Einer von uns – Uwe Weigert

Vom Bundesliga-Profi zum Ironman-Europameister

1980 stand Uwe Weigert im erweiterten Kader der UEFA-Cup-Sieger-Mannschaft und trainierte mit Bernd Hölzenbein, Karl-Heinz „Charly“ Körbel und Bernd Nickel. Heute feiert der 63-jährige Adlerträger Erfolge als Athlet in der Triathlonabteilung.

Der sportliche Weg von Uwe Weigert bei der Eintracht begann mit einem Geburtstagsgeschenk. Seine Eltern waren es, die dem damals 13-jährigen Frankfurter seinen großen Wunsch erfüllten: Sie meldeten ihn in der Fußballabteilung seines Lieblingsvereins an. In der C-Jugend startete der heute 63-Jährige mit dem Kicken – dass er sechs Jahre später als Profi den UEFA-Cup-Sieg hautnah miterleben würde, hätte er sich damals nicht erträumen lassen.

„1977 kam ich als A-Jugendlicher für drei Spielzeiten in den Kader der ersten Mannschaft und trainierte gemeinsam mit Koryphäen wie Hölzenbein, Körbel und Nickel“, blickt er auf die damalige und „bis heute sehr besondere“ Zeit zurück. In einigen Freundschaftsspielen lief er mit dem Adler-Trikot auf, 1980 dann der besagte UEFA-Cup-Sieg. Ein Jahr zuvor kam er sogar in der Bundesliga zu einigen Einsatzminuten, als Trainer Friedel Rausch ihn im Ligaspiel gegen Hertha BSC in der Schlussphase einwechselte. „Wirklich durchsetzen konnte ich mich im Team nicht, da musste ich meine Grenzen realistisch einschätzen“, blickt Uwe Weigert auf seine relativ kurze Profikarriere bei der SGE zurück, empfindet aber keine Wehmut. „Die Eintracht war zu der Zeit eine der Topmannschaften in Europa, vielleicht hätte es geklappt, wenn ich zwei Jahre später geboren wäre. Aber ich habe von den ganz Großen lernen dürfen – solche Spieler im Training zu erleben und mittendrin zu sein ist glaube ich der Traum von jedem Kind, das mit dem Fußballspielen anfängt.“

Ab 1980 spielte Uwe Weigert noch für den FSV Frankfurt in der Zweiten Liga, bevor er schließlich neue berufliche Wege ging. Mittlerweile arbeitet der Frankfurter als Lehrer an einer Schule in Kronberg. Seine Eintracht-Vergangenheit kommt ihm aber auch dort zugute: „Wenn man vor der Klasse erzählt, dass man mal Eintracht-Profi war, kann man die Kinder schon begeistern“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Aber die sportliche Karriere des ehemaligen Innenverteidigers sollte noch nicht vorbei sein. Nach einigen Jahren Golf, Ski und Snowboard war es diesmal Weigerts Friseurin, die seinen neuen sportlichen Weg ebnete. „Sie erzählte mir, dass sie mit ein paar Freunden beim Triathlon anfange, und fragte, ob ich nicht Lust hätte, mitzumachen.“ Und so probierte er es einfach mal aus, lieh sich ein Fahrrad und begann zu trainieren. „Es hat mir direkt so viel Spaß gemacht, dass schnell der Traum aufkam, einmal im Leben einen Ironman zu schaffen.“ Und wieder sollte der heute 63-Jährige nicht ahnen, dass er rund 20 Jahre später in genau jener Disziplin den Titel Europameister tragen würde.

„Mein erstes Langdistanzrennen absolvierte ich nach zwei Jahren Training 1997 in Roth“, blickt er zurück. „Nach dem Motto ‚Einmal ist keinmal‘ bin ich im Jahr darauf gleich wieder angetreten. 2001, als der Ironman nach Frankfurt kam, war ich ebenfalls am Start.“ Mittler weile ist der fünffache Vater bei 34 Ironmans beziehungsweise Langdistanz-Triathlons von Südafrika über Schweden bis nach Utah angetreten und nicht selten auf den ersten Plätzen gelandet. Neun Mal finishte er bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii und feierte dort 2008 den fünften Platz in der Altersklasse ab 50. Im Jahr 2018 wurde er beim Ironman in Frankfurt Europameister, 2021 sicherte er sich in Roth erneut den Titel des ETU-Langdistanz-Europameisters in der Altersklasse ab 60. Seine sportliche Heimat fand er – so schließt sich der Kreis – natürlich bei der Eintracht. Diesmal in der Triathlonabteilung, für die er seit rund zehn Jahren antritt.

„Ich freue mich, für meinen Herzensverein anzutreten“

Eine große Sache macht Uwe Weigert aus seinen beindruckenden Erfolgen allerdings nicht. „Klar bin ich stolz auf das Erreichte, aber ich bin niemand, der mit seinen Erfolgen prahlt“, erläutert er. „Ich bewundere jemanden, der nach 16 Stunden ins Ziel kommt, genauso wie die Spitzenläufer, die nach acht Stunden finishen.“ So verbissen wie viele Athleten sei er nie gewesen. Stattdessen sei es ihm immer schon darum gegangen, die richtige Balance zwischen Sport, Familie und Job zu finden. „Es gibt für mich ganz klar auch ein Leben neben dem Sport. Ich gehe zum Lachen nicht in den Keller, esse gerne und erlaube mir auch ab und zu ein Glas Wein.“ Denn wichtiger als die Titel seien der Spaß, den er am Sport habe, und der Stolz, die Eintracht international zu vertreten, denn: „Ich bin Eintrachtler durch und durch und freue mich, für meinen Herzensverein anzutreten.“

Um von seiner mittlerweile 25-jährigen Triathlonerfahrung etwas weiterzugeben, ist er neben seiner Lehrer-Tätigkeit mit „Tri4Masters“ auch als Coach aktiv und betreut Hobbyathleten und -athletinnen zum Beispiel durch das Erstellen von Trainingsplänen. „Aktuell habe ich zwischen zehn und 20 Athleten, mit denen ich zusammenarbeite und die ich dabei unterstütze, ihre Ziele zu erreichen“, erklärt Uwe Weigert. Für sich selbst habe er sportlich hingegen fast alle Ziele erreicht. „Ich brauche niemandem mehr etwas zu beweisen“, meint er. „Ich mache einfach so lange weiter, wie ich Spaß daran habe und die Beine und Füße mitmachen.“ Ein Vorhaben habe er trotzdem noch: „Einmal will ich auf jeden Fall nochmal nach Hawaii.“ Und auch der Fußball hat den ehemaligen Profi doch nicht so ganz losgelassen. Inzwischen zwar nur noch als Fan, ist Uwe Weigert bis heute mittendrin bei den Höhen und Tiefen der SGE. Denn als Dauerkarteninhaber ist er sowohl im heimischen Stadion als auch international zuverlässig dabei – ob Rom, Mailand oder London …