Was macht eigentlich… … Jan Svensson?
Jan Svensson
*24. April 1956 in Soderköping (Schweden)
Bei der SGE: 1983 – 1986
Spiele für die SGE: 96 Bundesliga, 4 DFB-Pokal, 1 Relegationsspiel
Erfolge mit der SGE: Klassenerhalt 1984
Wichtigstes Tor: 1:0 im Relegationsspiel in Duisburg 1984 (Endstand 5:0)
Bereits im Frühjahr 2022 hat Jan Svensson die Eintracht besucht. Der 66-Jährige war am 8. Mai beim 1:1 der SGE gegen Borussia Mönchengladbach zu Gast auf der Waldtribüne vor dem Eintracht-Museum. Svensson, der von der charmanten Viveca begleitet wurde, war begeistert von der Atmosphäre im und ums Stadion – und entschied sofort, zum Finale nach Sevilla zu reisen. Das funktionierte aufgrund der Ticketknappheit nicht mehr, aber das Supercup-Finale in Helsinki ließ er sich dann nicht entgehen: „Ich bin von Schweden aus mit der Fähre nach Helsinki gefahren. Die vielen Eintrachtfans in der Stadt und im Stadion, die ganze Begeisterung um den Verein und das tolle Spiel der SGE haben mich sehr fasziniert. Seit meiner Zeit bei der Eintracht bin ich Fan des Vereins, aber was derzeit hier los ist, ist außergewöhnlich.“
„Seine“ Zeit bei der Eintracht begann 1983. Damals wechselte er als 27-Jähriger von IFK Norrköping an den Riederwald. Es waren schwere Wochen bei der Eintracht, die Mannschaft war durch die Abgänge von Nickel, Neuberger, Cha und Pezzey arg geschwächt. Trotzdem gab es in der Saisonvorbereitung einen großen Erfolg. Bei einem Turnier in Udine besiegte die Eintracht das von Alfredo di Stefano trainierte Team von Real Madrid mit 2:1 – und Svensson traf gleich.
Oktoberfest mit Glasner und eine Eintracht-Fahne für die Heimat
In der Liga lief es bei weitem nicht so gut, zwischenzeitlich hing die Rote Laterne in Frankfurt und Trainer Zebec wurde entlassen. Die Rückrunde wurde die Geburtsstunde der „Weise-Bubis“. Junge Eintrachtspieler um Armin Kraaz, Uwe Müller, Thomas Kroth und Thomas Berthold wuchsen über sich hinaus und kämpften sich von den Abstiegsplätzen. „Wir haben in der Rückrunde viele große Mannschaften besiegt, eigentlich waren wir längst abgeschlagen“, erinnert sich Svensson an die Begeisterung rund um die SGE. „Und ich war ja einer der erfahrenen Spieler. Damals sind mir wichtige Tore gelungen, beim 3:0 gegen Offenbach oder auch im Relegationsspiel in Duisburg.“ Die Eintracht schaffte den Klassenerhalt und Jan Svensson hatte mit acht Ligatreffern und einem Tor in der Relegation maßgeblichen Anteil daran.
Auch wenn die Weise-Bubis in den folgenden Jahren nur Mittelmaß waren, fühlte sich Svensson in Frankfurt pudelwohl. „Frankfurt wurde für mich zur zweiten Heimat. Ich fand es hier toll und wäre gerne länger geblieben.“ Dass er 1986 zurückging nach Schweden, hatte familiäre Gründe. „Meine Tochter hat das Klima hier nicht gut vertragen und Allergien entwickelt. Die Ärzte haben uns geraten, wieder zurück nach Schweden zu gehen.“ So wechselte er 1986 wieder nach Norrköping.
Nach seiner Karriere holte er nach, was er in seiner Fußballerkarriere schulisch verpasst hatte. Er studierte Betriebswirtschaft und arbeitete danach 28 Jahre bei einem schwedischen Gaming-Unternehmen, bei dem er kriminelle Aktivitäten wie Matchfixing und Geldwäsche bekämpfte. Seine Arbeit umfasste eine enge Zusammenarbeit mit der schwedischen und auch der deutschen Polizei. Nachdem Svensson in Ruhestand ging, begann er Golf zu spielen – es ist noch immer seine große Leidenschaft. Der Eintracht blieb er verbunden und im September kehrte er wieder zurück nach Frankfurt. Donnerstags besuchte er das Museum und stand den Fans bei einer „Tradtion zum Anfassen“ Rede und Antwort, samstags war er Gast in der Matchday Show. Nach einem erneuten Besuch der Waldtribüne verfolgte er mit Viveca den 2:0-Sieg über Union Berlin und traf viele Freunde: „Charly Körbel, Hartmut Scherzer, Timo Zahnleiter – ich kann gar nicht aufzählen, wen ich alles getroffen habe“, freute er sich über das Wiedersehen mit ehemaligen Weggefährten.
Dem Eintracht-Museum machte er eine besondere Freude: Er übergab zwei Trikots, eins vom letzten Spiel mit der schwedischen Nationalmannschaft und eins vom letzten Spiel mit der Eintracht. „Ich habe meine Kinder gefragt, ob sie die Trikots haben möchten. Und sie haben gesagt, die gehören doch eigentlich zur Eintracht. Da haben sie recht.“ Bei der Besichtigung des neuen ProfiCamps sah er das große Oktoberfestzelt auf dem Parkplatz der ehemaligen Radrennbahn. Ein Oktoberfest in Frankfurt interessierte Jan und Viveca sehr. Ein kurzer Anruf bei Eddy Hausmann und schon waren zwei Tickets für den Abend klargemacht, inklusive kariertem Hemd für Svensson. Den Heimsieg feierte das Paar somit beim Oktoberfest. Hier trafen sie viele weiter Eintrachtler, unter anderem Trainer Oliver Glasner. „Das war ein toller Abschluss unserer Frankfurt-Reise. Im nächsten Jahr kommen wir wieder, da werden wir dann ein Auswärtsspiel besuchen. Wir wollen nach Dortmund“, freut sich der Schwede auf das Frühjahr 2023. Bis dahin hat er in der Heimat noch einiges zu tun. Denn von „Pipi Langstrumpf“ und „Michel aus Lönneberga“ weiß man, dass alle Schweden Fahnenmasten vor den Häusern haben. Auf der Waldtribüne bekam Jan Svensson von Pia und Beve folgerichtig eine Eintracht-Fahne für den Fahnenmast geschenkt. Da kam raus, dass der ehemalige Adlerträger gar keinen Fahnenmast vor seinem Haus hat. Das will er jetzt nachholen und einen Fahnenmast aufrichten – damit demnächst die Eintrachtfahne auch in Norrköping weht.
Text: Matthias Thoma
Bilder: Eintracht-Archiv, Matthias Thoma