„So lange, bis Eintracht Meister wird“
Am
21. März 2022 feiert Radio FanOmania seinen 25. Geburtstag. Die Mitgründer
Peter Henning und Thomas Paul erzählen lustige und kuriose Geschichten aus 25
Jahren Sendezeit, in der ein Spieler sogar das Studio verlassen wollte.
Rückblende.
Es ist Anfang 1997. Die Eintracht befindet sich sportlich am Tiefpunkt ihrer
Vereinsgeschichte. Wenige Monate zuvor ist die SGE zum ersten Mal in ihrer
Historie aus der Bundesliga abgestiegen. Auch das erste Jahr in Deutschlands
zweithöchster Spielklasse verläuft enttäuschend, teilweise steht die Eintracht
auf einem Abstiegsplatz. Der direkte Wiederaufstieg wird klar verpasst. Die
sportliche Talfahrt ist für die Eintracht-Anhänger Peter Henning, Thomas Paul
und Wolfram Gräf kein Grund, sich von der damals noch so betitelten „Diva vom
Main“ abzuwenden. Vielmehr überlegt das Trio, wie es die Eintracht und ihre
Fans in dieser schwierigen Zeit unterstützen kann.
Mitgründer
Peter Henning erzählt 25 Jahre später, wie Radio FanOmania entstanden ist. „Wir
wollten eine weitere Plattform für die Fans von Eintracht Frankfurt kreieren,
in der wir über die Eintracht und den Fußball diskutieren können. Dabei war uns
wichtig, dass wir unabhängig und transparent über alle möglichen Themen sprechen
dürfen, die uns beschäftigen. So kam uns schließlich die Idee, eine
Radiosendung von Fans für Fans zu entwickeln.“
Am
21. März 1997 schlägt die Geburtsstunde von FanOmania. Der nicht kommerzielle
Radiosender „Radio X“ gibt dem angedachten Projekt eine Chance und lädt Peter
Henning, Thomas Paul, Wolfram Gräf, Stefan Schell, Peter Landefeld und Michael
Gabriel zur Probesendung ein. Die sechs Eintracht-Fans dürfen in einer
einstündigen Sendung ihre Moderation halten und über sämtliche Themen
diskutieren. „Wir haben uns drei Wochen lang auf die Sendung vorbereitet und
waren zugegebenermaßen sehr nervös. Jede Minute war bis auf die Sekunde
durchgeplant. Wir mussten die kompletten 60 Minuten füllen, doch nach 56
Minuten hatten wir einfach nichts mehr zu sagen. Wir haben uns dann gegenseitig
angeschaut und wussten nicht, wie wir die letzten vier Minuten rumbekommen
sollen“, erzählt Peter Henning über die allererste Sendung von FanOmania.
„Vier Minuten vor Schluss gibt’s nichts mehr zu sagen“
Und so kam es dazu, dass Thomas Paul in der
Live-Sendung spontan zur Ukulele griff und die restlichen Minuten mit einer
musikalischen Einlage rettete. „Radio X“ war vom authentischen Auftritt der
Eintracht-Fans angetan und nahm die Sendung in sein Programm auf. Seither wird
FanOmania jeden Dienstag von 19 bis 20 Uhr live ausgestrahlt.
FanOmania
beschreibt sich als Mosaik aus verschiedenen Charakteren, welche ihre Ideen mit
Spaß und Herzblut an ihre Zuhörer transportieren möchte. „Wir möchten den
Eintracht-Fans eine Plattform bieten, auf der sie mit Verantwortlichen und
Spielern diskutieren können. Dabei ist uns wichtig, dass wir eine Nähe zu den
Fans aufbauen. Denn was die Fanszene bewegt, bewegt auch uns, denn wir sind ein
Teil dieser Fanszene. Jeder hat theoretisch die Möglichkeit, Teil der Sendung
zu werden“, erzählt Henning über die Ziele von FanOmania.
In
25 Jahren bei wöchentlicher Frequenz lässt sich die eine oder andere Panne
nicht vermeiden. Peter Henning erinnert sich an eine Szene inmitten einer
Sendung aus dem Jahre 1998, in der er versehentlich auf einen Hauptschalter
drückte, der den Strom abstellte. Nach 20 Minuten Rätselraten für die Ursache
des Stromausfalls schaltete ein Techniker den Strom wieder an und die
Livesendung konnte fortgeführt werden. „Diese 20 Minuten werde ich mein
Leben lang nicht mehr vergessen. Es waren vielleicht die schlimmsten Minuten
meines Lebens“, berichtet Henning über sein Malheur.“
Inzwischen verzeichnet FanOmania ein
vielfältiges Portfolio an Gästen, welche Teil der Sendung waren. Von
Badesalz-Comedian Henni Nachtsheim bis Jürgen Gabrowksi gab es viele
unterschiedliche Persönlichkeiten, die von den Moderatoren begrüßt wurden.
Thomas Paul erzählt von einer Sendung mit Oka Nikolov, in der die
Eintracht-Legende mächtig Kritik einstecken musste. „Ich habe ihm einige
Seitenhiebe verpasst und ihn für seine schwankenden Leistungen kritisiert. Der
Oka hat das ziemlich persönlich genommen und wollte während der Sendung nach
Hause fahren“, sagt Paul über die Sendung mit Nikolov, der 414 Spiele für
die Eintracht bestritt und heute Markenbotschafter des Vereins ist. Generell
sei das Ziel aber immer, dass „sich jeder Gast wohlfühlt. Das hat allerhöchste
Priorität. Und auch Oka hat die Kritik am Ende des Tages nicht so ernst
genommen, stellt Paul klar.
Nikolov
kurz vor dem Weg zur Tür
Ein Highlight war die
Sendung mit dem „weißen Brasilianer“ Ansgar Brinkmann. Während einer
Livesendung versprach Brinkmann allen Zuhörern, dass er im Falle eines
Aufstiegs der Eintracht auf dem Frankfurter Römer schlafen würde. Am 7. Juni
1998 löste er sein Versprechen ein, denn die Eintracht schaffte in ihrer
zweiten Zweitligasaison den Wiederaufstieg. Sonntagabends um 23.30 Uhr rückte
Brinkmann mit seinem Schlafsack an und übernachtete am Römer. Rekordgäste sind
Armin Kraaz und Buchautor Jörg Heinisch mit je sechs Besuchen.
Auch außerhalb der Sendung leben Henning und
Co. den Verein Eintracht Frankfurt. Jedes Jahr sammeln die Gründer von
FanOmania Trikots, Wimpel, Schuhe und andere Gegenstände von Spielern, welche
dann in der Sendung an Fans verlost werden. Zudem moderierte das Team von
FanOmania ehrenamtlich sechs Jahre lang die SehbehinderGäste bei Radio
FanOmania (von links oben nach rechts unten): Rainer Falkenhain, Bernd
Hölzenbein, Franco Lionti, Christoph Preuß und Thomas Zampach. tenreportage für
Eintracht Frankfurt. Über die persönliche Verbindung zur Eintracht sagt Peter
Henning: „Die Eintracht ist Teil unseres Lebens. Man kann sogar von einer
kleinen Liebe zu diesem Verein sprechen. Sobald der Name Eintracht Frankfurt
erwähnt wird, erfahre ich das Höchste der Gefühle.“
Nach
25 Jahren steht FanOmania bei 1.275 Sendungen. Eine Zahl, welche sich die
Gründer zu ihrer Anfangszeit „niemals hätten vorstellen können“. Auch innerhalb
des Teams hat sich über die Jahre hinweg einiges getan. So nutzte Mitgründer
Peter Henning die 1.000. Sendung am 15. November 2016, um sich von der
Radiobühne zu verabschieden. „Nach so einer langen Zeit, in der ich so viele
tolle Erlebnisse mit der Eintracht erleben durfte, wollte ich dem jungen
Nachwuchs eine Chance geben“, so Henning über seinen Abschied vor etwas
über fünf Jahren. Inzwischen besteht das Team aus acht Mitgliedern, welche in
Rotation wöchentlich durch die Sendung führen. Auch nach 25 Jahren möchte das
Team noch viele weitere Episoden aufnehmen. „Wir moderieren so lange, bis die
Eintracht Deutscher Meister wird“, gibt Thomas Paul in seinem Abschlussplädoyer
zwinkernd zu verstehen.
Text:
Wouter Hieronimus
Fotos: privat
FanOmania
läuft jeden Dienstag von 19 bis 20 Uhr live auf 91,8 FM oder www.radiox.de.
Eintracht Frankfurt sagt Alles Gude und hofft darauf, dass es FanOmania noch
lange gibt – mit oder ohne Meisterschaft!