„Da war meine Frau meistens Schwanger“
Der Cheftrainer und seine beiden Co-Trainer – alle kommen sie aus Österreich, und sie kennen sich schon seit ihrer Kindheit. Im vergangenen Sommer führte der Weg für Roland Brunmayr erstmals beruflich aus der Heimat hinaus, er stieß bei der Eintracht zu dem schon in Wolfsburg vereinten Duo Oliver Glasner und Michael Angerschmid. Im Podcast „Eintracht vom Main“ hat Brunmayr kürzlich einen Einblick in seine Entwicklung als Spieler und Trainer gegeben, dazu hat er auch über seine Zeit als Spielerberater und seine Verbindung zu Karl-Heinz Rummenigge gesprochen.
Interview: Jan Martin Strasheim
Bilder: Jan Hübner
Ronald Brunmayer über …
… sein erstes Engagement im Ausland:
Ich hatte zwar als Spieler die eine oder andere Möglichkeit, ins Ausland zu wechseln. Gladbach oder Bielefeld waren zum Beispiel im Gespräch. Zu den Zeitpunkten war meine Frau aber meistens schwanger. Insgesamt habe ich schon viele Chancen liegengelassen. Als Oliver [Glasner; Anm. d. Red.] mich gefragt hat, ob ich es mir dieses Mal vorstellen kann, habe ich sehr spontan zugesagt. Meine Kinder sind heute 20 und fast 18 Jahre alt, meine Frau ist Lehrerin und hat ihre Stunden reduziert. So kann sie öfter nach Frankfurt kommen. Außerdem konnte ich zu dieser sportlichen Herausforderung nicht Nein sagen.
… seine Rolle im Trainerteam:
Ich bin überall dabei und auch eine Art Verbindungsglied zur Athletikabteilung und Analyseabteilung. Im Prinzip besprechen wir sowieso immer alles gemeinsam, auch die Standardsituationen. Wir sind ebenso Beobachter im Training. Da ist es ganz wichtig, dass wir unsere Eindrücke austauschen. Aber natürlich sind für mich die offensiven Abläufe am nächsten. Wir sind auch am Üben und Trainieren, dass wir die Abschlüsse besser machen. Vor allem der erste Kontakt. Aber wir haben eine sehr ausgewogene Offensive, in der jeder ein Tor schießen kann.
„Es ist großartig, wenn man das Proficamp als Arbeitsstätte betiteln darf. Die Besucher fallen aus allen Wolken. Es ist ein tolles Umfeld“
… Oliver Glasner als Cheftrainer:
Man kann jeden Tag verfolgen, wie akribisch er arbeitet und wie konsequent und beharrlich er in gewissen Dingen ist. Trotzdem hat er nie das große Ganze aus den Augen verloren. Er kommuniziert sehr viel, er kann mit den Medien umgehen, er hat eine klare Spielphilosophie. Dieses Gesamtpaket macht ihn zu einem erfolgreichen Trainer.
… sein Verhältnis zu OliverGlasner:
Wir haben parallel unsere Spielerkarrieren erlebt. Mein erstes Zusammentreffen mit Oliver und Michael Angerschmid war mit zwölf, vielleicht 13 Jahren, in der Oberösterreichauswahl. Mittlerweile sind 36 Jahre ins Land gegangen und wir haben uns nie aus den Augen verloren. Bei der SV Ried, wo die anderen beiden fast ihre ganze Karriere waren, hatten wir vier gemeinsame Jahre miteinander verbracht. Oliver war damals mein Zimmerpartner. Wir waren auch schon gemeinsam mit unseren Familien im Urlaub. Der Kontakt ist nie abgerissen und irgendwie haben wir jetzt wieder zusammengefunden.
… seine Zeit als Spieler:
Ich habe in der österreichischen Bundesliga wirklich vier, fünf sehr gute Jahre gehabt. Die Saison 2001/02 war eigentlich herausragend. Damals war es für mich nichts Außergewöhnliches, Fußballer des Jahres zu werden. Aber wenn ich jetzt in der gleichen Liste wie David Alaba, Toni Polster und Andreas Herzog auftauche, ist das schon cool.
… den Aufschwung der österreichischen Trainer:
Ich denke, dass wir wirklich eine gute Ausbildung genossen haben. Unter Willi Ruttensteiner gab es zwei, drei Jahre die Möglichkeit, als Profispieler ein paar Stufen zu überspringen und eine A-Lizenz zu machen. Da haben wir uns gegen Ende der Karriere mit dem Trainerberuf auseinandersetzen können. Wir hatten die Gelegenheit, direkt an den Akademien zu trainieren, bis hin zur Dritten Liga. So haben wir einige Erfahrungen sammeln können. Und dann ist man natürlich schneller im Bereich Profifußball angekommen, als wenn man die ganze Ausbildung hätte durchmachen müssen.
… Ronald Brunmayr als Spielertyp:
Ich habe die Läufe in die Tiefe und ein gutes Gespür für den Raum gehabt. Ich war für die damaligen Verhältnisse relativ schnell. Am Anfang meiner Karriere ist mir auch entgegengekommen, dass wir meistens im 3-5-2-System gespielt haben und auf der Seite relativ viel Platz war. So habe ich außerhalb des Strafraums meine Stärken gehabt und innerhalb des Strafraums wusste ich, wo das Tor steht.
… die zahlreichen Vereine, bei denen er gespielt hat:
Ich bin oft vom einen ins andere gestolpert. In der österreichischen Liga war es sehr dreigeteilt. Es gab Vereine, die um den Abstieg spielten, dann Mittelfeld und ganz vorne. Vor 30 Jahren musste man sich hocharbeiten, von kleineren Vereinen zu größeren. Das habe ich gemacht, über den FC Blau-Weiß Linz und Austria Wien. Zu der Zeit ist mein Vater verstorben, dadurch hatte ich eine sportliche Delle und bin dann über die SV Ried, wo auch Oliver und Michael gespielt haben, auf meinen Jugendtrainer gestoßen. Er wusste, wie er mich sportlich wieder auf die richtige Bahn bringt. Dann ist es gut weitergegangen, bis mich Verletzungen am Ende meiner Karriere schon mit 32 Jahren aus dem Profileben gekickt haben.
… sein erstes Fußballtrikot:
Ich glaube, das war von Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München. Er war das Idol meiner Kindheit.
… seinen Lieblingsort in Frankfurt:
Beim Domplatz die Ecke, die ist sehr nett. Da bin ich mit meiner Frau, wenn sie zu Besuch ist, sehr gerne.
… seine Zeit direkt nach der Karriere im Spielerberatersegment:
Jürgen Werner, mein Manager über 15 Jahre, hatte mir angeboten, in seiner Firma zu arbeiten. Ich war vor allem für das Scouting von jungen Spielern zuständig. Kevin Stöger, der jetzt in Mainz spielt, oder Robert Zulj und Gernot Trauner waren meine Spieler. Das war witzig, die zu begleiten. Aber letztendlich nicht der Job, den ich mir vorgestellt habe.
… Eintracht Frankfurt als Klub:
Es ist großartig, wenn man das ProfiCamp als Arbeitsstätte betiteln darf. Die Besucher fallen aus allen Wolken. Es ist ein tolles Umfeld. Als ich mit Oliver im Sommer durch die Stadt gegangen bin, kamen positive Reaktionen von überall. Das ist schon beeindruckend.
… seinen schlimmsten Moment im Fußball:
Für mich war es schlimm, als ich noch um einen Vertrag im Profifußball gekämpft habe und dann wegen einer Verletzung nicht mehr die Chance bekommen habe. Da wurde mir bewusst, dass es nicht mehr reicht. Das ist kein schönes Gefühl.
… BrunoPezzey, den legendären Österreicher bei der Eintracht zwischen 1979 und 1983.
Bruno hat die Marke Eintracht Frankfurt in Österreich populär gemacht. Er war damals mein Trainer im U21-Nationalteam und einfach eine Persönlichkeit.
… seinen schönsten Moment im Fußball:
Das erste Tor in der österreichischen Bundesliga, durch das ich die Gewissheit bekommen habe: Okay, das kann ich auch. Das war 1995 mit Linz.
… seinen schönsten Eintracht-Moment:
In Istanbul, als wir die K.o.-Phase der Europa League erreicht haben. Wir wollten den Sack eigentlich schon vorher zumachen. Das ist uns leider nicht gelungen. Aber die Art und Weise, wie wir in Istanbul gespielt haben, hat mein Vertrauen auf mehr bestärkt.