„Das zeigt, dass Makoto immer noch sehr geschätzt wird. Es hat mich als Trainer gerührt und gefreut, dass er diese absolut hohe Form der Anerkennung erfahren hat.“ Oliver Glasner über Makotos Einwechslung gegen Urawa -

Comeback und Königsklasse 

Im Saitama Stadium 2002 läuft die zweite Halbzeit zwischen den gastgebenden Urawa Red Diamonds und Eintracht Frankfurt. 1:3 liegt die Eintracht zurück in einem munteren Spiel. Für beste Unterhaltung ist also gesorgt, ein Teil der 24.027 Besucher in der knapp zur Hälfte gefüllten WM-Arena von 2002 liefert dazu mit Gesängen die passende Atmosphäre. Nun aber geht der Blick zur Seitenauslinie. Ein alter Bekannter steht bereit, manche reden sogar vom verlorenen Sohn. Es ist keine gewöhnliche Einwechslung, die in wenigen Sekunden vollzogen wird. Das Publikum hat die Situation erkannt, der Geräuschpegel hebt sich und erreicht seinen Höhepunkt, als der Mann mit der Nummer 20 im Eintracht-Dress den Rasen betritt, in unnachahmlicher Manier Kontakt zu seinen Teamkollegen aufnimmt und sogleich auf der Sechserposition agieren wird. Makoto Hasebe ist zurück! Sein Cheftrainer Oliver Glasner wird später sagen: „Das zeigt, dass Makoto immer noch sehr geschätzt wird. Es hat mich als Trainer gerührt und gefreut, dass er diese absolut hohe Form der Anerkennung erfahren hat.“ 

Rückblick. 65. Minute im Champions-League- Heimspiel Mitte November gegen Tottenham Hotspur. Hasebe verletzt sich in einem Zweikampf mit Heung-min Son, später wird ein Innenbandriss im Knie diagnostiziert. Die erwartete Ausfalldauer beträgt rund sechs Wochen. Es wird für Hasebe ein Wettlauf mit der Zeit, in seinem Heimatland auf dem Feld stehen zu können. Sein Ziel ist es in jedem Fall. Gewohnt akribisch arbeitet er in der Reha und belohnt sich rund fünf Wochen später mit zwei Kurzeinsätzen. Denn auch im zweiten Spiel gegen Gamba Osaka (1:2) darf der Routinier ein paar Minuten ran. 

Bis zu seiner Verletzung verbucht Hasebe je vier Einsätze in der Bundesliga und der Champions League, dazu kommt das Erstrundenspiel im DFB-Pokal in Magdeburg. Spielt er über die volle Distanz, punktet die Eintracht immer. Auch in seinem 20. Profijahr ist Hasebe ein Führungsspieler, auf und neben dem Platz. Immer mal wieder sitzt er auch bei der Eintracht auf der Bank, für das Mannschaftsgefüge hat er jedoch einen enormen Stellenwert. Sportlich gesehen hat er vielleicht sein Meisterstück in dieser bisherigen Saison acht Tage vor dem zweiten Spiel gegen Tottenham abgegeben, im ersten Vergleich gegen die Engländer im Deutsche Bank Park. 

„Was für eine ausgebuffte Vorstellung. Kalt bis unter die Haarspitzen, immer auf Höhe des Spiels. [...] Was er tat, hatte Hand und Fuß. Sensationell seine Grätsche kurz vor der Pause gegen Richarlison, überragend, wie er Kane einmal ins Leere laufen ließ“, schreibt die Frankfurter Rundschau am Tag danach über den Japaner, der Kane nicht nur einmal zur Verzweiflung brachte. Zahlreiche Social-Media-Schmankerl machen tags darauf die Runde, mit dem Tenor, dass Kane Alpträume haben dürfte von Hasebe, der ihn nicht zur Entfaltung kommen ließ und damit großen An- teil an der gegentorlosen Partie (0:0) hatte. 

Nach der Niederlage in Tottenham beginnt ohne Hasebe die Erfolgsserie der Eintracht. Bis zur Winterpause geht trotz guter Leistung nur noch die Partie gegen den BVB verloren (1:2), die Eintracht überwintert im DFB-Pokal und in der UEFA Champions League. 

Eintracht Frankfurt nutzt in diesem November die lange Bundesligapause für eine Reise nach Japan mit der Lizenzspielermannschaft, die dort unter anderem zwei Spiele absolviert. Weil Makoto Hasebe verletzt war, reiste er früher nach Fernost als das Team, das kurz zuvor noch in Mainz beim Bundesligaspiel gefordert war. Der erste Medientermin für Hasebe in Tokio ist ein Interview mit einem TV-Sender, in dem er über die erfolgreich verlaufene Hinrunde spricht. Gekleidet in weißem Hemd, blauem Sakko und Sneakern kommt Hasebe in einen Meetingraum des Mannschaftshotels und spricht über die Meilensteine der Phase zwischen August und November. 

„Ich dachte vorher, dass ich weinen müsste, wenn ich die Champions-League-Hymne höre. Letztlich kam es nicht so“, erzählt er über das emotionale Erlebnis, als erstmals in der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt diese Töne vor einem Spiel erklingen. Respekt habe die Eintracht gehabt vor der Königsklasse, „aber wir hatten nichts zu fürchten“. Beim Heimspiel gegen Olympique, als er bereits verletzt war, habe er vor dem Anpfiff mit seinen Teamkollegen gesprochen und sei immer nah an der Mannschaft gewesen. „Beim 1:0 bin ich aufgesprungen, mit Gipsschiene.“ In Lissabon, beim entscheidenden Match, habe er „extrem“ mitgefiebert. „Kurz vor Schluss sind Almamy Toure, Chris Lenz, Aurélio Buta und ich von der Tribüne nach unten gelaufen und haben an der Bank angefeuert. Wir mussten nah dran sein. Es hat sich gelohnt“, bilanziert Hasebe.