Ohne die Kurve ist alles nichts
Fußball ohne Zuschauer funktioniert, das hat die Corona-Krise gezeigt. Aber er ist nicht mal halb so schön. Jeder Fan vermisst sie, die Auswärtsfahrten, die Trainingslager, das Anstehen bei Autogrammstunden und das Konfetti, das abends in der Unterhose gefunden wird. Und all die schrägen Vögel, die man rund um so ein Fußballspiel trifft. Die Kollegen aus dem Eintracht Frankfurt Museum haben dazu einige Bilder aus den 1970er und 1980er Jahren zusammengetragen, die die Fanszene aus nächster Nähe zeigen. Viel Spaß damit! Vielleicht erkennt sich der eine oder die andere.
Den besten Blick…
… gab es stets aus den Bäumen hinter dem G- und H-Block.
Wenn das Stadion voll war, war es unmöglich, in den Blöcken nach unten
durchzuflutschen. Wer also an der Menschenmauer nicht mehr vorbei kam,
kletterte in die Bäume. Und hatte den besten Blick …
Super-Club
Das Bild zeigt Eintracht-Fans am Haupteingang, ganz im Stil
der Zeit gekleidet mit Schal, Fahne und Kutte. Aber was bitteschön macht denn
der „Super-Club“- Fan da in der Mitte? Ach ja, einst gab es auch
Freundschaftsaufnäher „Eintracht und der FCN“.
Feuer frei…
… für die eigenen Fahnen hieß es immer wieder nach
Niederlagen, und zum Beweis schwenkte die Fernsehkamera in die Kurve, wo Feuer
loderte. Hätte man anständig rangezoomt, hätte man schnell gesehen, dass
eigentlich fast immer nur Konfettiberge verbrannt wurden. Aber das
interessierte keinen. Wir sagen: LÜGENPRESSE!
Schusters Shop
Ja, der Fanshop von Willi Schuster ist Geschichte. Aber wir
freuen uns immer, wenn wir Bilder aus der kleinen Bude in der Bethmannstraße
sehen. Auf diesem Bild einer Autogrammstunde mit Uli Stein kann man gut
erkennen, wie eng es wirklich in der Bethmannstraße war. Sieben Leute und die
strenge Verkäuferin – und schon war der Laden voll!
Auswärtssieg
Was in den 1990ern die Chevignon-Jacke und in den 1980ern
die Kutte war, war in den 1970ern scheinbar der Wollmantel. Neben dem haben die
Eintrachtler auf dem Foto auch zahlreiche große Schwenkfahnen zum Auswärtsspiel
mitgebracht.
Einen Absacker, bitte
Wer würde nicht gerne in dieser Klein-Gaststätte „Eintracht
Fan-Club“ seinen Absacker trinken?! Leider gibt es die Stammkneipe des Hanauer
Fanclubs „Hanauer Geelerübe“ nicht mehr. Sogar das Haus wurde wohl schon
abgerissen. Jedenfalls erinnert in der Paul-Ehrlich-Straße nichts mehr an die
schöne Kneipe, die damals von den Fanclubgründern Lore und Herbert Hellwig
betrieben wurde.
Platzsturm
Bei diesem Foto vermuten wir einen übermütigen Gästefan.
Jedenfalls kommt er von der Seite des A-Blocks auf das Spielfeld gelaufen, im
Hintergrund ist die Haupttribüne und der L-Block gut erkennbar. Grabi nimmt den
Platzsturm mit der Gelassenheit eines Weltmeisters.
Vorstand raus
Eine schöne Tradition war es in den 1980ern, nach Spielende
vor die Haupttribüne zu ziehen und „Vorstand raus“ zu fordern. Vermutlich rufen
das die Krawallbrüder auf unserem Foto auch gerade. Auffallend: Der zentrale
Aktivposten in der Mitte der Aufnahme hat auf der Kutte einfach zwei
Fußball-Aufnäher, was jetzt nicht gerade nach Hooligan aussieht. Dafür sieht
der kleine Junge mit dem Parka links im Bild weitaus gefährlicher aus. Der ist
mal richtig sauer …
Cha
Heute trifft man im Trainingslager Hunderte Fans,
mittlerweile gibt es sogar organisiertes Handkäs-Essen und Äppler-Trinken. In
den 1980er Jahren waren manchmal nur zwei oder drei Fans in der Vorbereitung
dabei. Die jungen Herren auf dem Bild hatten offensichtlich viel Spaß, und die
Eintracht spielte mit. Gegen Salzburg gab es einen 1:0-Sieg, in Cham folgte gar
ein 5:0. Zu Ehren des zweifachen Torschützen Cha posierten unsere Auswärtsfans
vor einem Motorrad mit örtlichem Kennzeichen (im Bild ganz links). Und die
Abendpost-Nachtausgabe schrieb: „Die Spritzigkeit beim Koreaner kommt zurück.“
Konfettiregen
Wilde Zeiten im G-Block. In den 1980er Jahren brachten die
Fans müllsackweise geschreddertes Papier aus Aktenvernichtern mit in den Block,
das dann verteilt wurde. Zur Mannschaftsaufstellung hatte dann jede/-r einen
Büschel in der Hand. Wenn die Mannschaften ins Stadion einliefen, wurden diese
wild rumgeschmissen und landeten mit den ganzen Papierschnipseln auf der Erde.
Nach 17.15 Uhr wurde diese brisante Papiermischung nicht selten entzündet
[siehe Foto verbrannte Fahnen; Anm. d. Red.].
Römer-Sprung
Der Pokalsieg 2018 war der Wahnsinn, wir sind bis heute
geflasht. Wenn es ein Haar in der Pokalsiegersuppe geben sollte, dann das:
Wieso darf man als euphorischer Fan heute eigentlich nicht mehr im
Gerechtigkeitsbrunnen baden? In den 1970er Jahren ging das nach den Pokalsiegen
doch auch. Und, hat es jemandem geschadet? Sämtliche Badegäste auf dem Foto
jedenfalls scheinen viel Spaß gehabt zu haben, obwohl die Beckentiefe
vermutlich nicht 3,50 Meter war.