Einer von uns – Valentin Risch

Olympia im Blick

Durch den Zusammenschluss von Eintracht Frankfurt und der SG Nied wurde Trampolinturner Valentin Risch vor über einem Jahr zum Adlerträger. Mit seinen 17 Jahren kann er bereits auf einige Erfolge zurückblicken und turnte bei den Finals in Berlin in diesem Jahr sogar seine erste Deutsche Meisterschaft der Herren im Adlerdress. Mit der EvM-Redaktion sprach der junge Eintrachtler über die größten Momente seiner bisherigen Karriere, seine sportlichen Ziele sowie über die Verletzung, die ihn aktuell außer Gefecht setzt. Seit 2021 ist Eintracht Frankfurt auch im Trampolinsport vertreten. Im Rahmen der Fusion von Eintracht Frankfurt und der SG Nied wurde die Trampolinmannschaft aus dem Frankfurter Westen geschlossen übernommen. Mit dabei war auch Valentin Risch, der schon seit 2015 Teil der Trampolin-Riege der SG Nied war. „Es hat uns alle gefreut, dass die Eintracht uns aufgenommen und unsere Abteilung quasi vor dem Aus gerettet hat“, blickt der 17-Jährige auf die Anfänge unter dem Adlerdach zurück. „Natürlich hat sich seitdem schon einiges getan – zum Beispiel durch das neue Trampolin, das wir bekommen haben.“ Er ergänzt: „Unser Konzept und auch der Trainerstab haben sich allerdings nicht geändert. Ich finde, genauso sollte es auch sein.“

Zum Trampolinturnen kam Valentin im Alter von zehn Jahren, nachdem seine Familie in die Mainmetropole gezogen war. „Damals habe ich viele Sportarten ausprobiert – vom Fußball über Karate bis hin zum Handball, aber das ist alles nicht so meins gewesen“, erzählt er. „Mein Vater hat dann in der Zeitung gelesen, dass bei uns in der Nähe Trampolin angeboten wird. Das habe ich ausprobiert und bin bis heute dabeigeblieben.“ Am Trampolinturnen begeistere ihn besonders die vielfältige Arbeit, die hinter den Sprüngen sowie einer gesamten Übung steckt. „An sich ist es so, dass man vor einem Wettkampf eine feste Übung plant, aber natürlich kommt es auch immer mal wieder dazu, dass man schlecht steht und dann umstellen muss“, erklärt Valentin. „Da ist es dann außerdem wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich immer darüber bewusst zu sein, was man kann.“

„Wenn ich mir das Video von dem Wettkampf in Tokio anschaue, bekomme ich immer noch Gänsehaut“
In den sieben Jahren seiner Karriere hat der junge Adlerträger bereits einige Höhen und Tiefen erlebt, Erfolge gefeiert und Rückschläge erlitten. Erst kürzlich wurde das bislang so erfolgreiche Turnjahr des Eintrachtlers durch eine schwerwiegende Knieverletzung unterbrochen: Bei einem Trainingssprung landete Valentin unglücklich mit einem Bein auf der Abdeckung und riss sich dabei beide Kreuzbänder im rechten Knie. „Eine Prognose, wann ich wieder aufs Trampolin kann, gibt es aktuell nicht“, berichtet er. „Ich bin aber trotzdem oft in der Halle, sehe das Team und die Leute drum herum und mache dort die Übungen, die ich von den Physiotherapeuten mitbekommen habe.“ Angesprochen auf den aktuellen Stand seiner Reha antwortet er: „Aktuell dreht sich alles um die Kraft und Stabilisation des Knies, bis die nächste OP ansteht, bei der dann das vordere Kreuzband wieder repariert wird.“ Er fährt fort: „Ich hoffe, dass ich durch die Arbeit, die ich jetzt investiere, nach der zweiten OP schneller wieder einsteigen kann. Die Ärzte sind bislang auf jeden Fall zufrieden.“ 

Von der schwierigen Phase, die er aktuell durchmacht, lässt sich der 17-Jährige jedoch alles andere als unterkriegen und verrät, was ihm dabei hilft, nicht die Motivation zu verlieren: „Ich schaue mir oft meine alten Videos an – vor allem von Wettkämpfen, bei denen ich richtig abgesahnt habe“, so der junge Trampolinturner. Große Momente konnte Valentin in den vergangenen Jahren einige sammeln. Die Goldmedaille, die er im Dezember 2019 mit seinem Synchronpartner Miguel Feyh bei den Juniorenweltmeisterschaften in Tokio gewann, sticht dabei als besonderes Highlight heraus. „Wenn ich mir das Video von diesem Wettkampf anschaue, bekomme ich immer noch Gänsehaut“, erzählt er. „Schon ein paar Monate vor Tokio haben Miguel und ich angefangen, unsere Übung zusammenzustellen. Von Anfang an war unser Plan, auch vom Schwierigkeitslevel her oben mitzuspielen. Die Umsetzung der Übung vor Ort ist dann natürlich nochmal etwas anderes, aber wir haben alles gut kalkuliert und unser Plan ist perfekt aufgegangen.“ Ans Synchronspringen gehe er ohnehin immer etwas gelassener ran, berichtet Risch. „Es beruhigt, dass ich nicht allein bin, sondern immer weiß, dass noch jemand neben mir ist. Synchronspringen ist tatsächlich auch das, was mir am meisten Spaß macht – gerade auch, weil mein Partner und ich uns so gut kennen und wissen, wo die Stärken und Schwächen des jeweils anderen liegen.“

Im Team hat Valentin Anfang diesen Jahres mit dem Aufstieg in die Bundesliga und dem Klassenerhalt im Juli zudem einen weiteren Erfolg feiern dürfen. „Das war natürlich ein tolles Gefühl. Ich persönlich bin dadurch auch das erste Mal in der Bundesliga gesprungen“, so der Adlerträger über den Aufstieg in die Beletage des deutschen Trampolinsports. „Als Aufsteiger galten wir in der Liga als Underdogs, aber es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht.“ Gerade der Zusammenhalt im Team sei ein großer Faktor für den Erfolg gewesen. „Ich finde es gut, dass man immer seine Leute um sich herumhat. Da ist der Teamgeist schon da und wir schaffen es immer, uns gegenseitig zu motivieren.“

Mit seiner Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin, bei denen er auf dem fünften Platz landete, ist Valentin nunmehr auch endgültig in der Altersklasse der Erwachsenen im Trampolinsport angekommen. „In Berlin wäre bestimmt noch mehr für mich drin gewesen“, blickt der Eintrachtler auf die Finals zurück. „Ich konnte meine Übungen nicht wie geplant turnen, sondern musste spontan etwas umstellen.“ Er fährt fort: „Natürlich waren die Meisterschaften auch ein ganz anderes Gefühl als jene im Nachwuchsbereich, vor allem weil man wusste, dass alles übertragen wird und auch im Fernsehen läuft.“ Die erfahrene Konkurrenz, auf die er in Berlin getroffen ist, habe ihn dabei allerdings zusätzlich motiviert. „Es ist ein anderer Druck, der dort herrscht. Aber genau das kommt in den nächsten Jahren im Erwachsenenbereich auf mich zu, deshalb ist es viel wert, dass ich jetzt schon meine Erfahrungen bei den Meisterschaften sammeln konnte.“

Wenngleich Valentin in diesem Jahr gänzlich auf dem Leistungsniveau der Erwachsenen angekommen ist, verbringt er die wenige Zeit, die ihm abseits des Sports bleibt, wie die meisten anderen Teenager auch. „Natürlich unternehme ich so oft es geht Dinge mit meinen Freunden. Aber die zweite große Sache neben dem Sport ist natürlich die Schule“, so der Eintrachtler, der Anfang September die 11. Klasse begonnen hat. „Ich werde seitens der Schule zum Glück komplett unterstützt und bekomme für meine Wettkämpfe auch frei“, berichtet er. „So ist es zwar schon ziemlich anstrengend, aber irgendwie bekommt man alles unter einen Hut.“ Neben dem Bestehen seines Abiturs hat sich der junge Adlerträger auch sportlich weiterhin große Ziele gesetzt. „Ich möchte auf jeden Fall im Jahr 2028 an den Olympischen Spielen teilnehmen“, erklärt der 17-Jährige. Bis dahin liegt jedoch noch ein weiter Weg vor ihm. „Natürlich dauert es noch, bis ich überhaupt wieder ins Training einsteigen kann. Und dann muss ich mich ja nicht nur an die deutsche Spitze turnen, sondern noch darüber hinaus. Aber ich denke bis 2028 ist noch viel möglich – gerade auch, um international mithalten zu können.“ Aktuell lägen andere Länder in der Professionalität und Nachwuchsarbeit im Trampolinsport noch weit vor Deutschland. „Wenn man sieht, was manche Leute in meinem Alter oder sogar noch darunter für Übungen turnen, ist das schon krass“, berichtet er. „Wir müssen da international auf jeden Fall nachziehen und den anderen Ländern vielleicht auch Druck machen. Aber auch das ist eine besondere Motivation, mich selbst stetig weiterzuentwickeln.“

Text: Leonie Batke
Fotos: Abteilung, Lucas Körner