Ein Brüdertrio als Schiedsrichter unterwegs

Ohne sie kann kein Fußballspiel stattfinden: die Schiedsrichter. Jedes Wochenende sind die Referees von Eintracht Frankfurt hessenweit im Einsatz und pfeifen zahlreiche Amateurspiele vom Jugend- bis hin zum Seniorenbereich. Unser Schiri-Team bei Eintracht Frankfurt umfasst aktuell 25 Frauen und Männer, die mit viel Herzblut als Unparteiische mit dem Adler auf der Brust sich für den Fußball engagieren. Zu ihnen gehören ebenso das Brüderpaar Sebastian Wiesner (27 Jahre) und Stefan Wiesner (23 Jahre).

Nach der Fusion mit dem 1. FFC Frankfurt wechselten beide zur Frankfurter Eintracht. Einen dritten Bruder als Schiedsrichter gibt es auch noch: Tim Wiesner (24 Jahre). Er pfeift für den SV Heddernheim, dem Verein, in dem er als Fußballer aktiv war. Das Brüdertrio teilt die Leidenschaft Fußball und Schiedsrichter. Jedes Wochenende sind sie unterwegs und pfeifen diverse Spiele in Hessen. Die EvM-Redaktion war bei einem Testspiel zwischen einem Hessenliga- und einem Verbandsligateam dabei, wo die drei Wiesner-Brüder als Schiedsrichtergespann im Einsatz waren.

Warm-up
Als Erstes die Schiedsrichterkarriere eingeschlagen hatte Sebastian Wiesner im Jahr 2008. Seine Brüder folgten ihm im Zwei-Jahres-Abstand. Sebastian kam über einen guten Freund zum Schiedsrichterwesen und kombinierte in den ersten Jahren Fußballspielen und das Referee-Dasein. Eine Sportverletzung sorgte dann für den endgültigen Wechsel zum Schiedsrichter. Die beiden Brüder Tim und Stefan beobachteten die erste Zeit ihren Bruder als Unparteiischen. Der Reiz, auch zur Pfeife zu greifen, war verbunden mit der Möglichkeit, als Teenie das Taschengeldkonto etwas aufzubessern und die Möglichkeit, kostenfrei ins Stadion zu kommen. Somit waren alle drei bald gemeinsam in der Schiedsrichtergilde zusammen. Als Spielleiter pfeift Tim Wiesner die Verbandsliga, Sebastian Wiesner in der Gruppenliga und Stefan Wiesner in der Kreisoberliga in dieser Saison. Sehr gerne sind sie als Gespann gemeinsam im Einsatz.

Anpfiff zur ersten Halbzeit
Die drei jungen Schiris haben einige Ziele für die Zukunft. „Das maximale Erreichen streben wir schon an. Wir möchten gute Spiele bekommen und in den Bewertungen auch gute Ergebnisse erzielen“, so Tim Wiesner. In einer Saison werden Schiedsrichter vier bis sechs Mal beobachtet und benotet. Diese Noten entscheiden am Ende der Spielzeit über den Aufstieg in eine höhere Liga, aber auch über den Abstieg in eine untere Spielklasse. Am Schiedsrichtersein schätzt Stefan Wiesner das Lifecoaching. „Es ist schön, einmal in der Woche die Verantwortung zu haben, ein Spiel zu leiten“, erklärt er. Sein Bruder Tim ergänzt: „Es beinhaltet auch viele Fähigkeiten wie beispielsweise die Durchsetzungsfähigkeit und in stressigen Situationen ruhig zu bleiben. Dies hilft ebenso im privaten und beruflichen Leben.“ In stressigen Situationen versuchen die Wiesner-Brüder, ruhig zu bleiben, sich auf die Situation zu fokussieren und Nebengeräusche auszublenden. „Auf das große Ganze konzentrieren“, beschreibt es Sebastian Wiesner. Mittlerweile haben sie über die Jahre einiges an Erfahrungen sammeln können und profitieren von dieser in vielen Spielsituationen.

Halbzeit
Schiedsrichter werden immer wieder gesucht und somit sind interessierte Jungs und Mädchen gerne gesehen, die sich dafür begeistern können. Welchen Tipp haben sie? „Das Wichtigste ist die Persönlichkeitsentwicklung als Schiedsrichter. Es gibt viele Jugendliche, die mit 13 oder 14 Jahren sehr schüchtern sind. Als Schiedsrichter kann man sich vor Älteren beweisen und profilieren. Man lernt schnell, selbstständig zu handeln und organisieren. So hat man als junger Mensch frühzeitig eine hohe Eigenverantwortung. Dies hilft im Privaten, in der Schule und in der Berufswelt“, beschreibt Sebastian Wiesner die Besonderheit, weshalb es sich lohnt, Schiedsrichter zu werden. Schmunzelnd ergänzen seine Brüder, dass das Taschengeld und der freie Stadionbesuch junge Leute zusätzlich motivieren.

Beginn der zweiten Halbzeit
Bei Fußballspielen beobachten die Brüder gerne auch andere Schiedsrichter, reflektieren bestimmte Situationen in Bezug auf sich selbst. Sie achten besonders auf folgende Punkte: Wie entscheidet der Schiedsrichterkollege? Wie ist seine Körpersprache? Wie ist der Umgang mit den Spielern? Die Möglichkeit, das Gelernte zu zeigen, haben sie schon oft in hochklassigen Spielen bekommen. Tim Wiesner war in den vergangenen vier Jahren in der A- und B-Junioren-Bundesliga unterwegs. „Es ist schon ein Highlight, Junioren-Bundesligaspiele in schönen Stadien zu pfeifen und manch einen Jugendspieler sieht man dann ein oder zwei Jahre später in der Bundesliga“, erzählt Tim. Mit Karim Adeyemi hat er sogar einen heutigen Nationalspieler gepfiffen, als er damals noch als B-Junior bei der SpVgg Unterhaching spielte. In den Saisonvorbereitungen gibt es auch öfter die Gelegenheit, höherklassige Testspiele zu pfeifen oder zu assistieren, wie beispielsweise beim FSV Frankfurt. Sebastian schätzt sehr den gemeinsamen Einsatz als Schiri-Gespann. Dabei erlebten die Brüder vor einigen Jahren als Teenies auch ein besonderes Erlebnis auf einem Sportplatz: Der gastgebende Verein verwies sie beim Erscheinen auf den Folgetag, da erst dann das Jugendtraining stattfinde. Die Verblüffung bei den Vereinsvertretern war groß, als sie antworteten, dass sie die Unparteiischen für das gleich stattfindende Spiel wären.

Leider gab es auch unschöne Erlebnisse. Sebastian musste bereits drei Spiele abbrechen, da es zu Gewaltaktionen kam. Situationen, die leider immer wieder passieren und die eine hohe Souveränität des Referees erfordern. Sein Bruder Stefan erklärt, dass man sich nicht mit schlechten Dingen aufhalten solle, die Mehrzahl der Spiele werde fair beendet.

Nachspielzeit
Ein Traum der Brüder ist, gemeinsam als Gespann weiter aufzusteigen. „Es wäre großartig, zusammen den Weg weiterzugehen“, so Tim. Er schätzt das hundertprozentige Vertrauen untereinander. Familie und Partnerinnen stehen hinter den drei Brüdern und begleiten sie oft zu ihren Spielen. Neben ihrem zeitintensiven Hobby „Schiedsrichter“ sind alle drei auch beruflich sehr eingespannt. Sebastian arbeitet als Banker, Tim hat ein duales Studium beim Finanzamt absolviert und arbeitet seit zwei Jahren dort und Stefan studiert Wirtschaftsinformatik und ist zusätzlich in einer Onlinemarketingagentur. Das heutige Testspiel haben die Wiesner-Brüder souverän beendet und bekamen nach dem Spiel auch Lob von Zuschauern für die gute Spielleitung. 

Interesse, als Schiedsrichterin oder Schiedsrichter für Eintracht Frankfurt aktiv zu sein? Dann melde dich per E-Mail (ulrich@eintracht-frankfurt.de) bei Abteilungsleiter Fußball Ottmar Ulrich!