Zwischen Spitzen- und Breitensport

Mit Sparta fing alles an. Natürlich liegen die Wurzeln des Frankfurter Boxens nicht in der Antike, sondern vielmehr in der Aktivität eines einzigen Mannes: 1919 gründete Heinrich Dechent den martialisch klingenden Boxklub, der nur zwei Jahre später in die Eintracht integriert wurde. Nach inzwischen 101 Jahren mit Höhen und Tiefen erfreut sich die Abteilung mittlerweile eines stetigen Zulaufs, was nicht zuletzt dem Engagement von übergreifend mehreren Generationen zu verdanken ist. Das nahm die EvM-Redaktion zum Anlass, die Boxabteilung in den Fokus dieser Ausgabe zu rücken. Wir haben dazu unter anderem mit Abteilungsleiter Azzedine El Karouia, dem international erfahrenen Eintrachtler Alexander Okafor und auch zwei Boxerinnen gesprochen.

Texte: Leonie Batke, Nina Bickel
Fotos: Arndt Falter, Martin Ohnesorge, privat

Aber der Reihe nach. Bereits kurz nach der Einbindung von Sparta in den Verein erlebten die Kampfsportler ihre persönlichen Goldenen Zwanziger, wie mehrere Endrundenteilnahmen um die Deutsche Meisterschaft sowie zwei Südwestdeutsche Triumphe beweisen. Was vielversprechend begann, machte der Zweite Weltkrieg zunichte. Mit dessen Beginn hieß es urplötzlich: Boxen, stopp!

Nach Ende der Schreckenszeit gelang es der Eintracht als einem der ersten Frankfurter Vereine, sich von jenem Knock-out zu erholen. Unter der Leitung des neuen Abteilungschefs und Sponsors Eddie Weiss erlebten die Hessen in den Fünfzigern ihre wohl erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte, gekrönt durch den Deutschen Meister Erich Walter 1954. In der Folge trat allerdings der generelle Niedergang des Boxsportes ein, den die Adlerträger im Gegensatz zu anderen Teams ohne Auflösung überstanden. Spitzensport war dennoch zunächst passé.

Es dauerte knapp vier Jahrzehnte, ehe der leider inzwischen verstorbene Karl Wiegand das Ruder übernahm und ab 1998 jährlich einen Hessenmeister herausbrachte, darunter die Brüder Azzeddine und Abdelilah El Karouia, welche jeweils 2004 den Titel errangen. Während „Abi“, dem Jüngeren, dieses Kunststück zuletzt 2013 gelang, ist Azzeddine im September 2011 zum neuen Abteilungsleiter und Trainer aufgestiegen. Nicht erst seitdem sind bei den Eintracht-Boxern die Grenzen zwischen Spitzen- und Breitensport aufgehoben. Der Ring ist für jeden betretbar – ein gesunder Mix aus inzwischen 101 Jahren Boxerfahrung.