften, die bei der Eintracht gelebt werden sollen.

Die sportpsychologische Betreuung am Riederwald ist im allgemeinen Ausbildungsplan der Nachwuchstalente integriert. Das ist nach Auffassung der Sportpsychologin Lena-Claire Schulz auch essenziell: „Der mentale Aspekt im Sport, speziell im Fußball, bringt viel Arbeit mit sich, die oft übersehen wird. Dabei ist regelmäßiges mentales Training ein fester Bestandteil des Fußballtrainings und muss entsprechend regelmäßig durchgeführt werden, um Leistungen weiterhin optimieren zu können.“

„Der mentale Aspekt im Sport, speziell im Fußball, bringt viel Arbeit mit sich, die oft übersehen wird“  -- Lena-Claire Schulz --

Grundsätzlich wird den einzelnen Leistungsteams von U19 bis U15 jeden Monat eine Themenwoche gewidmet, in denen sie gemeinsam Methoden und Aspekte sportpsychologischer Themen im Fußball reflektieren. Im Vorhinein kommuniziert die Sportpsychologin mit den jeweiligen Trainern, die (meist sportlichen) Aufgaben, die für die Mannschaften anstehen, und auf welche individuellen und teambezogenen Belange in der Themenwoche eingegangen werden soll. Dies können Aspekte sein wie Umgang mit Drucksituationen oder Fehlern, Motivation während Rehabilitationsphasen oder Fokus bzw. Konzentration während des Spiels. Zudem bekommen die Spieler und Trainer neben den Teamsessions die Chance, in Einzelgesprächen an individuellen Themen zu arbeiten. Hierbei ist die Eigenverantwortung der Spieler ein wichtiges Stichwort, denn die sportpsychologische Arbeit verlangt viel Disziplin. Inwieweit sich die Spieler auf die Arbeit des mentalen Bereichs einlassen, ist ihnen überlassen. Interessierte Jungadler haben die Möglichkeit, mithilfe einer App die erlernten Techniken des mentalen Trainings von zu Hause aus anzuwenden und zu vertiefen. Eine Kernaufgabe von Lena-Claire Schulz war es von Beginn an, ein ganzheitliches und abwechslungsreiches Angebot zu schaffen und es stetig zu erweitern. Das ist gelungen: Neben den angesprochenen mannschaftsbezogenen Themenwochen und wöchentlichen Einzel- und Teamsitzungen gibt es weitere Termine. In ihrem fast täglichen Rundgang vor den Trainingseinheiten der Teams erkundigt sich die Sportpsychologin nach eventuellen Themen und Bedenken der Jungs. 

Am Wochenende ist sie regelmäßig bei den Ligapartien der Adlerträger anwesend und beobachtet, wie sich Spieler und Trainer auf dem Platz verhalten. Fällt ihr etwas auf, wird die jeweilige Situation im Nachhinein mit Spielern oder Trainern besprochen. Regelmäßige Yoga-Sitzungen sollen nicht nur die Körperbeherrschung und Beweglichkeit der Jungadler trainieren, sondern auch deren Achtsamkeits- und Konzentrationsfähigkeit steigern. Hinzu kommen größere Teambuilding-Events, die auf Initiative der Sportpsychologin beispielsweise im Rahmen der Trainingslager, aber auch über die gesamte Saison hinweg durchgeführt werden. Ziel ist es, das Teamgefüge zu stärken und sich untereinander besser kennenzulernen. Auch Trainer und Funktionsteam befürworten und begleiten solche Ausflüge aus der Überzeugung heraus, dass sie für die sportliche Leistung der Jungs ausschlaggebend sind. Hierbei soll unter anderem der herausfordernde Sportalltag in den Hintergrund und der Spaß in den Vordergrund rücken.

Lena-Claire Schulz ist sehr zufrieden mit der Entwicklung der Sportpsychologie am Riederwald, vor allem unter den Spielern und Trainern ist das Verständnis rund um das Thema gestiegen. „Wir haben in den vergangenen Jahren diesbezüglich im Verein einiges erreicht. Die Jungs setzen sich mehr und mehr mit der Sportpsychologie auseinander und verstehen, weshalb sie im Gesamtkonstrukt Leistungssport wichtig ist“, erklärt sie, die den Jungadlern jederzeit als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. „Die Entwicklung der letzten Jahre ist Gold wert“, äußert sich Schulz über die vergangenen Errungenschaften. Gleichwohl hat sie einige Zukunftsvisionen für das sportpsychologische Konzept am Riederwald: „Ich hoffe auf weitere Unterstützung in diesem Bereich, sodass wir unser Angebot auch auf die jüngsten Jahrgänge ausweiten und vertiefen können.“

Text: Elisabeth Hofmann
Fotos: Alessandro Crisafulli, Elisabeth Hofmann