Konferenzen und Kernmarkt 

Es ist Hasebes letzter Termin ohne die Mannschaft. Denn am nächsten Morgen kommt das Team von Oliver Glasner in Tokio an. „Natürlich empfange ich meine Teamkameraden“, gelobt Hasebe am Abend vorher. Am Haneda Airport begrüßt Hasebe jeden einzelnen seiner Teamkollegen mit Handschlag, zeigt seine Freude über die Ankunft von Sebastian Rode, Timothy Chandler und allen anderen. Für die Ankömmlinge geht’s nur kurz ins Hotel nahe dem Kaiserpalast. Dann stehen für Sportvorstand Markus Krösche und Makoto Hasebe bereits die Pressekonferenz im Saitama Stadium 2002 an. 

Dort, wo vor 20 Jahren vier WM-Spiele stattgefunden haben, absolviert Hasebe abseits des Mannschaftstrainings separat unter anderem einige Pass- und Schussübungen, während sich der Rest den Jetlag aus den Beinen schüttelt. Zum Abschluss bedanken sich Spieler und Staff bei allen Fans, die ins Stadion gekommen waren. An der Anziehungskraft des Adlers besteht kein Zweifel. Die „enorme Herzlichkeit der Japaner“, von der Uwe Bein während seiner Trainingseinheit mit den Kids am Tag zuvor geschwärmt hatte, wirkt auch hier ansteckend. 

Nachdem alle Beteiligten bei der Pressekonferenz ihre Grußworte ausgesprochen und die Fragen der Journalisten beantwortet hatten, schieben die Organisatoren ein Reisweinfass vor die Protagonisten und drücken diesen einen Hammer in die Hand. Mit einem gleichzeitig ausgeführten Schlag auf das Holzfass, eine Tradition in Nippon, ist die Partnerschaft zwischen Eintracht Frankfurt und den Urawa Red Diamonds auch rituell besiegelt – nachdem in der Woche zuvor bereits die offizielle Verkündung erfolgt war. 

Die Zusammenarbeit bietet für beide Vereine einen Mehrwert. Die Urawa Red Diamonds werden Eintracht Frankfurt dabei helfen, ihre Marke auf dem japanischen Markt zu entwickeln; in den Kategorien Bekanntheit und Interesse gehört die Eintracht bereits zu den Top- Drei-Klubs der Bundesliga. Umgekehrt wird Eintracht Frankfurt als Vorreiter der Fußballbundesliga hinsichtlich Digitalisierung und Innovation die Urawa Red Diamonds unterstützen, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Darüber hinaus wird die Beziehung zwischen den Vereinen verschiedene Kooperationsmaßnahmen beinhalten, ein- schließlich des Austauschs von Sportfachwissen, Jugendentwicklungsprogrammen, Delegationsbesuchen, internationalen Vereinsreisen und Aktivierungen in den Bereichen Kommunikation, Sponsoring und Unternehmensverantwortung. 

Ein Event vor Ort ist das Nippon-Forum, in dem sich in den Stadionräumlichkeiten im Vorfeld des Testspiels internationale Partner aus Sport, Wirtschaft, Politik, Bildung und Kultur getroffen hatten. Auf Einladung beider Klub-Partner fanden sich knapp 100 Gäste ein. Zu den Rednern gehörte unter anderem Timm Jäger, Geschäftsführer der EintrachtTech GmbH, der die Wichtigkeit des technologischen Fortschritts bei Eintracht Frankfurt erläuterte. Das Forums-Format, von der Eintracht im vergangenen Jahr mit dem Norway-Forum ins Leben gerufen, stellt ein neues Segment der Internationalisierung dar. 

Für Eintracht Frankfurt ist Japan aus vielerlei Gründen ein internationaler Kernmarkt. Das Land hat eine starke nationale Wirtschaftskraft mit Fokus auf Europa und Deutschland, die Beziehungen zwischen der Stadt Frankfurt und Japan datieren bis ins 19. Jahrhundert zurück, es gibt eine große japanische Community in Deutschland sowie viele ehemalige und aktuelle japanische Eintracht-Spieler wie Naohiro Takahara, Junichi Inamoto, Takashi Inui, Makoto Hasebe oder Daichi Kamada. Nicht zuletzt ist Japan auch ein Zielmarkt der DFL Deutsche Fußball Liga. 

Urawa-Torwart Shusaku Nishikawa und Hasebe nehmen derweil zwei Trikots aus dem Fass – eines der Eintracht mit einer 20, eines der Reds mit einer 22 darauf – und halten diese in die Kameras. Vor der kleinen Zeremonie hatten Red-Präsident Yoichi Tachibana, Nishikawa so- wie von der Eintracht Samy Hamama, Bereichsleiter Internationale Beziehungen und Sportprojekte, Markus Krösche und Makoto Hasebe gesprochen. Tachibana betonte, dass mithilfe des Fußballs eine „Brücke zwischen Deutschland und Japan“ geschlagen worden sei. 

Genau das richtige Stichwort für Hamama, der „Building Brigdes“ als das internationale Motto der Eintracht vorstellte: „Wir sind sehr glücklich, die Partnerschaft auf ein neues Level heben zu können. Wir möchten Sport, Zivilgesellschaft, Kultur, Bildung und Wirtschaft miteinander teilen.“ Hasebe bezeichnet die Partnerschaft als „Win-win-Situation für beide Klubs“. Teil der Partnerschaft ist auch der Saitama City Cup, den sich schließlich der Gastgeber mit 4:2 sichert. 

„Brücke zwischen Japan und Deutschland“ - Urawas Präsident Tashibana über die neue Partnerschaft -