Ein Titel, zwei Turniere, drei Torschützinnen, viele Siegrinnen

Den Europameisterinnen-Titel holte sich in England zwar der Gastgeber, gefeiert wurden aber auch die zehn Adlerträgerinnen in ihren Nationaltrikots. Letícia Santos kehrte mit der Copa-América-Trophäe aus Kolumbien zurück. 

Im Mai wurden hier die Europa-League-Sieger der Eintracht gefeiert, Anfang August hat die Stadt neue Heldinnen gefunden: 7.000 Fans waren gekommen, um die Frauen der deutschen Nationalmannschaft nach ihrer Rückkehr aus England auf dem Balkon des Römers zu bejubeln. Fast 18 Millionen hatten zuvor die durchaus bittere Finalniederlage in der Verlängerung gegen England live am Fernseher verfolgt, 87.192 Besucher im Wembley-Stadion zelebrierten den Frauenfußball im Mutterland des Fußballs. Fast konnte man bei den Feierlichkeiten vergessen, dass der Pokal gar nicht mit nach Deutschland gekommen ist.

Erste EM-Tore für Kleinherne, Anyomi, Reuteler 

Mittendrin waren mit Nicole Anyomi, Sara Doorsoun, Laura Freigang und Sophia Kleinherne gleich vier Adlerträgerinnen, die den Weg bis ins EM-Finale gemeinsam mit den DFB-Frauen gegangen und zumindest als Joker zu Einsätzen gekommen sind. Anyomi und Kleinherne erzielten ihre ersten Länderspieltore gegen Finnland, gemeinsam besiegte das Team unter anderem die Favoriten aus Spanien und Frankreich. „Auch wenn die Enttäuschung groß ist, sind wir unfassbar stolz auf uns. Im Vorfeld hätte niemand etwas auf uns gesetzt. Wir können erhobenen Hauptes zurückfahren, denn wir haben ganz viele Menschen in Deutschland begeistert“, zog Sara Doorsoun deshalb auch ihr Fazit.

Nach vier Turnierwochen dürfen aber nicht nur die SGE-Spielerinnen im deutschen Trikot mit Stolz zurückblicken. Insgesamt zehn Nationalspielerinnen nahmen mit ihren Nationen an dem Großturnier teil, das europaweit für Furore sorgte. Und Highlights gab es aus SGE-Sicht viele: Géraldine Reuteler erzielte gegen die Niederlande ihr erstes EM-Tor und machte es dem Europameister von 2017 richtig schwer, auch wenn schließlich nach der Gruppenphase Schluss war. Auch Alexandra Johannsdottir, die zur neuen Saison eine neue Herausforderung im Ausland sucht, schaffte mit den Isländerinnen zwar nicht den Sprung ins Viertelfinale, durfte sich aber ungeschlagen aus dem Turnier verabschieden: Drei Unentschieden erkämpften sich die Nordeuropäerinnen.

Als österreichische Dauerläuferinnen (tatsächlich spulte kein Team im Turnier im Schnitt mehr Kilometer ab) standen Barbara Dunst, Laura Feiersinger und Verena Hanshaw in jeder Partie auf dem Platz, mit ihrem Teamgeist gelang dem ÖFB-Team nach 2017 bei der zweiten EM-Teilnahme überhaupt zum zweiten Mal der Einzug in die K.-o.-Phase. Niederlagen gab es nur gegen den späteren Europameister England in der Vorrunde und den Vizeeuropameister Deutschland im Viertelfinale. Das Gruppenspiel gegen Nordirland verließ Flügelspielerin Barbara Dunst sogar mit der Auszeichnung „Player of the Match“. Das Comeback, auf das Virginia Kirchberger nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch bei der EM gehofft hatte, hat die Verteidigerin übrigens mittlerweile nachgeholt – im Rahmen von „Eintracht in der Region“ beim Testspiel in Langen gegen den FC Basel.

Ganz ohne Titel gingen die Eintracht-Frauen in diesem Sommer aber doch nicht aus, denn da gab es noch ein Turnier in Übersee. Bei der Copa América in Kolumbien marschierte Letícia Santos mit den Brasilianerinnen zunächst mit einem 17:0-Torverhältnis durch die Gruppenphase, auch im Halbfinale gegen Paraguay und im Finale gegen Gastgeber Kolumbien ließ die Seleção nichts anbrennen. Sechs Siege in sechs Spielen, kein einziges Gegentor, achter Titelgewinn. „Für sein Land einen Titel zu gewinnen und in die Geschichte einzugehen, ist etwas, wovon ich immer geträumt habe“, sagt die Frankfurter Verteidigerin nach dem Gewinn ihres ersten großen Titels, der übrigens nicht nur einen silbernen Pokal mit sich brachte. Die Brasilianerinnen sind damit auch bereits für die kommenden beiden Großturniere qualifiziert, die Weltmeisterschaft 2023 und die Olympischen Spiele 2024.

Text: Marie Huhn
Fotos: DFB, CBF, UEFA