Auf dem Weg an die Spitze

Seit Januar diesen Jahres boxt Alexander Okafor für Eintracht Frankfurt. In seiner noch jungen Karriere hat der 21-Jährige schon einige beachtliche Erfolge errungen – unter anderem den Titel bei der Deutschen U22-Meisterschaft 2019 und die Teilnahme an den Box-Weltmeisterschaften 2021. Im März gewann er bei der U22-Europameisterschaft in Kroatien Bronze im Cruisergewicht, ab Juli wird er offizieller Sportsoldat sein. Am Ende seiner Reise ist Alex Okafor jedoch noch lange nicht. Mit der EvM-Redaktion spricht das Boxtalent unter anderem über seine Anfänge, die größten Herausforderungen seiner Karriere und seine nächsten sportlichen Ziele. 

Alexander Okafor über … 

… seinen Weg zum Boxsport
Ich bin im Gallus aufgewachsen und habe dort zufällig ein Plakat für die Eröffnungsfeier eines Boxvereins gesehen. Erst war ich nicht daran interessiert, aber dann hat mir meine Mutter vorgeschlagen, mal am Boxtraining teilzunehmen. Ich habe dann gemeinsam mit meinem kleinen Bruder mitgemacht und gemerkt, wie viel Spaß mir das Boxen bereitet. Auch der Trainer hat damals schon gesagt, dass er etwas in mir sieht. So hat das im Jahr 2010 ungefähr angefangen. 

… seine Pause vom Boxen
2014 habe ich mit dem Boxen aufgehört. Mir ging es damals nicht gut, weil ich mir zu wenig Zeit für mich, meine Freizeit und die Schule genommen habe, sondern alles ins Boxen investiert habe. Als ich älter wurde, bin ich dann ein wenig auf die schiefe Bahn geraten, war oft spät noch unterwegs, selten zu Hause und viel feiern. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht gut für mich ist. Dann habe ich wieder mit dem Boxen angefangen. Boxen hilft mir einfach, nicht auf dumme Gedanken zu kommen. Es ist wie eine Therapie für mich. 

… den Umzug nach Heidelberg
Nachdem ich wieder angefangen habe, wurde ich Hessenmeister in meiner Altersklasse und holte Bronze bei den Deutschen Meisterschaften. Da fing es an, dass ich mehr Aufmerksamkeit bekommen habe. Dann hat der Hessische Boxverband mir geraten, nach Heidelberg zu ziehen und am dortigen Olympiastützpunkt zu trainieren. Ich bin damals allein nach Heidelberg gegangen und habe dort parallel die Schule weiterbesucht. Ab dann ging es richtig los. Nach der Deutschen U21-Meisterschaft, bei der ich Silber geholt habe, wurde ich Teil der Nationalmannschaft, bin zu Turnieren und in Trainingslager gefahren. Einfach war es für mich aber nicht. Ich habe alles in Frankfurt zurückgelassen – meine Familie, meine Freunde. Ich hatte Probleme in der Schule, musste die elfte Klasse wiederholen und dann kam auch noch Corona. Dennoch bereue ich nichts. Ich wüsste nicht, wo ich ohne das Boxen, ohne Heidelberg jetzt wäre. 

… Eintracht Frankfurt
Wenn man in Frankfurt aufwächst, ist Eintracht Frankfurt immer präsent. Azzedine und Abdelilah kenne ich außerdem schon seit meiner Kindheit. Ich habe die Eintracht lange verfolgt und gemerkt, wie viel Potenzial die Eintracht hat und wie viel Zeit und Energie hier in die Athleten investiert wird. Ich habe auch ab und zu bei der Eintracht mittrainiert. Irgendwann wurde mir klar, dass ich zur Eintracht wechseln will. Ich möchte dem Verein und seinen Athleten auch helfen und war deshalb schon öfters als Co-Trainer bei Turnieren dabei. Ich will, dass die Eintracht ganz oben steht. 

… die größte Herausforderung seiner Karriere
Die schwierigste Phase meiner Karriere war die Qualifikation für die Weltmeisterschaft letztes Jahr. Ich hatte damals einen Gegner in meiner Gewichtsklasse, gegen den ich schon zweimal verloren habe, wodurch er die deutsche Nummer eins wurde. Das hat mich mental etwas mitgenommen, weil er so auf alle Turniere mitfahren durfte, bei denen ich gerne mitgekämpft hätte. Der DBV hat sich dann dazu entschieden, für die Weltmeisterschaft ein Qualifikationsturnier zu veranstalten, bei dem ich dann gegen genau diesen Gegner boxen musste. Die Vorbereitung auf diesen Kampf war die härteste meiner Karriere. Ich musste auf alles verzichten, habe acht Kilo abgenommen, aber trotzdem mehr und härter trainiert als sonst. Es war unglaublich anstrengend – körperlich und mental. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe den Kampf mit 4:1 gewonnen und durfte zur WM nach Belgrad fahren. 

… die EM in Kroatien
Ich war mental so stark bei der EM, gerade auch wegen der Erfahrungen, die ich bei der WM gemacht habe. Auch wenn ich etwas unzufrieden darüber bin, dass ich nicht Gold geholt habe, bin ich sehr stolz darauf, wie gut ich geworden bin. 

„Boxen hilft mir, nicht auf dumme Gedanken zu kommen“ 

Es waren meine ersten internationalen Kämpfe seit der WM und trotzdem habe ich mich gut und sehr selbstbewusst gefühlt. Es war auch mein letzter U22-Wettkampf, deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich eine Medaille gewinnen konnte, auch weil ich das erste und einzige Mal überhaupt an einer U22-EM teilnehmen konnte. So habe ich meine Geschichte in der U22 fast perfekt abgeschlossen.

… seinen Boxstil
Ich habe mittlerweile meinen eigenen Stil gefunden. Mir ist das Wichtigste, dass ich Spaß beim Boxen habe. Das macht meinen Stil aus. Mein Ziel ist es nicht, auf Krampf jemanden k.o. zu schlagen, sondern zu zeigen, dass ich locker und schnell bin. Ich boxe außerdem oft spontan und finde mich in jeden Kampf neu ein. Allerdings bin ich ein Langdistanz-Boxer, weil ich sehr groß bin. 

… sein Leben außerhalb des Boxsports
Ich verbringe viel Zeit mit meinen Freunden und fahre an den Wochenenden auch gerne zu meiner Familie nach Frankfurt. Natürlich bin ich ein Athlet, aber trotzdem mache ich gerne all die Dinge, die auch andere in meinem Alter mögen. Ich möchte später nicht das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben. Aber natürlich achte ich bei allem auf meine Fitness.