Erfolgreicher Nachwuchs

Eine sehr starke Saison liegt hinter den Nachwuchsfechterinnen und -fechtern der Eintracht – gekrönt zum Abschluss mit zwei Deutschen Meistertiteln der U15-Teams. Die EvM-Redaktion blickt genauer auf die vergangenen Monate einiger Top-Talente im Degenfechten zurück.

Herausragend, außergewöhnlich, eindrucksvoll, glänzend – so darf man wohl ohne Übertreibung die zurückliegende Saison von Cagla Aytekin beschreiben, auch wenn es für Kenner der Fechtszene nicht so sehr überraschend kommt. Cagla selbst ist natürlich stolz, formuliert es aber bescheidener: „Es war für mich eine sehr interessante Saison.“

Schon im Februar 2020 überzeugte die damals noch U13-Fechterin bei der stark besetzten Allstar Challenge in Heidelberg, einem international offenen DFB-Qualifikationsturnier für die U15, und wurde in einem Feld von 84 Fechterinnen Fünfte. Und auch im vergangenen September beeindruckte sie als inzwischen U15-Fechterin in Heidenheim bei einem international offenen Qualifikationsturnier des Deutschen Fechter-Bundes für die nationale U17-Rangliste – sie wurde Neunte von 68 Fechterinnen aus vier Nationen. Und trotz der Corona-bedingt zwischenzeitlich monatelangen Wettkampfpausen, in denen Cagla – wie alle anderen auch – nur trainieren, sich aber nicht mit Gegnern messen konnte, ließ sie sich nicht aufhalten. „Das war natürlich nicht einfach. Ich habe versucht, fit zu bleiben“, blickt sie zurück.

„Es war die bisher erfolgreichste Saison in der Geschichte der Eintracht“ – Viktor Zent

Und diese Fitness sowie ihr fechterisches Ausnahmetalent stellte sie Anfang Februar in Frankfurt beim ersten von drei Turnieren der Allstar-Challenge-Serie – dem ersten größeren U15-Turnier nach gut zweijähriger Corona-Pause – klar unter Beweis. Im gesamten Turnier gab Cagla nicht ein einziges Gefecht ab. Bereits nach den Runden an Rang 1 gesetzt, wurde sie ihrer Favoritenrolle gerecht und ließ auch in der K.-o.-Runde ihre Gegnerinnen chancenlos. Sogar im Finale gab es einen deutlichen 15:6-Sieg. Doch dass sich die 14-jährige Adlerträgerin auch bei der zweiten Allstar Challenge in Leipzig Anfang April gegen 75 Fechterinnen sowie bei der dritten Allstar Challenge in Leverkusen Anfang Mai gegen 101 Fechterinnen aus sechs Nationen durchsetzen würde – damit hatte sie nicht gerechnet. „Als ich die erste Allstar Challenge gewonnen hatte, habe ich nicht erwartet, dass ich alle gewinnen würde. In Leverkusen war das für mich schon ein Wow-Effekt, und ich war sehr glücklich“, erzählt sie noch immer etwas ungläubig. Die gesamte Turnierserie zu gewinnen, das ist vor Cagla bislang noch keiner Fechterin gelungen. Doch dabei sollte es diese Saison nicht bleiben. Ende Mai krönte sie zusammen mit Matilda Kunisch und Fiona Fricke, die ab August Eintrachtlerinnen sein werden, sowie Ina Sternberg vom FC Offenbach ihre überaus erfolgreiche Saison mit dem Deutschen Meistertitel im Damendegen mit der U15-Mannschaft. Im Einzel durfte Cagla dieses Jahr noch nicht bei Deutschen Meisterschaften antreten, da sie bisher nur die türkische Staatsbürgerschaft hat, der Antrag auf die deutsche ist jedoch bereits gestellt.

„Eines Tages bei den Weltmeisterschaften anzutreten, wäre schon schön. Aber meine Ziele für die nächste Saison sind zunächst einmal, möglichst viele internationale Turniere zu bestreiten und in Deutschland unter den Top 3 zu sein – das ist schon schwierig genug“, blickt Cagla auf die kommenden Monate.

Auch Adlerträger Julian Mikes konnte seine gute Saison mit dem Deutschen Meistertitel mit dem Team Hessen abschließen. Zusammen mit den Eintrachtlern Levi Deng und Jasper Martin sowie Max-Julius Heinecke vom TV Dillenburg setzte sich die starke Mannschaft klar gegen 16 Herren-Teams durch. Am Vortag gelang Julian im Einzelwettbewerb ein sehr guter neunter Platz von 94 Teilnehmern – damit war er bester hessischer Fechter.

Auch mit den Ergebnissen bei den hochkarätig besetzten Allstar Challenges kann er sehr zufrieden sein. Bei der ersten Challenge Anfang Februar in Frankfurt nach starken Runden als bester Eintracht-Fechter an Rang 6 gesetzt, gelang Julian nach soliden Siegen der Einzug ins Achtelfinale. Er beendete die Challenge letztlich mit Platz 16. Beim zweiten Wettbewerb in Leipzig konnte ihn erst der überragende Ranglistenerste Petersen aus Altenburg (Thüringen) im Viertelfinale stoppen, wobei er den späteren Turniersieger streckenweise jedoch bereits in Bedrängnis bringen konnte. Der 15-jährige Frankfurter beschloss hier mit einem starken Platz sieben. Sage und schreibe 106 Starter aus acht Nationen gingen schließlich beim dritten und letzten Turnier der Serie für die Degenfechter-Jugend in Leverkusen an den Start. Julian kämpfte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit deutlichen Siegen in der Direktausscheidung bis ins Halbfinale vor, wo er sich dem Belgier Colling geschlagen geben musste. Im Gefecht um Platz 3 sicherte er sich den Bronzerang. Mit seinen zunehmenden Erfolgen macht der 15-Jährige auch Hoffnung für die kommende Saison, in der er dann in der U17 antreten wird. In seiner Altersklasse ist Julian in Deutschland derzeit die Nummer fünf.

„Von den großen Turnieren in dieser Saison, die ja jetzt endlich wieder stattfanden, konnte ich viele wichtige Erfahrungen mitnehmen. Ich habe zum Beispiel gemerkt, wie wichtig auch die mentale Stärke ist. Erstmals an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen, und das in gleich zwei Altersklassen, das war für mich schon ein Höhepunkt. Dort mit dem U15-Team auf der Finalbahn für Hessen zu fechten und dann auch noch den Titel zu holen, das hat mich unglaublich stolz gemacht. Jetzt freue ich mich auf die Herausforderungen in der U17, wo es dann noch internationaler wird", so Julians Fazit.

Auch zahlreiche weitere Talente überzeugten in den vergangenen Monaten bei ihren Turnierauftritten. Neben dem Deutschen Meistertitel mit dem U15-Team erreichte Jasper Martin bei U15-Turnieren zweimal das Viertelfinale, Levi Deng einmal. Zudem sammelte Levi tolle Auslandserfahrungen im französischen Grenoble. In Deutschland werden Jasper und Levi auf den Rängen neun und zehn geführt. „Die Jungs haben in den vergangenen Monaten wirklich starke Leistungen gezeigt. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit Julian, Levi, Jasper und Andri Hertweck nächste Saison ein starkes U17-Team stellen werden“, so Cheftrainer Viktor Zent.

Auch beim weiblichen Nachwuchs blickt Viktor Zent zuversichtlich auf die kommende Saison. „Sonja (Boxheimer; Anm. d. Red.) hatte ein wenig Pech, dass sie durch Corona leider sowohl die Deutschen U20- Meisterschaften als auch die Deutschen U17-Meisterschaften verpasst hat“, erklärt er. Als Nummer fünf in Deutschland verpasste Sonja die Teilnahme bei der U17-EM und U17-WM mit einem Platz um Haaresbreite. Die jüngere Eda Cevikol hat es bei den nationalen U15-Turnieren zweimal bis ins Achtelfinale geschafft, doch auch hier sieht der Cheftrainer noch Potenzial: „Die U17 hat Eda besser gefochten und die internationale Quote erreicht. Sie hat sich bei ihren drei europäischen Turnieren der U17 schon gut präsentiert“, so Viktor Zent, der resümiert: „Die vergangene Saison war die bisher erfolgreichste im Nachwuchsbereich in der Geschichte von Eintracht Frankfurt.“