„Offenheit, Vertrauen und absolute Transparenz sind entscheidend“

In knapp zwei Monaten wird das Gebäude mit der neuen Turnhalle seine Türe öffnen. Am 24. April soll die offizielle Eröffnungsfeier stattfinden. Verantwortlich für das Neubauprojekt ist das Bau- und Dienstleistungsunternehmen GOLDBECK. Die EvM-Redaktion hat sich mit Jan-Hendrik Goldbeck, Geschäftsführender Gesellschafter der GOLDBECK GmbH, über Unternehmensleitlinien, Gemeinsamkeiten mit der Eintracht, Digitalisierung, aber natürlich auch das Neubauprojekt unterhalten.

Interview: Nina Bickel

Zu Beginn die wichtigste Frage: Wie geht es GOLDBECK und Ihnen seit Ausbruch der Coronapandemie? Inwiefern ist Ihr Unternehmen betroffen?
Glücklicherweise haben wir die Auswirkungen der Coronapandemie in der Baubranche nicht allzu sehr zu spüren bekommen. Selbstverständlich legen wir – wie andere Firmen auch – sehr viel Wert auf Hygienemaßnahmen, Abstand halten, Masken und Lüften etc. Als Arbeitgeber sind wir zum einen dazu verpflichtet, zum anderen ist uns natürlich die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig. Das hat dazu geführt, dass manche Abläufe, insbesondere in unseren Werken und auf den Baustellen, etwas komplizierter geworden sind. In unseren Büros haben wir mit der Möglichkeit, teilweise remote zu arbeiten, einen guten Kompromiss gefunden. Dass wir schon lange vor der Pandemie mit der Digitalisierung unserer Prozesse begonnen haben, kam uns hier sicherlich zugute. 

Das sind gute Nachrichten. Indirekt sind Sie vermutlich von der Pandemie in Form von Materialmangel und Lieferengpässen doch betroffen?
Das stimmt, indirekt schon, auch wenn das nicht eins zu eins direkt auf Corona zurückzuführen ist. Während wir früher schon kurz nach Auftragserteilung mit dem Bau beginnen konnten, liegen heute auch mal einige Monate dazwischen. Diese Situation ist herausfordernd, aber damit müssen wir uns eben arrangieren. 

GOLDBECK versteht sich als Familienunternehmen trotz inzwischen rund 9.000 Mitarbeitenden – ebenso sieht sich die Eintracht mit ihren über 95.000 Mitgliedern als große Familie. Haben die zwei vermeintlich völlig unterschiedlichen Einheiten deutlich mehr Gemeinsamkeiten, als man zunächst vielleicht glaubt?
Absolut, es gibt Gemeinsamkeiten! Unsere Unternehmensleitlinien und der Verhaltenskodex und die Werte von Eintracht Frankfurt haben einiges gemeinsam. Unsere Unternehmenskultur zeichnet sich maßgeblich durch die drei Säulen Menschlichkeit, Verantwortung und Leistungsbereitschaft aus. Leidenschaft, Erfolg und Wille beispielsweise stecken hinter dem Begriff Leistungsbereitschaft. Bezogen auf den Sport drückt sich diese dadurch aus, dass man doch schon als Kind feststellt, dass Gewinnen angenehmer ist als zu verlieren. Daraus zieht man als Sportler die Motivation, mehr zu trainieren und besser zu werden. Das Ziel ist der Aufstieg, der Gewinn des Pokals oder die Meisterschaft. Im Unternehmen ist es die Lust, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen, um ebenfalls erfolgreich zu sein und das nächste Projekt hereinzuholen. 

Sie haben die Säule Verantwortung angesprochen. Inwiefern lassen sich das Unternehmen GOLDBECK und ein Verein wie die Eintracht in diesem Punkt miteinander vergleichen?
Verantwortung und Vertrauen werden bei uns großgeschrieben. Wir sind der Überzeugung, dass Menschen, die Verantwortung übernehmen, letztendlich erfolgreicher sind. Das ist aber auch nur möglich, wenn sie das entsprechende Vertrauen – in unserem Fall vom Arbeitgeber – bekommen. Das lässt sich ebenso auf den Sport übertragen: Sportlerinnen und Sportler benötigen das Vertrauen ihres Umfelds – vom Trainer, der Familie, dem Verein – um das Beste aus sich herausholen zu können. 

… und hinsichtlich des Themas Menschlichkeit?
Hierbei geht es um Fairness, Offenheit, Dinge anzusprechen und als Team gemeinschaftlich an Themen zu arbeiten. Als Familienunternehmen haben wir, wie auch die Eintracht, eine Tradition und besinnen uns auf die Historie und Stabilität. Verlässlichkeit ist uns dabei enorm wichtig. Es gibt aber noch einige weitere Gemeinsamkeiten wie die Themen Diversität, Wachstum, Technologie und Fortschritt. 

GOLDBECK hat in den vergangenen Jahren ein enormes Mitarbeiterwachstum verzeichnet. Als Sie zusammen mit Ihrem Bruder die Geschäftsleitung im Jahr 2007 von Ihrem Vater übernommen hatten, gab es rund 1.600 Mitarbeiter, inzwischen sind es 9.000 …
Das Wachstum ist kein Selbstzweck. Vielmehr sehen wir es als Folge von guter Arbeit. Das heißt, wenn man die bereits genannten Leitlinien erfüllt, hat man Erfolg, ist für Arbeitnehmer interessant und kann auch wachsen. Die Mitarbeitenden können sich für das Unternehmen begeistern und sich mit diesem identifizieren – so wie sich die Vereinsmitglieder der Eintracht für ihren Verein begeistern und sich mit den Werten identifizieren. 

Sie erwähnten bereits die Technologie und den Fortschritt. Sie sehen GOLDBECK eher als Tech-Unternehmen und weniger als klassisches Bauunternehmen. Dafür arbeiten Sie, wie auch die Eintracht, mit Startups zusammen. Wie muss man sich die Zusammenarbeit vorstellen?
Wir informieren uns regelmäßig über neue technologische Möglichkeiten und integrieren sie wo immer sinnvoll in unsere Prozesse, um auch in Zukunft modern und leistungsfähig zu sein. Erst vor einigen Tagen bin ich beispielsweise aus den USA zurückgekehrt. Wir haben vor wenigen Jahren im Silicon Valley einen „Tech & Innovation Hub“ gegründet – eine kleine Forschungseinheit, die unter anderem mit der University of Stanford und jungen Start-ups kooperiert. In diesem Ökosystem, so nenne ich es, entstehen frische Ideen, die neugierig machen. Wir sprechen mit unseren Partnern offen über aktuelle Herausforderungen, bekommen neue Impulse, aus denen echte Innovationen und neue Partnerschaften entstehen – das ist eine klassische Win-win-Situation. 

Kommen wir auf das Projekt „Neubau Turnhalle“ zu sprechen. Wie kam es zu dem ersten Kontakt zwischen GOLDBECK und Eintracht Frankfurt?
Als Frankfurter beschäftigt man sich ganz natürlich mit der Eintracht. Der Kontakt aber kam letztlich durch Michael Otto [geschäftsführendes Präsidiumsmitglied Eintracht Frankfurt; Anm. d. Red.] zustande, der uns das Grundstück für den potenziellen Neubau vorstellte. Nach den ersten Gesprächen haben wir dann recht schnell mit der konkreten Planung begonnen. 

„Wir haben einige Gemeinsamkeiten“

Der Bau steht wenige Wochen vor der Fertigstellung. GOLDBECK hat zahlreiche Erfahrungen unter anderem im Sportstättenbau. Gab es bisher bei dem Bau der neuen Turnhalle auf dem Gelände am Riederwald irgendwelche Besonderheiten bzw. Hindernisse zu bewältigen?
Das Gelände ist recht beengt. Das bedeutet, dass wir logistisch sehr genau koordinieren mussten, wann was umgesetzt werden kann – auch damit der laufende Sportbetrieb nicht behindert wird. Hierzu waren wir regelmäßig in engem Austausch mit der Tennisabteilung und dem Verein. Hinzu kamen anfangs einige Unwägbarkeiten, zum Beispiel die Frage, wo welche Anschlüsse liegen. Auch wenn das keine ungewöhnliche Situation ist, galt es, diese Herausforderungen zu lösen. 

Betrachtet man den Zeitplan und das Gebäude, scheint es aber bisher wirklich gut gelaufen zu sein und sehr gut voranzuschreiten …
Das stimmt. Zwischen den ersten ernsthaften Gesprächen und der Fertigstellung der neuen Turnhalle im April 2022 liegen 18 Monate. In der Zwischenzeit wurde das alte Clubheim abgerissen, mussten das neue geplant sowie Genehmigungen eingeholt werden, anschließend folgte der Bau. Unter den aktuellen Bedingungen, insbesondere Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten, ist das schon eine ordentliche Geschwindigkeit. Das funktioniert nur mit Offenheit, Vertrauen, Transparenz und dem gemeinschaftlichen Willen auf allen Seiten. Die Zusammenarbeit mit der Eintracht, aber auch den Behörden sowie unseren Partnerunternehmen ist bisher wirklich sehr gut gelaufen. 

Die Themen „Nachhaltigkeit“ und „effizientes Energiekonzept“ haben immer mehr an Bedeutung gewonnen und sind wichtiger denn je. Auch dem Unternehmen GOLDBECK liegen diese Themen besonders am Herzen und es ist sich seiner Verantwortung bewusst. Inwiefern kann das Neubauprojekt am Riederwald damit punkten?
Die Turnhalle wird auf allen drei Seiten sowie auf dem Dach des Bürotrakts begrünt und wird sich dadurch sehr harmonisch in das grüne Areal am Riederwald einfügen. Hinzu kommen eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zur Gewinnung von grüner Energie sowie eine Wärmepumpe. Außerdem gibt es eine Zisterne, in der anfallendes Regenwasser gespeichert und für die Bewässerung der Grünanlage sowie Tennisplätze verwendet wird. Weitere kleinere Dinge, wie beispielsweise zwei Ladesäulen für Elektroautos, sind ebenfalls inkludiert. Nachhaltigkeit hat aber nicht nur etwas mit Ökologie zu tun. Sie hat auch einen soziokulturellen Aspekt. Eine Sporthalle bietet einen Raum für die Öffentlichkeit: Sportlerinnen und Sportler unterschiedlicher Disziplinen werden sich hier begegnen und die neue Anlage gemeinschaftlich nutzen. Darüber hinaus gibt es nun Büros, die eine optimale Zusammenarbeit aller Abteilungen ermöglichen. Damit hat der Neubau auch eine verbindende Funktion. Er fördert den sozialen Austausch. Die Mitglieder können sich also auf ihr neues, modernes Gebäude freuen und ich garantiere, in einigen Monaten wird es noch um einiges schöner aussehen. 

Daten und Fakten zu Goldbeck:
› Gründung 1969 in Bielefeld
› Inzwischen rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
› kommen aus circa 65 Nationen
› in 20 Ländern vertreten
› 88 Standorte in ganz Europa