Wem gehört der Fußball?
Eine
zentrale Frage, die Fußballfans in Deutschland nicht erst seit der
Coronapandemie beschäftigt. Bereits seit 2005 setzt sich die bundesweite
Interessenvertretung „Unsere Kurve“ für den Erhalt der Fankultur und des Fußballs
als Kulturgut ein.
Jüngst
erschütterte eine neue Meldung die Bundesliga, die viele Fußballfans in
Deutschland aufhorchen ließ. Donata Hopfen, neue Chefin der Deutschen Fußball
Liga (DFL), wollte in einem Interview die Einführung von Play-Offs in der
Bundesliga sowie die Austragung des Supercups in Saudi-Arabien nicht
kategorisch ausschließen. Hinter alledem steht die zentrale Frage: Wem gehört
der Fußball? Ist er zu einem reinen Marketinginstrument verkommen oder gehört
er noch den Fans, die den Fußball seit Jahrzehnten maßgeblich prägen? An diesem
Punkt setzt die bundesweite Interessenvertretung „Unsere Kurve“ an. Als
Zusammenschluss der lokalen Fan- und Förderabteilungen der Vereine setzt sich
das Fanbündnis für den Erhalt des Fußballs als Kulturgut ein und findet damit
eine klare Antwort auf die Frage, wem der Fußball eigentlich gehört: „Der
Fußball muss ein basisdemokratischer und vereinsgeprägter Fußball sein, das
steht über allem. Der Fußball gehört den Menschen, die ihn leben und lieben“,
macht Dario Minden deutlich. Er gehört seit Sommer 2021 dem Abteilungsvorstand
der Fanabteilung von Eintracht Frankfurt an und wurde in dieser Funktion im
Herbst zum 2. Vorsitzenden von „Unsere Kurve“ gewählt. Die Fanabteilung gehört
zu den Gründungsmitgliedern des im Jahr 2005 gegründeten Vereins. Derzeit sind
dort 21 Fanorganisationen aus den deutschen Profiligen aktiv, dahinter steht
eine sechsstellige Anzahl von aktiven Fans. Die Themen haben sich über die
Jahre kaum verändert: Die Debatte um die 50+1-Regel, die Zerstückelung der
Spieltage oder die Einführung einer Super League als Marketinginstrument.
Themen, die von aktiven Fans immer auch kritisch begleitet werden. Themen, die
eine vereinsübergreifende Vernetzung notwendig machen.
Dabei betont
Dario Minden, dass die Situation in Frankfurt nicht mit anderen deutschen
Standorten verglichen werden kann. Zwischen den unterschiedlichen
Fangruppierungen und den Vereinsfunktionären finde ein regelmäßiger Austausch
statt, der von gegenseitigem Vertrauen geprägt sei. Die Interessen der Fans
würden dabei immer eine große Rolle spielen. Bundesweite Themen wie die
Einführung und Abschaffung von Montagsspielen in der Bundesliga können in
Frankfurt jedoch nur begrenzt beeinflusst werden, der regionale Dialog gerät
schnell an seine Grenzen. Die Eintracht sei sich der Bedeutung ihrer Fans
bewusst, eine mögliche Entfremdung vom Fußball finde auf einer anderen Ebene
statt. Doch die Probleme der Coronapandemie sind allgegenwärtig und werfen die
Frage auf, inwiefern es die Fans auch nach dieser Zeit zurück in die Stadien
zieht. Flächendeckende Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga bestätigen einen
Trend, in dem sich der einzelne Fan nicht wertgeschätzt fühlt. Ein Problem, das
„Unsere Kurve“ durch Reformen im Profifußball bekämpfen will. Im Mai 2020
wurden erstmals zentrale Probleme des Profifußballs in der Öffentlichkeit
sichtbar gemacht, die in dieser Form aber teilweise auch schon vor der Pandemie
zu erkennen waren. Mit der Initiative „Zukunft Profifußball“, die auch von anderen
Fanorganisationen unterstützt wird, sind bundesweite Konzepte entwickelt
worden, die sich für grundlegende Reformen im deutschen Profifußball
aussprechen. In unterschiedlichen Arbeitsgruppen wurden vier zentrale
Arbeitsbereiche herausgearbeitet: die Integrität des Wettbewerbs, Vereine als
demokratische Basis, gesellschaftliche Verantwortung und der Fußball als
Publikumssport. Es bestehe die Notwendigkeit, Veränderungen anzuregen, um den
Fußball als Volkssport zu erhalten. Für Veränderungen tritt „Unsere Kurve“ in
den aktiven Dialog mit politischen Entscheidungsträgern, Vereinen, DFL und DFB.
Veränderungen, die Zeit benötigen. Dennoch betont Dario Minden die Bedeutung
des Dialogs: „Nur durch Gespräche können Veränderungen angestoßen werden.
Wir werden als Gesprächspartner von den Verbänden ernst genommen und dienen als
vereinsübergreifendes Sprachrohr der in den Vereinen organisierten
Fußballfans.“
Ein Sprachrohr,
in dem die Frankfurter Fanabteilung eine zentrale Rolle einnimmt. Der
Wirkungskreis der Fanabteilung kann nicht auf das Umfeld von Eintracht
Frankfurt beschränkt bleiben, grundlegende Fehlentwicklungen des modernen
Fußballs müssen auf bundesweiter Ebene angesprochen werden. Aus diesem Grund
beteiligt sich die Fanabteilung maßgeblich an der inhaltlichen Ausgestaltung
von „Unsere Kurve“. Damit wir auch in Frankfurt trotz des lokalen Dialogs
weiterhin sagen können: Der Fußball ist ein Kulturgut. Er bringt Menschen
zusammen, verbindet und ist ein elementarer sozialer Ort. Nicht nur in
Frankfurt, sondern deutschlandweit.