„Stillstand bedeutet Rückschritt“

Nach einer sehr erfolgreichen Saison durchläuft der Frauen- und Mädchenfußball bei Eintracht Frankfurt aktuell einen Umstrukturierungsprozess, der weitreichende Änderungen mit sich bringt. Im Interview mit der EvM-Redaktion blickt Ottmar Ulrich, Abteilungsleiter Fußball, auf die vergangene Spielzeit zurück und gibt Einblicke in die zukünftige Aufstellung der Abteilung.

Die Frauen und Mädchen der Eintracht blicken auf eine erfolgreiche Saison zurück. Die U17 stand erstmals im Finale um die Deutsche Meisterschaft, die U16 schloss die Spielzeit auf dem dritten Tabellenplatz ab. Wie lief die Saison aus deiner Sicht?
Die Saison der U17 war herausragend. Natürlich wären wir gerne Deutscher Meister geworden, aber man muss auch sehen, dass noch nie eine Frankfurter Mannschaft überhaupt im Endspiel stand. Das war ein riesiger Erfolg, über den wir superglücklich sind. Auch die weiteren Juniorinnenmannschaften haben in der letzten Saison Erfolge errungen. So haben zwei Mannschaften den Hessenpokal gewonnen. Gerade im Jugendbereich war es wohl die beste Saison aller Zeiten. Da sind wir hochzufrieden. 

Die Regionalligistinnen konnten den Klassenerhalt erst durch die Relegation sichern. Was waren die größten Herausforderungen der vergangenen Saison?
Durch Corona wurden die Ligen getrennt, sodass in unserer Liga nur noch acht Mannschaften vertreten waren. Rein von den Punkten her bestand am letzten regulären Spieltag für uns sogar noch die theoretische Chance auf die Meisterschaft, aber durch die kleine Liga und auch durch die Auswirkungen der Pandemie, die nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist, wurde es dann hinten heraus sehr eng. 

Die vierte Mannschaft der Frauen wird kommende Spielzeit nicht mehr in der Hessenliga antreten. Was hat euch zu dem Schritt bewogen, die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden?
Wir wollen den Leistungsfußball mehr in den Fokus rücken. Das Ziel ist, unseren Jugendspielerinnen einen Weg bis in die Bundesliga zu er - möglichen und der führt für die Mädchen, die aus der U17 kommen, über die Mannschaften in der Regionalliga und der Zweiten Bundesliga. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit diesen drei Mannschaften gut genug aufgestellt sind, um unseren Spielerinnen Perspektive bieten zu können. 

In Zukunft soll die Nachwuchsarbeit der Abteilung also wieder stärker in den Vordergrund treten. Wie sieht eure konkrete Zielsetzung hierfür aus?
Unser Ziel ist es, den Spielerinnen eine gute fußballerische Ausbildung zu geben, sodass sie vielleicht irgendwann an den Profibereich anklopfen können. Besonders in der U17 wollen wir zudem auch in Zukunft wieder um die Deutsche Meisterschaft mitspielen. 

Im Zuge der Umstrukturierung wurden in der Abteilung auch neue Positionen geschaffen. So wird Wolfgang Schmidt in Zukunft Technischer Direktor sein. Welche Aufgaben hat er und was erhofft ihr euch von dieser Position?
Wolfgang wird die Schnittstelle zwischen dem e.V. und der Fußball AG sein, an der die erste und zweite Mannschaft der Frauen angesiedelt ist. So soll der Austausch zwischen den Abteilungen gefördert werden. Gleichzeitig wird er bei uns als Ausbildungsleiter fungieren und in dieser Rolle auch die Trainerinnen und Trainer unterstützen. Daraus soll sich ebenso eine gemeinsame Spielphilosophie entwickeln, die sich von der U14 durch den gesamten Juniorinnenbereich zieht. 

Mirko Tinz wird in der neuen Saison Mental- und Potenzialtrainer. Was bedeutet das konkret?
Mirko wird in Absprache mit den Trainern mannschaftsübergreifend für alle Spielerinnen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Er wird in verschiedenen Bereichen, seien sie privater oder sportlicher Natur, mit den Spielerinnen arbeiten, damit sie ebenso mental auf spätere Aufgaben vorbereitet sind. Und es gibt viele Themen, auch außerhalb des eigentlichen Trainings, die die Leistung positiv oder negativ beeinflussen können. Da ist es wichtig, dass die Spielerinnen jemanden haben, der ihr Vertrauen genießt und mit ihnen arbeitet. 

Von der erfolgreichen U17 der vergangenen Saison wechseln einige Spielerinnen in die Frauenmannschaften der Eintracht. Welche Herausforderungen stellen sich bei der Integration und wie bewältigt ihr diese?
Wichtig ist, dass sich Spielerinnen nicht herabgestuft fühlen, wenn sie nicht direkt den Sprung in die Bundesliga schaffen. Gleichzeitig kann es auch passieren, dass Spielerinnen zwar im Kader der zweiten Mannschaft stehen und mit dieser trainieren, aber trotzdem in der Regionalliga auflaufen. Hier ist viel Kommunikation mit den Spielerinnen und zwischen den Mannschaften sowie Trainern nötig. Dass diese Prozesse reibungslos ablaufen, wird auch Teil der Aufgaben von Wolfgang Schmidt sein. 

Durch die Umstrukturierungen ergeben sich auch Wechsel auf den Trainerpositionen. Welches Potenzial bringen die neuen Trainerinnen und Trainer mit?
Wir haben die Trainer aus der ehemaligen vierten Mannschaft gehalten und so in der U14 und U16 weiterhin Trainer mit sehr viel Erfahrung. Auch mit Thorsten Siefert, der die U17 übernimmt, haben wir einen sehr erfahrenen Mann an der Seitenlinie. Trainertechnisch sind wir also sehr gut aufgestellt. Sie alle sind echte Eintrachtler und identifizieren sich mit der Zielsetzung, die wir bei Eintracht Frankfurt im Frauen- und Mädchenfußball haben. Ich bin sehr optimistisch, dass wir mit diesem Team eine gute und harmonische Saison spielen werden. 

Neben den bisherigen Umstellungen: Wird es noch weitere Änderungen in der zukünftigen Aufstellung der Abteilung geben?
Es ist ein Prozess, den wir mit unseren Änderungen angestoßen haben. Die Positionen und Zielsetzungen sind zunächst einmal festgelegt, aber dennoch ist nichts in Stein gemeißelt. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, Dinge anzupassen. 

Abschließend nochmal ganz allgemein: Welche Erwartungen und Wünsche hast du für die anstehende Spielzeit?
Die Erwartung ist, dass wir in allen Bereichen eine ähnlich gute Saison spielen wie vergangene Spielzeit. Diese ist zwar kaum noch zu toppen, aber wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, denn Stillstand bedeutet Rückschritt. Deshalb werden wir auf allen Ebenen weiterarbeiten und uns dabei auch immer kritisch hinterfragen.