Einer von uns

Winfried Glaser – Turnen als Lebenselixier 

Seit 75 Jahren turnt Winfried Glaser – und ist immer noch aktiv. Er blickt nicht nur auf eine lange, sondern auch sehr erfolgreiche Turnkarriere zurück. Am 25. Oktober wurde Winfried „Winnie“ Glaser 85 Jahre alt.

Jeden Sonntag ist Winfried Glaser in der Turnhalle in Heusenstamm anzutreffen. Hier zeigt er regelmäßig sein Können und turnt Übungen, an die sich selbst jüngere Turner manchmal nicht herantrauen. „2019 habe ich noch ein Salto vom Hochreck gemacht“, lacht Winfried. Seit fast 60 Jahren wohnt der gebürtige Eltviller in der Kleinstadt hinter Offenbach, mit deren Turnmannschaft er 1965 Deutscher Meister wurde. „Heusenstamm war damals die Hochburg im Kunstturnen“, berichtet der Jubilar. „Die haben auch später noch gute Turner hervorgebracht“. In Heusenstamm begann die erfolgreichste Zeit seiner aktiven Karriere, zu deren Highlights nicht nur der Deutsche Meistertitel 1965 gehörte. „Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft wurde ich in die Nationalmannschaft berufen“, erzählt Winfried, der damals 27 Jahre alt war. Mit der deutschen Auswahl reiste der Turner durch ganz Europa. „In Schweden waren wir mit der ersten Mannschaft auf Länderkämpfen, und auch in Ungarn und in der Schweiz“, berichtet er „Schon damals habe ich mit dem Adler auf der Brust geturnt.“ Auch mit der Heusenstämmer Turnriege bereiste er Orte auf der ganzen Welt.

„Jetzt geben wir etwas an die Jugend zurück“ – Winfried Glaser

2011 folgte für Winfried und sein Team der Wechsel zu Eintracht Frankfurt, nachdem die TSV Heusenstamm den Trainer der Mannschaft nicht mehr bezahlen wollte. „Als wir zur Eintracht kamen, gab es hier gar keine Kunstturner“, erinnert er sich, denn das Kunstturnen der Männer ruhte zu dieser Zeit. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen.“ Und nicht nur das: Durch den Zuwachs erfuhr das Kunstturnen bei Eintracht Frankfurt einen neuen Aufschwung. Als Adlerträger wurde Winfried nicht nur regelmäßig Hessischer und Deutscher Meister in seiner Altersklasse, sondern betreut bis heute auch gemeinsam mit seinem ehemaligen Teamkollegen Willi Jaschek die Bundesliga-Turner der Eintracht: „Wir sind bei jedem Wettkampf dabei, damit die jungen Turner weiter nach vorne kommen“, erzählt er.

Das führte 2017 zu einem der schönsten Momente, die der erfolgreiche Turner mit der Eintracht erleben durfte: „Beim Deutschen Turnfest in Berlin musste ich als Erstes an die Geräte“, berichtet der 85-Jährige, der an jenem Tag auch Deutscher Seniorenmeister wurde. „Danach bin ich zur Jugend gegangen und meinte: Jetzt seid ihr dran“, lacht Winfried und erzählt: „Am Ende wurden wir zu dritt Deutscher Meister. Das war wunderbar für mich – ein sehr schöner Moment.“

Er sei stolz, eine Vorbildfunktion für die jungen Turnerinnen und Turner zu haben, so Winfried. „Wir haben uns früher gefreut, wenn die alten Herrschaften zu den Wettkämpfen mitgefahren sind und uns unterstützt haben“, erklärt er. „Jetzt geben wir wiederum etwas an unsere Jugend zurück.“

Ob er selbst nochmal an Wettkämpfen teilnehmen wird, weiß Winfried derzeit nicht. „Je nachdem, wie fit ich körperlich bin“, lacht er. „Nach anderthalb Jahren pandemiebedingter ‚Pause‘ ist man auch ein bisschen raus aus dem Geschäft.“ Sicher ist, dass man Winfried auch in Zukunft an den Geräten der Heusenstämmer Turnhalle antreffen wird – oder an der Seite der Bundesliga-Turner von Eintracht Frankfurt. Denn trotz der coronabedingten Pause: Am Ende seiner Turnkarriere ist Winfried „Winnie“ Glaser noch lange nicht.