40.000 am Riederwald
Am
26. März 1922 fand erstmals ein Fußballländerspiel in Frankfurt statt. Das
Waldstadion gab es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Das Spiel zwischen
Deutschland und der Schweiz wurde auf dem vereinseigenen Platz der Eintracht ausgetragen,
am Riederwald.
Das Spiel war
erst das siebte Länderspiel nach Ende des Ersten Weltkriegs. Welt- oder
Europameisterschaften gab es noch nicht – und Deutschland war als Nationalteam
längst noch nicht internationale Spitze. Von den bis dato absolvierten 36
Länderspielen hatte die Nationalelf gerade mal sieben gewonnen. Außerdem blieb
die Auswahl an potenziellen Gegnern überschaubar. Deutschland war nach dem
Krieg in vielen Ländern noch geächtet, lediglich gegen neutrale oder ehemals
verbündete Nationen konnten Spiele stattfinden. Die Schweiz, die im Juni 1920
in Zürich erster Nachkriegsgegner Deutschlands gewesen war, reiste im März 1922
zum Rückspiel. Im französischsprachigen Teil des Landes regte sich heftiger
Protest ob der Reise zum „Feind“.
Hauptbahnhof für eineinhalb Stunden gesperrt
Doch in Deutschland
freute man sich auf den internationalen Vergleich. An den Bahnhöfen, an denen
der Zug mit dem anreisenden Nationalteam und den Anhängern Station machte,
jubelten die Fans den Fußballern zu. Als der Zug in Frankfurt ankam, musste der
Hauptbahnhof für eineinhalb Stunden gesperrt werden, weil die Haupthalle
restlos überfüllt war. Am Spieltag versammelten sich über 20.000 Menschen auf
dem Römer, um die Schweizer Mannschaft vor dem Spiel zu begrüßen und den Worten
des Präsidenten des Schweizer Fußballverbands Hauser zu lauschen, der die
Bedeutung des Fußballs als Mittel der Völkerverständigung hervorhob. Dann ging
es ins Eintracht-Stadion am Riederwald, das mit 40.000 Zuschauern aus allen
Nähten platzte. Die Gäste saßen auf der Tartanbahn und hinter dem Tor; wer
einen guten Tribünenplatz ergattert hatte, konnte sich glücklich schätzen. In
der ersten Halbzeit lief alles nach Plan. Franz (SpVgg. Fürth) mit zwei Toren
(26./34.) brachte Deutschland in Führung. Doch im zweiten Durchgang kamen die
Schweizer besser ins Spiel. Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch der
deutsche Keeper Lohmann, für den Mittelstürmer Seiderer ins Tor ging. Die
Schweiz, die bereits in der 77. Minute durch Sturzenegger den Anschluss erzielt
hatte, kam fünf Minuten vor Schluss durch Merkt zum glücklichen Ausgleich. Bei
der Eintracht war man trotzdem zufrieden. Die Organisation rund um das Spiel
vor Rekordkulisse hatte perfekt funktioniert, inklusive des Banketts im Hotel
Monopol-Metropol am Hauptbahnhof. Bedauert wurde lediglich, dass kein Spieler
aus Frankfurt in der Nationalmannschaft gespielt hatte. Doch das sollte sich
wenige Jahre später ändern, als mit Franz Schütz, Rudi Gramlich und Hennes
Stubb gleich drei Eintrachtler in den Kreis der Nationalspieler aufstiegen.
Eintrachtler wurden zu Stützen der Nationalmannschaft – doch der Riederwald als
Austragungsort für Länderspiele sollte einmalig bleiben. Nach der Eröffnung des
Waldstadions 1925 fanden Länderspiele nur noch im Stadtwald statt.
Deutschland:
Lohrmann, Wellhöfer, J. Müller, Lang,
Pendorf, Hagen, Retter,
Franz, Seiderer, Hutter,
Altvater.
Schweiz:
Dessibourg, Siegrist,
Gottenkieny, Probst, Schmiedlin,
Osterwalder, Brand, Sturzenegger,
Leiber,
Merkt, Ramseyer.
Tore:
1:0, 2:0 (26./34.) Franz,
2:1 (70.) Sturzenegger, 2:2 (84.) Merkt.
Schiedsrichter:
Boas (Holland).
Zuschauer:
40.000.
Neu: Wer war am 8. März 1899 im Friedrichshof?
Wer waren sie eigentlich die 15 Menschen, die am 8. März 1899 den ältesten
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