100 Jahre Vereinstreue

Mitte November stattet Präsident Peter Fischer der Turnabteilung im Oeder Weg einen Besuch ab – und dieser hatte einen ganz besonderen Grund: Die Ehrung von Vera und Milos Janecek für ihre Vereinstreue, zusammengenommen kommen sie nämlich auf 100 Jahre Eintracht Frankfurt. 

Natürlich schlug der Präsident nicht mit leeren Händen auf – mit im Gepäck hatte er die jeweiligen Urkunden, Blumen und eine Eintracht-Torte für das Jubilarpaar. Auch Anna Maria Birk, Vorsitzende des Ehrenrats und Mitglied der Turnabteilung, sowie Abteilungsleiter Martin Schönhoff, Sabine Urban (Abteilungsmanagement Geschäftsstelle Turnen) und Jugendwartin Chrysantha Scharf ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, der Ehrung beizuwohnen. So wurde bei Kaffee und Sekt in der Eintracht-Gaststätte ausführlich geplaudert und viel gelacht – insbesondere über die zahlreichen Anekdoten der vergangenen Jahrzehnte, die Milos zum Besten gab. Seine Geschichten über das Bangen um eine Beinprothese, dass diese sich nicht löst während einer Veranstaltung, über eine selbstgebastelte Verkleidung als Adler, die er sich überstreifte und die für ordentlich Verwirrung bei den Besuchern sorgte, bis hin zu zahlreichen Nikolausgeschichten, gegebenen Skigymnastik-Stunden mit Wollmütze und Handschuhen, Skifreizeiten oder sonstigen Pannen bei Veranstaltungen könnten ein dickes Buch füllen. Immer an seiner Seite: seine Ehefrau Vera, die ihm in all den Jahren den Rücken frei hielt und sich um die Erziehung ihrer beiden gemeinsamen Kinder kümmerte. „Meine Frau sagt immer: Erst kommt die Eintracht, dann kommen deine Turner, dann kommen unsere Enkelkinder und dann komme ich“, schmunzelt der ehemalige Kunstturner. 

Beide stammen ursprünglich aus Prag. Nach dem Prager Frühling flüchtete Milos 1968 zunächst zu einem Bekannten nach Schweden. „Ich habe als junger Mensch für meine Ideale gelebt, und die sind mit den politischen Ereignissen damals zusammengebrochen.“ Freundin Vera wagte ebenfalls die Flucht, sie landete bei Verwandten in der Schweiz. Nachdem die Hochzeit an den strengen Asylbestimmungen der Schweiz scheiterte, heirateten Vera und Milos 1970 in Frankfurt. „Ich war von Schweden zu einem entfernten Verwandten nach Frankfurt gezogen, die Hochzeit haben wir innerhalb von drei Tagen organisiert“, erinnert sich Milos. In Frankfurt arbeitete er als Autoschlosser, als ihm die Nachbarin die Adresse der Turnhalle im Oeder Weg gab. „Sie hat bei der Eintracht geturnt und gesagt, ich solle doch da mal vorbeischauen.“ Bei der Eintracht setzte er seine erfolgreiche Karriere als Kunstturner fort und auch Vera trat mit ihm in den Verein ein. 

1972 gab Milos seinen Job in der Autowerkstatt auf und wurde hauptamtlicher Übungsleiter im Oeder Weg. Fortan trainierte Milos Kinder, Jugendliche und Senioren, Breiten- und Spitzensportler. Er organisierte Feste und Veranstaltungen, half bei Baumaßnahmen, strich die Turnhalle von der Leiter eines Feuerwehrautos – kurz: Milos war der Mann für alles. Und auch wenn er eigentlich schon seit vielen Jahren in Rente ist, so ganz lässt ihn die Eintracht bis heute nicht los. So engagiert er sich nach wie vor als Turnlehrer von Kindern mit Behinderung. Auch Vera ist oft im Oeder Weg anzutreffen und aktiv in den Gymnastikkursen. 

Das herzliche Ehepaar ist eine Institution im Oeder Weg und in Frankfurt und aus der Turnabteilung nicht wegzudenken. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch und auf viele weitere gemeinsamen Jahre, Vera und Milos!