Champions League!

Die Siege über Hoffenheim und Potsdam haben den Weg geebnet, und am letzten Spieltag haben sich die Eintracht-Frauen mit einem 4:0 gegen Bremen ihren großen Traum erfüllt: die Möglichkeit, nächstes Jahr in der Women’s Champions League zu spielen.

Text: Marie Huhn
Fotos: Lucas Körner

In der gesamten Rückrunde belegten die Eintracht-Frauen nur zwei Mal den dritten Platz in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga – am 16. Spieltag, nachdem sie in der Woche zuvor über die TSG Hoffenheim einen immens wichtigen 3:2-Sieg gefeiert hatten, und nach dem letzten Spieltag. Zwischenzeitlich waren die Adlerträgerinnen Sechster und gegen die Mitkonkurrentinnen aus Hoffenheim und Potsdam eher Außenseiter. Doch, wie Trainer Niko Arnautis immer wieder sagte: „Es ist nicht entscheidend, wo du während der Saison stehst. Wichtig ist nur, wer nach dem letzten Spieltag auf dem dritten Platz steht.“ Und dieses Team heißt in diesem Jahr Eintracht Frankfurt.

Nach 2016 sind die Frankfurterinnen, damals noch als 1. FFC Frankfurt, erstmals wieder international vertreten. Ein Traum, der seit der Fusion 2020 immer wieder geäußert, mit dessen Realisierung nach so kurzer Zeit mit dem jungen Team aber kaum jemand gerechnet hätte. Stolz, Euphorie, Erleichterung – nach dem Abpfiff am 15. Mai gab es entsprechend nicht nur beim gesamten Team, sondern auch bei den 4.520 Zuschauern im Stadion am Brentanobad – mehr als bei jedem anderen Saisonspiel in der gesamten Liga und so viele wie seit 2014 nicht – kein Halten mehr.

„Wichtig ist nur, wer nach dem letzten Spieltag auf Rang Drei steht“

Den Weg dafür hatte die SGE aber nicht erst durch den 4:0-Erfolg über Bremen, sondern schon in den Wochen zuvor geebnet. Im wohl wichtigsten Saisonspiel gegen den Rivalen und Favoriten auf dem dritten Tabellenplatz Turbine Potsdam war der Druck groß: Mit einer Niederlage oder einem Unentschieden hätte es keine realistische Chance mehr auf die Champions-League-Qualifikation gegeben. Über lange Zeit wirkte die Eintracht nervös, tat sich schwer. Gemeinsam mit den zahlreich mitgereisten Fans bewies das Team von Niko Arnautis aber die mentale Stärke und den Teamgeist, die es die gesamte Saison über ausgezeichnet hat und letztlich erfolgreich sein ließ. Mit dem 2:0-Auswärtssieg zog die SGE punktemäßig gleich. Dass Potsdam am letzten Spieltag in München unterlag, steuerte das nötige Glück zum historischen Erfolg der Adlerträgerinnen bei, die nach ihrem Sieg über Bremen den dritten Tabellenplatz feiern konnten.

Alle erwarten mit Spannung schon jetzt den 24. Juni. Dann wird ausgelost, auf wen die Frankfurterinnen in der ersten von zwei Qualifikationsrunden treffen. In einem Mini-K.-o.-Turnier mit vier Teams und einem Halbfinale am 18. August sowie einem Finale beziehungsweise Spiel um Platz drei am 21. August stehen zunächst die ersten internationalen Partien an. Kann die Eintracht ihr Turnier gewinnen, geht es mit einem K.-o.-Duell gegen eines der ebenfalls qualifizierten Teams oder einen Zweitplatzierten der sechs höchsten Ligen weiter, darunter Topteams wie Arsenal FC, Real Sociedad und Slavia Prag. Die Sieger dieser zweiten Runde ziehen schließlich in die Gruppenphase der Champions League ein und kämpfen um das Endspiel im Philips Stadion in Eindhoven am 3. und 4. Juni 2023.

„Wir wussten, dass wir es schaffen können. Mit unserer Mentalität waren wir vielleicht die Mannschaft, die es am meisten wollte. Bei unserem letzten Spiel haben uns die Fans enorm gepusht. Ich hatte von Anfang an Gänsehaut.“ - Tanja Pawollek (Kapitänin)

„Es war eine Selbstverständlichkeit für mich, zum letzten Spiel der Frauen zu kommen. Ein unglaubliches Spiel, eine unglaubliche Leistung!“ - Jens Petter Hauge (Männer-Profi)

„Die Mannschaft hat seit dem verlorenen Pokalfinale eine unglaubliche Motivation entwickelt. Wir wollten diesen dritten Platz unbedingt und haben immer daran geglaubt. Ich bin so stolz auf unsere Truppe, weil sie sich diesen Erfolg verdient hat. Die Symbiose, die wir hier haben, aus Stadt, Klub, Männern und Frauen, ist Emotion pur und hat uns dahin gebracht, wo wir jetzt stehen.“ - Niko Arnautis (Cheftrainer)

„Wenn man sich einen Abschied malen könnte, würde er definitiv so aussehen. Wir sind in dieser Saison gereift und erwachsener geworden. Ich weiß sehr zu schätzen, was ich hier erleben durfte.“ - Merle Frohms (wechselt zur neuen Saison zum VfL Wolfsburg)

„Überragend, was die Mädels geschafft haben. Ich bin einfach nur mega stolz.“ - Peter Fischer (Präsident)

„Der Erfolg zeigt, dass es vor zwei Jahren genau der richtige Schritt war, die Fusion zu vollziehen. Man sieht, was hier für uns als Frauenteam möglich ist. Dieses Miteinander im Verein und die gegenseitige Unterstützung machen uns stark.“ - Siegfried Dietrich (Generalbevollmächtigter und Sportdirektor)

„Gerade in den letzten Spielen waren die Frauen von dem unbedingten Willen getragen, den dritten Platz zu erreichen. Das war herausragend. Davor, wie Niko diese Mannschaft entwickelt hat, ziehe ich den Hut. Dieser Erfolg ist zu einem großen Teil sein Verdienst. Man hat aber auch gesehen: Wenn es um etwas geht, sind die Eintracht-Fans da und beflügeln das Team." - Axel Hellmann (Vorstandssprecher)

„Über die gesamte Saison haben die Mädels den dritten Platz verdient erobert. Sie waren für mich fußballerisch die beste Mannschaft.“ - Markus Krösche (Sportvorstand)