Vorfreude und Selbstbewusstsein

Nach zwei Spielzeiten außerhalb Frankfurts ist Damir Agovic als Cheftrainer der U19 an den Riederwald zurückgekehrt. In der „Eintracht vom Main“ spricht der 33-Jährige über wertvolle Erfahrungen aus den vergangenen beiden Jahren, die intensive Vorbereitungsphase sowie den anstehenden Saisonstart.

Damir, du hast zu deiner aktiven Zeit selbst mit dem Adler auf der Brust gespielt und anschließend hier deine ersten Trainererfahrungen gesammelt. Wie war es für dich, zur Eintracht zurückzukommen?
Eigentlich kann ich hier meine Worte von vor zwei Jahren wiederholen: Es fühlt sich an wie nach Hause zu kommen – nur noch intensiver. Ich kam damals als U15-Trainer und es war eine tolle Zeit. Wenn du dann aber noch einmal weg bist, dann schätzt man die erneute Rückkehr umso mehr. Es fühlt sich super an und ich freue mich einfach, wieder hier zu sein. 

In der Zwischenzeit warst du beim FC Energie Cottbus und in Katar. Was hast du dort für dich mitnehmen können?
In Cottbus war ich als Cheftrainer der U19 tätig und konnte Erfahrungen in der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost sammeln. Ich habe Einblicke in die Arbeit eines weiteren sehr guten NLZ in Deutschland bekommen. In den letzten drei Monaten in Cottbus durfte ich die Profis übernehmen, was für mich eine tolle Erfahrung im Seniorenbereich war. Hier war eine ganz andere Art der Führung und Organisation gefragt, da ich mit einigen ehemaligen Spielern aus der Zweiten Bundesliga gearbeitet habe. 

Und deine Zeit am Persischen Golf?
Das Jahr in Katar war für mich ebenso lehrreich, aber eine ganz andere Situation. Nach Katar bin ich insbesondere wegen Winfried Schäfer, der circa ein halbes Jahr vor mir zum Al-Khor SC stieß. Er bringt unglaublich viel Erfahrung mit – Afrikameister mit Kamerun 2002 und die erfolgreichen 90er Jahre mit dem Karlsruher SC. Es war eine einmalige Chance für mich, die ich nutzen musste. In dieser Zeit fand so viel fußballerischer Austausch mit Trainern, Spielern und anderen Kollegen statt. Eigentlich war ich als U23-Trainer vorgesehen, doch nach zwei Wochen wurde ich zum Co-Trainer hochgezogen und habe dazu noch die Videoanalyse gemacht, die Akademie geleitet und viele weitere Aufgaben übernommen. Das hat mich sehr weit gebracht, weil ich nicht nur die Trainerarbeit, sondern alle Bereiche auf dem Schirm haben musste. 

Zurück am Riederwald hast du die U19 übernommen, die um einige Neuzugänge ergänzt wurde. Wie gestaltete sich die Arbeit?
Der Schritt zurück in den Jugendfußball ist eine spannende Aufgabe, in die ich meine Erfahrungen aus dem Seniorenbereich einfließen lassen kann. Die U19 ist für die Spieler eine Vorbereitung auf den Herrenbereich und ich möchte den Jungs in unserer gemeinsamen Zeit so viel mitgeben, wie es mir möglich ist. Wir haben es in den ersten Wochen schnell geschafft, zu einem Team zusammenzuwachsen. Die Jungs verstehen, was ich von ihnen erwarte und wir stehen in stetem Austausch, sodass nichts ungeklärt bleibt. Die Ergebnisse haben in der Vorbereitung nicht oberste Priorität. Es geht darum, die Philosophie – den dynamischen, zielorientierten Ballbesitzfußball – zu verinnerlichen und auf den Platz zu bringen. Wir wollen dominieren, mutig und offensiv spielen – das ist der Bewertungsbogen, nach dem wir gehen. Das haben wir in der Vorbereitung über weite Strecken schon sehr gut gemacht. Wir sind im Trainerteam sehr positiv gestimmt, was den Fortschritt der Mannschaft angeht. 

Dementsprechend groß ist sicherlich auch die Vorfreude auf die Saison.
Auf jeden Fall! Ich glaube, dass sich jeder Fußballer immer nach Wettbewerb sehnt. Man will Spiele gewinnen, egal ob in Tests oder im Ligabetrieb. Siege in der Vorbereitung konnten wir einfahren. Jetzt ist die Mannschaft heiß auf das erste Spiel gegen den SSV Reutlingen 1905 [21. August, 13 Uhr; Anm. d. Red.]. 

Erneut sieht der Bundesligabetrieb eine einmalige Runde vor. Bei 17 Teams wird es sechs Absteiger geben. Hat dieser Modus Auswirkungen auf die Herangehensweise?
Uns ist bewusst, dass unter dem Aspekt der optimalen Ausbildung auch mal ein Spiel verloren gehen kann. Aber wir gehen selbstbewusst in die Saison und wollen jedes Spiel mit positivem Antrieb bestreiten. 

„Wir wollen dominieren, mutig und offensiv spielen – das ist der Bewertungsbogen, nach dem wir gehen“

Neben dem Bundesligabetrieb ist deine Mannschaft nicht nur für den DFB-Pokal der Junioren qualifiziert, sondern nimmt darüber hinaus zum historisch ersten Mal an der UEFA Youth League teil. Für euch sicherlich ein Highlight.
Absolut! Für Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund gehört das in jeder Saison dazu. Aber für uns ist es etwas ganz Besonderes. Es wird für uns alle eine tolle Erfahrung, an die wir uns noch lange erinnern werden – ganz egal, ob wir gegen große Namen aus England, Spanien, Italien oder gegen kleinere Teams aus anderen Ländern antreten. Es wird aufgrund der regelmäßigen englischen Wochen eine anstrengende, aber eben auch intensive Zeit in der wir – ganz typisch für Eintracht Frankfurt – für Aufsehen sorgen wollen. 

Wie schwierig wird es in diesen Wochen im September und Oktober, den Fokus hochzuhalten?
Da sind wir wieder beim Thema „jeder Fußballer sehnt sich nach Wettbewerb“. Wenn du sonntags in Ingolstadt spielst, unter der Woche beispielsweise beim FC Chelsea oder in Liverpool und wenige Tage später geht es wieder um Bundesligapunkte, ist es meiner Meinung nach relativ einfach, den Fokus hochzuhalten. Egal, welcher Wettbewerb und welcher Gegner: Als Sportler bist du hungrig nach Erfolgen. 

Mit Ervin Skela hast du einen Co-Trainer zur Seite, der einige der Jungs schon aus der vergangenen Saison aus der U17 kennt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit bisher?
Einige der Jungs kenne ich sogar noch aus meiner Zeit als Trainer der U15 und Ervin hatte sie vergangene Saison in der U17 – das ist ein ganz großer Mehrwert. Doch auch zu den neuen Spielern haben Ervin und ich schnell einen Draht gefunden. Jeder Spieler mag Ervin, weil er neben seiner hohen fachlichen Kompetenz einfach ein herzlicher Mensch ist und die Jungs merken, dass sie stets zu ihm gehen können. Das gilt aber ebenso für den Rest unseres Trainer- und Staff-Teams. Jeder Einzelne ist unverzichtbar – nur gemeinsam greifen alle Rädchen ineinander.