Jens Petter Hauge – Von Level zu Level

Seit knapp einem Jahr steht Jens Petter Hauge bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag. In diesem Juli reiste der 22-Jährige erstmals als Adlerträger in ein Sommertrainingslager. EintrachtTV und die „Eintracht vom Main“-Redaktion haben den Norweger währenddessen begleitet und neben dem Fußballprofi auch den Mensch Jens Petter besser kennenlernen dürfen – mit Eigenschaften, die denen auf dem Rasen gar nicht so unähnlich sind.

Interview: Lars Weingärtner
Fotos: Bianca Jockel

Trainingslager in Oberösterreich. Der erste Teil des großen Adlerträger-Drehs mit EintrachtTV hat gerade begonnen. Jens Petter Hauge hat den Redakteuren gerne zugesagt, ihn im Rahmen der Vorbereitung mit Kamera und Mikrofon begleiten zu dürfen. Los geht die Spurensuche beim internen Teamevent, als sich der Eintracht-Tross zum Foot-Golf auf den großen Grünflächen in Windischgarsten einfindet. Nach zuvor eher windigen Bedingungen erfreuen sich die Adler des bisher sonnigsten Tages inmitten der Voralpen. Am Mittwochvormittag ist sozusagen buchstäblich Bergfest. Kurz die Kugel zurechtgelegt, Blick nach vorne, langer Schlag. „JP ist warm“, sagt Sebastian Rode, nachdem der Ball nach nur drei Versuchen im nächsten Loch gelandet ist. Später gewinnt der Kapitän zwar die Gruppe, der auch Analyst Marco Schuster und Dolmetscher Patrick Zeilmann angehören. Was Jens Petter aber fast mehr freut: „Ich habe vorher gesagt, dass Seppl gewinnt. Also alles super!“ Wie zuvor auf den neun Bahnen hangelt sich in der Folge der Gesprächsfaden an vielfältigen sportlichen und privaten Stationen im Leben des 22-Jährigen entlang. Oder um es im Jargon des passionierten Fortnite-Spielers zu sagen: von Level zu Level.

Jens Petter, wie zufrieden bist du mit deiner Leistung im Fußball-Golf?
Es hat wirklich gut angefangen. Aber in den letzten drei, vier Runden lief es schlecht. Deshalb kam am Ende kein gutes Ergebnis heraus. Ich hatte zuvor gesagt, dass Seppl gewinnen würde. So ist es gekommen. Ich bin glücklich, wie es gelaufen ist. 

Als du vor einem Jahr zum ersten Interview bei uns erschienen bist, haben sich viele gefragt, wie man deinen Nachnamen richtig ausspricht.
Ich habe meinen Namen auch so häufig falsch ausgesprochen gehört. Mir ist bewusst, dass es vielen schwer fällt. 

Jetzt hast du die Chance, für Klarheit zu sorgen. Nach einem Jahr in Frankfurt sprichst du immer besser Deutsch. Wie kam es dazu?
Ich habe von Anfang an versucht, mich auf Deutsch zu unterhalten, indem ich den anderen zuhöre, wenn sie sich unterhalten, und die Worte selbst wiedergebe. Darüber hinaus nehme ich Deutschunterricht und hoffe, dass es besser und besser wird. Grundsätzlich versuche ich, bei jeder Gelegenheit in der Landessprache zu reden. Ich weiß, dass mir dabei Fehler unterlaufen, lasse mich davon aber nicht hemmen. 

Was magst du an deiner neuen Heimat am meisten?
Frankfurt ist eine sehr international geprägte Stadt. Das Wetter ist toll, die Stadt ist super und die Menschen sind sehr aufgeschlossen und nett. Aus Fußballersicht gefällt mir besonders, dass die Stadien immer voll sind und die Atmosphäre wunderbar ist. Ich fühle mich angekommen. 

„Ich versuche, bei jeder Gelegenheit Deutsch zu sprechen“

Donnerstagabend. Die Beine sind frischer, der Geist entlastet, die letzte Doppelschicht liegt hinter den Hessen, die sich danach zu den vielen Zaungästen zum gemeinsamen Gruppenfoto gesellen. Dann haben die meisten Feierabend. Nur Jens Petter bleibt noch ein Weilchen auf dem Gelände, schließlich sind noch einige Fragen offen. Unter anderem zu Jobbe, Druck und Zlatan. Eingebaut sind diese in die Adler-Challenge, unsere Kurzfragerunde.

Wie würdest du dein erstes Jahr in Frankfurt beschreiben?
Zunächst hatten wir einen schwierigen Saisonstart. Neue Mannschaft, neuer Trainer, viele neue Anforderungen. Ich denke, wir haben eine gewisse Zeit benötigt, um zu verstehen, was Oliver von uns verlangt. Rückblickend lässt sich am Ende ein extrem großer Unterschied erkennen. Das Team hat die Inhalte verinnerlicht. Deswegen sitzen wir heute hier und blicken der Champions League entgegen (schmunzelt). Persönlich sehe ich weiter Raum, mich zu verbessern. Ich arbeite in den Vorbereitungswochen so hart wie möglich und nehme die nächsten Schritte in Angriff. 

Im Sommer haben die Verantwortlichen dich fest verpflichtet. Verspürst du deswegen Druck?
Nein, weil als Profispieler ist einem bewusst, wie das Geschäft und der Fußball funktionieren. Es ist eine Menge Geld im Umlauf. Das gilt es, so gut wie möglich auszublenden und sich auf das zu konzentrieren, was man liebt: einfach den Fußball mit meinen Kollegen zu genießen. 

Würdest du dem Eindruck zustimmen, dass du manchmal vielleicht zu perfektionistisch unterwegs bist?
Das trifft tatsächlich zu. Ich denke, es gibt niemanden, der kritischer mir gegenüber ist, als ich selbst es bin. Dadurch baue ich mir mehr Druck auf, als es eigentlich nötig wäre. Vielleicht bin ich dahingehend zu selbstkritisch und denke in manchen Situationen zu viel nach, was hätte besser laufen können. 

Adler-Challenge Level 1
Bester Freund im Team?
Jesper Lindström 

Erzähle uns doch ein bisschen von deiner Beziehung zu Jesper Lindström.
Mit ihm ist es einfach. Wir sprechen dieselbe Sprache und können manch andere Themen unter uns besprechen. Von Zeit zu Zeit tut es gut, sich neben Deutsch und Englisch in der Muttersprache unterhalten zu können. Wir haben viel Spaß und eine gute Zeit zusammen. 

Jesper hatte auch keinen einfachen Start. Wie können wir uns eure gegenseitige Unterstützung vorstellen?
Wir sind Freunde, reden viel und geben einander kleine Tipps, mit verschiedenen Situationen richtig umzugehen. Ich bin ein Jahr älter als er und habe eine Saison in Mailand gespielt. Er kam direkt aus der dänischen Liga hierher. Ihm ging es also ein bisschen wie mir, als ich aus Norwegen nach Italien gegangen bin. Milan wie die Eintracht sind Topklubs in Europa und in den stärksten Ligen der Welt vertreten. 

Mittlerweile hat sich der aus dem 50.000-Einwohner-Städtchen Bodø stammende Hauge auf sein Zimmer zurückgezogen. Neben Room Mate Lindström darf auch EintrachtTV über die Türschwelle treten. Schnell sind die Gesprächspartner bei der zweiten großen Leidenschaft des Blondschopfs angelangt ...

Wie lief dein erstes Trainingslager mit der Eintracht?
Wir hatten einen guten Mix aus hartem Training und Spaß mit dem Team, indem wir Teambuilding-Ausflüge unternommen haben oder unter uns Spielern gemeinsam essen waren. Es hat sich gelohnt! 

Djibril Sow hat erzählt, du hättest zum Einstand sehr schön gesungen. Apache liegt dir?
Es freut mich, dass es den anderen gefallen hat, ich selbst kann aber nicht entscheiden, ob es gut war oder nicht (lacht). 

Was gefällt dir an Trainingslagern und was nicht?
Ich mag es, herumzukommen und Orte zu sehen, an die ich ansonsten nicht komme. Nur das Internet könnte schneller sein – gerade für Videospiele (lacht). 

Adler-Challenge Level 2
Fortnite oder FIFA?
Fortnite. 

Du hast eine Vorliebe für Fortnite. Worum geht es bei diesem Spiel?
100 Personen kommen auf einer verlassenen Insel an. Am Ende kommt es darauf an, wer als Letztes überlebt. Dafür kann man Vorräte erlangen, Gebäude bauen, Waffen entwickeln und vieles mehr. Es macht total Spaß. Kannst du das mit Freunden spielen? Natürlich! Aber ich spiele auch ab und an alleine, um etwas zu trainieren. Ich genieße es einfach und die Zeit vergeht schnell.

Was magst du besonders daran?
Den Teil, Gebäude zu errichten, beispielsweise Mauern. Es ist sehr kompliziert, man muss viel üben, um zu den Guten zu gehören. Es warten viele Herausforderungen. Wenn du eine Woche aussetzt, bist du schon in Rückstand. Das passiert mir häufiger, weil meine Aufgaben als Fußballprofi immer vorgehen. 

Adler-Challenge Level 3
Schönstes Tor?
Für Milan gegen Celtic zum 3:2 am 3. Dezember 2020 in der Europa League. Endstand 4:2 nach 0:2-Rückstand! 

„Wenn du eine Woche aussetzt, bist du schon im Rückstand.Das passiert mir häufiger, weil die Aufgaben als Fußballprofi immer vorgehen“

Lass uns nun drei Instagram-Posts von dir anschauen und die Geschichte dahinter erzählen. Das erste Bild ist aus Sevilla, vom Europa-League-Sieg.
Viele Emotionen. Ich bin sehr happy, wenn ich dieses Foto sehe. Ich mag Flipflops. Ich denke, das beschreibt mich ganz gut. 

Adler-Challenge Level 4
Lieblingsplatz in Frankfurt?
Meine Wohnung. Das ist manchmal vielleicht ein bisschen zu viel. Aber ich mag es trotzdem. Ich habe einen schönen Blick aus meinem Appartement.

Adler-Challenge Level 5
Lieblingsspruch von Zlatan Ibrahimovic?
Als er bei Manchester United auf die Frage, warum kein Bild von ihm im Old Trafford hinge, geantwortet hat: „Sie haben nicht gewusst, wie Gott aussieht.“

Ein toller Typ und fantastischer Spieler. Ich durfte mich ein Jahr glücklich schätzen, von ihm zu lernen und mit ihm die Umkleidekabine zu teilen. Gemeinsam mit ihm auf dem Platz gekämpft zu haben, macht mich stolz. Eine Geschichte bleibt mir unvergessen. Als ich in die Kabine kam und eine neue Kappe aufhatte, hat er mich gefragt: „Bist du nach Mailand gekommen, um Fußball zu spielen oder Pizza zu machen?“ Er macht immer Witze mit den Kollegen, bleibt dabei aber immer fair. Es war ein Vergnügen, er hat mir viele Tipps und Tricks beigebracht. Ein sehr offener Charakter.

„Bist du nach Mailand gekommen, um Fußball zu spielen oder Pizza zu machen?“ – Zlatan Ibrahimovic zu Jens Petter Hauge.