„Die Eintracht-DNA in sich“

Seit 40 Jahren Fan, seit über 20 Jahren AG-Mitarbeiter, seit dem 1. Juli im Vorstand. Das ist Philipp Reschke.

Eintracht Frankfurt wächst. Nicht nur in der Mitgliederzahl, in rund einem Monat kamen fast 10.000 hinzu. Auch auf administrativer Ebene stellt sich der Klub immer breiter auf. Nachdem Axel Hellmann vor zehn Jahren als zweites Vorstandsmitglied neben Heribert Bruchhagen berufen wurde, kam Oliver Frankenbach drei Jahre später hinzu. Der seit April 2021 als Vorstandssprecher fungierende Hellmann und Frankenbach bildeten zuletzt den AG-Vorstand gemeinsam mit Sportvorstand Markus Krösche. Nun wächst das Gremium weiter, denn Philipp Reschke ist am 25. Mai durch den Aufsichtsrat in den Vorstand bestellt worden.

Das hat unter anderem die Frankfurter Rundschau zum Anlass genommen, den 49-Jährigen näher vorzustellen. Und dabei treffend über die Beförderung des Justiziars geschrieben: „Es gibt niemanden im Eintracht-Zirkel, der dem Urgestein diesen Aufstieg nicht gönnen würde, kaum jemand ist so beliebt wie der Vater zweier Söhne, er ist ein echter Teamplayer, der das Große und Ganze im Blick hat, aber trotzdem auf der Geschäftsstelle jede und jeden mitnimmt, der integriert und verbindet, der als Bindeglied und Brückenbauer fungiert, der die Servicekraft genauso respektvoll behandelt wie den Sportmanager.“ Heribert Bruchhagen nannte ihn einst „unseren Gewerkschaftsführer“, weil sich Reschke stets für die Belange der Mitarbeiter einsetze.

Philipp Reschke arbeitet seit 21 Jahren für Eintracht Frankfurt, am 31. Januar 2001 war sein erster Arbeitstag bei der erst seit wenigen Monaten ausgegliederten Fußball AG. Begonnen hat der ausgebildete Volljurist als Einzelkämpfer im Rechtswesen, damals noch der Marketingabteilung angeschlossen, und als Leiter des Rahmenprogramms an den Spieltagen. Bis zuletzt war Reschke Bereichsleiter Recht, Fanbetreuung und Sicherheit, dazu Leiter Spieltagsorganisation und seit einem Jahrzehnt auch Prokurist der Fußball AG. Er hatte in Passau und Hamburg Jura studiert, sich dabei auf Sportrecht spezialisiert und sein Referendariat schwerpunktmäßig am Landgericht Darmstadt und in Frankfurt absolviert.

Der gebürtige Bremer kam durch den beruflichen Wechsel seines Vaters im Alter von zwei Jahren nach Frankfurt. Vater Hans Hermann Reschke, ehemaliger Finanzvorstand der Deutschen Bundesbahn und über zwei Jahrzehnte Partner des Frankfurter Bankhauses Metzler, wurde zwei Jahre, nachdem sein Sohn bei der AG angeheuert hatte, Aufsichtsratsmitglied bei Eintracht Frankfurt und Vorstand eines der Aktionäre, der Freunde der Eintracht Frankfurt AG. Im vergangenen Herbst verlieh ihm der Verein die Ehrenmitgliedschaft.

Der neue Wohnort hatte Philipp Reschke ins Waldstadion geführt. 1980 hatte ihn ein Freund der Familie in den Stadtwald mitgenommen, das SGE-Virus packte ihn endgültig durch den DFB-Pokalsieg der Adlerträger ein Jahr später. Ende der 1980er Jahre ließ er sich im G-Block sozialisieren, aus seiner damaligen Clique bildete sich viel später der EFC Schobberobber. Die Eintracht ist also seit 40 Jahren ständiger Begleiter Reschkes, und gekoppelt mit dem Blick auf seine Vita verwundert seine Antwort auf die Frage nach seinem größten Eintracht-Moment sicherlich nicht. Es ist kein Pokalsieg, kein Aufstieg, kein großes Spiel der Vereinsgeschichte: „Der erfolgreiche Kampf um die Lizenz 2002, weil die Existenz des gesamten Vereins auf dem Spiel stand.“

„Der erfolgreiche Kampf um de Lizenz 2022, weil die Existenz des gesamten Vereins auf dem Spiel stand“ – Philipp Reschke auf die Frage nach seinem größten Eintracht-Moment

Fast genau vor 20 Jahren hatte der Spuk ein Ende und Eintracht Frankfurt die zwei Monate verweigerte Lizenz für den Profifußball zurück. Reschkes Aufgabenfeld ist in der Folge nicht nur bei der Fußball AG, sondern auch darüber hinaus stetig gewachsen. Seit vielen Jahren ist er Beisitzer im DFB-Bundesgericht, seit 2019 auch im DFB-Sportgericht. Ehrenamtlich engagiert er sich als Stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands Frankfurt. All dies wäre wohl nicht möglich, wenn er nicht die von der Frankfurter Rundschau erwähnten Charaktereigenschaften hätte: „Reschke hat das Herz am rechten Fleck, ist ein launiger, offener, kommunikativer Typ.“

All dies darf er nun auch im Vorstand von Eintracht Frankfurt zur Geltung bringen, in dem er für die Bereiche Spieltagsorganisation, Fanbetreuung, Sicherheit, Merchandising, Zuschauerservice, Recht und Personal verantwortlich sein wird. Der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer sagte dazu bei der Verkündung der Beförderung: „Er ist ein Eigengewächs. Wir sind eine Familie, und er hat die Eintracht-DNA in sich. Keine Frage, er ist eine echte Bereicherung für uns.“

Text: Michael Wiener; Fotos: Jan Hübner, Bianca Jockel, Andreas Wolf

Philipp Reschke 

Position Vorstandsmitglied Verantwortlich für die Bereiche Spieltagsorganisation, Fanbetreuung, Sicherheit, Merchandising, Zuschauerservice, Recht und Personal 

Geboren 5. Oktober 1972

Familienstand Verheiratet mit Ehefrau Julia, zwei Söhne

1993 bis 2000 Juristische Ausbildung in Passau, Hamburg (1. Staatsexamen), Frankfurt/Darmstadt (2. Staatsexamen)

Seit 2001 Mitarbeiter und Justiziar der Eintracht Frankfurt Fußball AG 

Seit 2013 Prokurist bei der Eintracht Frankfurt Fußball AG 

Seit 2013 Bereichsleiter Recht, Fanangelegenheiten, Sicherheit und Leiter Spieltagsorganisation 

Bis 2022 UEFA Main Contact von Eintracht Frankfurt