Eintracht Frankfurt trauert um Bernd Nickel

Verschmitzt, bodenständig, heimatverbunden – und mit einem gewaltigen linken Fuß ausgestattet. Bernd Nickel ist am Morgen des 27. Oktober nach langer Krankheit verstorben. „Dr. Hammer“, der aus dem Lahn-Dill-Kreis stammt und zuletzt in Frankfurt-Rödelheim mit seiner Frau Evelyn lebte, wurde 72 Jahre alt. 

Ein Tor für den Klassenerhalt (und gegen den Wechsel zu den Bayern)
Sein 1:0 im Abstiegskampf 1971 am Bieberer Berg in Offenbach, das auch zum „Tor des Monats“ gewählt wird. Nach einer Hereingabe von Bernd Hölzenbein legt sich Bernd Nickel quer in die Luft, trifft das Leder perfekt und der Ball schlägt ein (Bild links). Die Eintracht gewinnt das Spiel und hält die Klasse. Fast noch wichtiger: Bernd Nickel bleibt bei der Eintracht. „Wären wir abgestiegen, wäre ich zum FC Bayern gewechselt“, erzählt er einige Jahre später. „Alles war schon ausgehandelt.“

Zwei Fakten für das Kuriositätenkabinett 
1975 eröffnet er in der Bethmannstraße 15 seinen Eintracht-Shop. Ein Geschäft, in dem es nur Fanartikel zu kaufen gab – das ist damals in Deutschland einzigartig. Bernd Nickel kommt auf Einsätze in fünf DFB-Teams. Er absolviert ein A-, fünf B-, ein U23- und 41 Amateur-Länderspiele, außerdem gehört er zur Olympiamannschaft 1972 in München.

Drei Stimmen für die Wertschätzung
„Mit Bernd Nickel verlieren wir eine der ganz großen Identifikationsfiguren des Vereins. ‚Dr. Hammer‘ war ein Markenbegriff für die Eintracht. Auf dem Platz hat er mit vielen tollen Toren für große Erfolge gesorgt, aber auch nach seiner Karriere war er ein wichtiger Repräsentant des Vereins.“ - Präsident Peter Fischer

„‚Nackel‘ war ganz wichtig für unser Spiel bei der Eintracht. Seine Freistöße waren einmalig, er war ein begnadeter Fußballer. Und das Schöne war, dass wir auch nach der aktiven Zeit enge Freunde geblieben sind. Oft waren wir gemeinsam auf dem Golfplatz.“ – Jürgen Grabowski, 14 Jahre Mannschaftskollege

„Wir haben so viel gemeinsam erlebt! Lieber Bernd, du hast mir gerade in der Zeit, als ich mit 17 Jahren zu Eintracht Frankfurt gekommen bin, unglaublich geholfen. Du hast mir die Eintracht-Welt gezeigt und warst immer für mich da. Du warst ein Mensch mit einem großen Herzen und ein überragender Fußballspieler mit einem unvergleichlichen linken Fuß! Meine Familie und ich werden dich nie vergessen! Danke für alles!“ - Karl-Heinz Körbel, elf Jahre Mannschaftskollege

Vier Ecken für den Weltrekord
Ein weiteres spektakuläres Tor gelingt Bernd Nickel in der Saison 1975/76 beim 6:0 gegen den FC Bayern München. Zur Halbzeit steht es bereits 5:0, im zweiten Durchgang sorgt Nickel mit einer direkt verwandelten Ecke gegen Sepp Maier für den Endstand. Direkt verwandelte Ecken waren übrigens eine Spezialität von „Dr. Hammer“, der wegen seines strammen Schusses so genannt wurde. Nickel gelingt das einmalige Kunststück, von jedem Eckpunkt des Waldstadions einen Eckball direkt ins Tor zu verwandeln. Die weiteren Gegner neben den Bayern waren Kaiserslautern, Bremen und Düsseldorf.

Fünf Zahlen für den Legendenstatus
+++ 17 Jahre Eintracht Frankfurt – von 1966 bis 1983. Die nachfolgenden Statistiken und Erfolge fallen allesamt in diese Zeit. +++ 141 Bundesligatore in 426 Partien für die Eintracht. Nur Bernd Hölzenbein traf öfter für die Adlerträger, torgefährlicher war auf Dauer kein anderer Mittelfeldspieler der Bundesligahistorie. +++ 3 Tore des Monats erzielt, darunter das erste eines Adlerträgers überhaupt. Kein anderer Adlerträger wurde öfter ausgezeichnet +++ 3 DFB-Pokalsiege – 1974, 1975 und 1981. +++ 1980 UEFA-Cup-Sieger. +++