Trampolin-ABC
War das Wertungssystem in den Anfängen des Trampolinturnens noch einfach zu durchschauen, hat es sich im Laufe der Zeit doch sehr gewandelt. Technische Neuerungen, verbesserte Geräte und damit einhergehende schwierigere Übungen haben auch im Wertungssystem große Änderungen gebracht. Beschränkte sich die Bewertung in früheren Zeiten auf die Noten für Ausführung und Schwierigkeit (und Synchronität), werden heute weitere Werte erhoben. Gerade für Laien kann das Wertungssystem recht kompliziert werden. Die EvM-Redaktion hat die wichtigsten Regeln und Besonderheiten des Sports zusammengestellt.
Ablauf einer Übung
Wenn der Wettkampfleiter das Signal zum Start gegeben hat, hat die Turnerin beziehungsweise der Turner 60 Sekunden Zeit, mit der Übung anzufangen. Eine Übung beginnt mit der ersten Figur, die von einem Strecksprung abweicht, und umfasst insgesamt zehn Sprünge. Während der Übung dürfen die Athletinnen und Athleten auf den Füßen, dem Rücken oder Bauch sowie im Sitzen landen, während der letzte Sprung der Übung immer in den Stand geturnt werden muss.
Abbruch
Anders als im Geräteturnen zum Beispiel kann eine Übung nach einem Sturz oder Fehler nicht fortgeführt werden. Sobald sich ein Fuß außerhalb des Sprungtuchs befindet, der Athlet das Sprungtuch in einer anderen Position als auf den Füßen, in der Sitz-, Bauch- oder Rückenlage berührt, ein Übungsteil nicht vollständig ausgeführt wurde oder der Turner einen Zwischensprung macht, wird die Übung abgebrochen und nur die bis dato durchgeführten Sprünge werden bewertet.
Bewertung
Im Trampolinsport können insgesamt fünf verschiedene Noten vergeben werten, nämlich Bewertungen für Haltung (E-Note), Schwierigkeit (D-Note), die Länge einer Übung (T-Note), das Wandern auf dem Trampolin (H-Note) sowie Synchronität (S-Note). Die Wertungen werden von den sieben bis neun Kampfrichtern vorgenommen, die bei den Wettkämpfen anwesend sind.
D-Note
Zwei Kampfrichter entscheiden gemeinsam über die D-Note der geturnten Übung. Die Schwierigkeit der Übung wird anhand der Anzahl an Schrauben- und Saltorotationen berechnet, wobei eine 1⁄4-Salto-Rotation 0,1 Punkte gibt und ein vollständiger vierfacher Salto, der als das schwierigste Element gilt, 2,2 Punkte.
Disziplinen
Im Trampolinsport gibt es verschiedene Disziplinen. Der Einzel- und der Synchronwettkampf stechen dabei als diejenigen Disziplinen hervor, die im Rahmen der Olympischen Spiele, Weltmeisterschaften oder auch nationalen Meisterschaften geturnt werden. In der Trampolin-Liga, in der auch Eintracht Frankfurt vertreten ist, findet wiederum ein Mannschaftswettbewerb statt. Ebenfalls dem Trampolinturnen zugeschrieben werden die Sportarten Tumbling sowie Doppel-Mini-Trampolin.
Flugzeit
Die Flugzeit oder auch Time of Flight eines Trampolinspringers ist ebenfalls Teil des Bewertungssystems beim Trampolinspringen. Je länger der Turner in der Luft ist, sprich je höher der Sprung ausfällt, desto höher wird der Wert. Die Zeit im Tuch, bei der übrigens das Zehnfache des Körpergewichts der Athleten wirkt, wird aus der Flugzeit herausgerechnet. Im Synchronwettkampf wird die Time of Flight nicht bewertet, stattdessen fließt die Synchronität der Übung in die Endnote mit ein.
Haltungsnote
Vier, bei internationalen Wettkämpfen sechs, Kampfrichter sind für die Bewertung der Haltung während einer Trampolinübung verantwortlich und blicken dabei auf verschiedene Faktoren. So wird beispielsweise der Winkel zwischen Oberkörper und Oberschenkel betrachtet, Arm- und Kopfhaltung bewertet und darauf geachtet, ob Beine, Knie und Fußspitzen durchgestreckt werden. Wenn die Haltung während eines Elements mangelhaft ist, zieht der Kampfrichter dafür Punkte von der Höchstwertung 10 ab. So ergeben sich nach Vollendung der Übung vier beziehungsweise sechs Wertungen, von denen die zwei mittleren zur E-Note addiert werden.
Pflicht- und Kürübungen
Wie auch in anderen Turnsportarten gibt es im Trampolinspringen Pflicht- und Kürübungen. In den Pflichtübungen werden bestimmte Elemente und Sprünge schon im Vorhinein vorgegeben, wodurch die Bewertung der Schwierigkeit der Übung entfällt. In manchen Wettkämpfen fällt die Pflichtübung weg und es werden stattdessen zwei Küren präsentiert. Bei diesen ist der gesamte Ablauf der Übung vom Athleten oder der Athletin frei wählbar.
Sprunghöhe
Bis zu neun Meter hoch springen erfahrene Turnerinnen und Turner auf dem Trampolin. Das ist einer der Gründe, warum Vereine und Athletinnen nicht in klassischen Turnhallen von Schulen oder anderen Institutionen trainieren können: Diese haben nämlich in der Regel eine Deckenhöhe von lediglich sechs Metern.
Synchronität
Wie die T-Note wird auch die Wertung für die Synchronität einer Übung in der Regel technisch ermittelt. Für fehlende Synchronität werden wie bei der Bewertung der Haltung Punkte von der Höchstpunktzahl zehn abgezogen. Wenn die Synchronmaschine feststellt, dass die Synchronpartner mit zu großem Unterschied auf dem Tuch landen oder unterschiedliche Übungsteile turnen, gilt die Übung als abgebrochen.
Wandern
Das Wandern auf dem Tuch ist ein weiterer Faktor, über den die Gesamtwertung einer Übung berechnet wird. Der so genannte HD (Horizontal Displacement)-Wert gibt an, wie zentral der Turner oder die Turnerin auf dem Sprungtuch landet. Um dies zu messen, wird das Sprungtuch in Zonen unterteilt, wobei jeder Zone ein bestimmter Abzugswert zugewiesen wird. Je weiter außen der Turner nach seinem Sprung landet, desto höher ist der Wert, der für diesen Sprung von der Höchstnote 10 abgezogen wird. Die HD-Note wird in der Regel computergestützt berechnet.