„Wir leisten die Basisarbeit“
Im Jahr 2003 trat Anke Dannenberg der SG Nied bei und war schnell nicht nur Sportlerin, sondern auch Trainerin und Kampfrichterin. Mit der Fusion mit der Eintracht zum 1. Juli 2021 übernahm sie den Staffelstab vom langjährigen Abteilungsleiter Roland Köcher und leitet nun seit knapp eineinhalb Jahren die Sparte Trampolin der Eintracht. Was seither passiert ist, worauf es bei der Sportart ankommt, was den Reiz ausmacht und welche Visionen für die Zukunft sie verfolgt, darüber hat die EvM-Redaktion mit Anke gesprochen.
Fast 20 Jahre bist du nun schon beim Trampolinturnen. Wie kamst du damals zur SG Nied und speziell zum Trampolin?
Ich wurde durch meinen Vater, der hauptberuflich Trainer war, in einen Verein reingeboren – damals noch im Osten in Halle an der Saale. Meine erste Sportart war für viele Jahre das Wasserspringen. Erst nach der Wende, als ich zum Studieren nach Göttingen gegangen bin, kam ich durch den Hochschulsport zum Trampolinturnen. Nach meinem Diplom haben mich 1999 meine Wege aus beruflichen Gründen nach Frankfurt geführt und dort bin ich bis heute geblieben. Zur SG Nied kam ich per Zufall, als ich in unserem Frankfurter Stadtteil ein Plakat hängen sah, das für einen Trampolin-Bundesligawettkampf in der Niddahalle warb. Dort bin ich mit meinem Sohn hingegangen, habe Roland Köcher kennengelernt und ihn gefragt, ob es Kinder- und Erwachsenentraining gibt. Kurz darauf waren wir Teil der SG Nied.
Kaum in den Verein eingetreten, warst du auch schon bald Trainerin und Kampfrichterin ...
(lacht) Das stimmt. Bereits einige Monate, nachdem ich zum Trampolinturnen bei der SG Nied gekommen war, habe ich mit Trainerschein C angefangen. Da mir einige Trainingsmethoden und Inhalte, beispielsweise wie man einen Salto lernt, bereits aus dem Wasserspringen bekannt waren, fiel es mir leicht, den Kindern die Techniken beizubringen. Sie haben mich schnell akzeptiert, hatten Freude und haben gleichzeitig gemerkt, dass es hier um Breitensport geht und nicht die Leistung im Vordergrund steht. Die Ausbildung zur Kampfrichterin habe ich parallel zum Trainerschein gemacht, das gehörte zu einem Ausbildungsmodul.
Ihr legt dem Nachwuchs und den Trainingsteilnehmenden nahe, ebenfalls die Trainer- und Kampfrichterlizenz zu erwerben. Welche Gründe gibt es dafür?
Mit 14 Jahren kann man den Kampfrichterschein beginnen, das empfehlen wir den Jugendlichen auch. Wir betonen aber gleichzeitig, dass es kein Muss und keine Verpflichtung ist, erst recht nicht, anschließend in dieser Position aktiv zu sein. Aber es ist natürlich hilfreich, sich eine theoretische Grundausbildung über die eigene Sportart anzueignen sowie Gespür und Verständnis für die Arbeit der Kampfrichter zu entwickeln. Ob und in welchem Ausmaß jemand Wettkämpfe tatsächlich werten möchtem, bleibt jedem selbst überlassen.
Wie viele Mitglieder, Trainer und Kampfrichter stellt die Trampolinsparte mittlerweile?
Wir zählen zurzeit rund 80 aktive Turnerinnen und Turner. Die Trainingszeiten teilen sich insgesamt neun Personen untereinander auf, die allesamt entweder die B- oder die C-Trainerlizenz besitzen. Dazu unterstützen uns drei weitere Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Als international geprüfte Kampfrichter sind Christine Marks, Bernd Köcher und ich tätig, was in Deutschland einzigartig ist. Von 19 internationalen Kampfrichtern aus Deutschland stellt die Eintracht drei. Zudem haben wir mit Christiane Köcher und meinem Sohn Tim zwei, die auf nationaler Ebene werten dürfen, und drei weitere, die eine Landeslizenz für alle Wettkämpfe darunter besitzen.
Du hast mit der Fusion die Leitung der Sparte Trampolin von Roland Köcher übernommen. Wie kam es dazu?
Das war eher eine logistische Entscheidung. Von Vorteil ist, dass ich quasi neben der Halle wohne und somit seit knapp 20 Jahren mehrmals die Woche in der Niddahalle bin – entweder für Trainings oder auch für Sitzungen. Ich hatte also den idealen Wohnort, um solch eine Position zu erfüllen. Dazu besitze ich relativ flexible Arbeitszeiten und Roland hat mich schon früh in alle organisatorischen Belange eingeführt, sodass ich mit Themen wie Wettkampfmeldungen und Belegungsplänen vertraut war und ihm Arbeit abnehmen konnte. Ich bin zwar offizielle Ansprechpartnerin der Sparte, nichtsdestotrotz funktionieren wir als Team und jeder hat seine eigenen Zuständigkeiten. Auch bei unseren Veranstaltungen läuft es schon praktisch von selbst und weiß jeder, was zu tun ist. Der erste, der einen Schlüssel hat, macht die Tür auf, die anwesenden Trainerinnen und Trainer bauen die Trampoline auf, Roland kümmert sich üblicherweise um die Beschallungsanlage und die Mütter zaubern Kaffee und das Kuchenbuffet.
Wie alt sind eure Sportlerinnen und Sportler und wann ist das perfekte Einstiegsalter?
In der Bundesliga ist Justin mit 21 Jahren der Älteste, die jüngsten in dem Team sind Jahr- gang 2010. Sie füllen das Team aber zunächst auf und werden langsam herangeführt. Ab sechs Jahren kann man mit dem Trampolinturnen anfangen. Wenn die Kinder zuvor beim Kinderturnen oder Eltern-Kind-Turnen waren, wäre es optimal.
Wie kommen die Kinder zu euch?
Es gibt verschiedene Gründe, wie die Kinder zu uns zum Trampolinturnen kommen, aber die meisten durch das Gartentrampolin oder auch durch die Trampolin-Show „Big Bounce“ im Fernsehen. Gerade die letzte Staffel hat uns jede Menge Jungs gebracht. Werbung mussten wir glücklicherweise bisher noch nie machen.
Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen?
Man sollte etwas Körpergefühl und auch eine gute Körperspannung mitbringen. Vor allem wichtig ist aber natürlich Mut, um aus Höhen bis zu neun Metern eine Fläche von fünfmal drei Metern zu treffen.
„Die Freude über den ersten gelungenen Salto ist Motivation pur“ – Anke Dannenberg -
Seit eineinhalb Jahren hast du nun die Leitung inne. Was ist seither passiert?
Durch neue finanzielle Mittel konnten wir uns beispielsweise ein zweites Ultimate-Wettkampf-Trampolin zulegen, sodass wir nun auch das Synchronspringen trainieren können. Wir verfügen jetzt außerdem über eine Airtrack-Bahn, auf der wir Vorübungen und Stabilitätstraining machen, und es gab zudem neue einheitliche Trikots und Trainingsanzüge im Adler-Dress. Wir sind mittlerweile eine breite Truppe mit vielversprechenden jungen Talenten, die allesamt große Freude an der Sportart im Fliegen haben. Aber besonders stolz sind wir aus sportlicher Sicht natürlich über den Aufstieg unserer ersten Trampolinmannschaft in die Bundesliga.
Was macht für dich den Reiz der Sportart aus?
Trampolin ist wie Fliegen. Man trotzt der Schwerkraft und es gibt den gewissen Kick. Der Sport ist rasant, elegant und ungewöhnlich. Für mich persönlich ist es immer wieder schön, den Kindern zuzuschauen, zu erleben wie sie dann den ersten Salto lernen. Die Freude in den Gesichtern zu sehen, wenn sie ihren ersten geschafft haben, da geht einem das Herz auf und das ist für mich Motivation pur.
Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Grundsätzlich legen wir den Fokus auf unseren Nachwuchs- und den Wettkampfsport, leisten dabei Basisarbeit und wenn wir Talente entdecken, geben wir sie an die Turnschule beziehungsweise den Stützpunkt des Landessportbunds weiter. Dort kann häufiger und intensiver trainiert werden. So kann es dem ein oder anderen Talent auch gelingen, die Landestrainer beim Test zu überzeugen und sich zum Spitzensportler weiterzuentwickeln. Alle anderen jüngeren Turnerinnen und Turner trainieren bei uns für Hessische Meisterschaften oder die Landesliga.
Welche Wünsche hast du persönlich?
Ich persönlich wünsche mir, dass wir es auch in Zukunft schaffen, die Anzahl der Trainer zu erhalten, um vielen Kindern das Trampolinturnen zu ermöglichen. Langfristig gesehen hoffe ich, dass wir eine nächste Generation in unserer Trampolinsparte haben werden, der wir unsere Sportart in geordneten Verhältnissen und auf einem stabilen Fundament übergeben können.