Die Symbolkraft in Person 

Kevin Trapp verlängert bis 2026. Markus Krösche spricht mehrfach von einer „Identifikationsfigur“. Beispielhafte Geschichten für diese Einstufung finden sich zuhauf. Ein Auszug. 

Text: Daniel Grawe
Fotos: Bianca Jockel, Max Galys 

Dieses Interview ging durch die Decke. „Nicht ich, wir sind alle die Helden, schau dir das an! Wir haben gewusst, wir sind dran. Ohne die Fans hätten wir es nicht geschafft!“ Ausgerufen von Kevin Trapp wenige Minuten, nachdem der Torhüter von Eintracht Frankfurt seinen Verein zum ersten Europapokalsieg seit 42 Jahren pariert hatte. Hinter 2022 ist längst ein Haken gesetzt, erst recht bei einem nimmersatten Wettkampftypen wie Trapp. 

Am 3. Februar hat die Nummer eins von Eintracht Frankfurt ihrer Überzeugung, im Herzen von Europa die nächsten sportlichen Stufen erklimmen zu können und zu wollen, auch abseits des Platzes Taten folgen lassen. Mit der Vertragsverlängerung bis 2026 hat der 32-Jährige seine Fans ebenso verzückt wie diese ihn in der magischen Nacht von Sevilla. 

Die ersten Vorboten der längerfristigen Liaison fanden sich schon im Sommer. Mit einem konkreten Interesse von Manchester United konfrontiert, erstickte der Nationaltorhüter schließlich selbst sämtliche Spekulationen im Keim: „Ich habe hier mit der Eintracht Unvergessliches erlebt und wir haben zusammen Geschichte geschrieben. Der Saisonstart war holprig, aber ich habe absolutes Vertrauen in uns“, begründete Trapp im August seine Ansichten. 

Sehr zum Wohlgefallen der Verantwortlichen. Oliver Glasner erkannte in diesem klaren Bekenntnis „ein Zeichen, dass wir ambitioniert und nicht am Ende der Entwicklung sind, wir uns also höhere Ziele stecken und daran glauben, diese erreichen zu können. Sonst hätte er sich anders entschieden. Kevin hat damit signalisiert, dass er an die Qualität glaubt und Vertrauen in die Mannschaft, das Trainerteam und die Eintracht hat.“ 

Beim Finale 2018 aufs Handy gespickt
Dass sich der im Saarland groß gewordene und in Paris die weite Fußballwelt erkundende Trapp auch nach seiner ersten Etappe in Hessen zwischen 2012 und 2015 gedanklich nie völlig von der rot-schwarz-weißen Entwicklung – zwischen Abstiegsängsten 2016 und DFB- Pokaltriumph 2018 – lösen konnte, verriet er überschwänglich während der Europa- League-Party am 19. Mai auf dem Römerbalkon. „Das DFB-Pokalfinale 2018 habe ich mir während eines eigenen Spiels [mit Paris Saint-Germain; Anm. d. Red.] live auf dem Telefon angeschaut, weil es für mich das Größte war, wie ihr einen Pokal nach Hause geholt habt. Deshalb habe ich mir vor dem Finale nochmal die Highlights von damals angesehen. Mein größter Wunsch war, so etwas nochmal mit euch feiern zu dürfen“, rief Trapp den abertausenden Adlerträgern in der Mainmetropole zu. 

Die Konsequenz der europäischen Weihen findet sich mittlerweile auf dem linken Unterarm wieder, wo der Europacup und der Adler tätowiert sind. Es ist bei weitem nicht die einzige Symbolkraft, die in den vergangenen Jahren aus Kevin Trapp spricht. 

Angefangen beim orangenen Trikot, das der Keeper erstmals am 19. Dezember 2020 in Augsburg überstreifte. Die Eintracht war zuvor seit sieben Spielen sieglos, Trapp in der Hinrunde überhaupt noch nicht ohne Gegentor geblieben. Am Ende stand ein 2:0 in der Fuggerstadt. „Ich habe mit neuen Handschuhen und erstmals im orangenen Torwarttrikot gespielt. Ob es am Trikot lag, weiß ich nicht, aber ich werde es in Zukunft sicher öfter tragen“, bekundete Trapp damals. 

Handschuhe immer am Mann 
Ach ja, das mit den Handschuhen ist noch so eine Geschichte für sich. Andere mögen es auch als eine Marotte bezeichnen. Trapp selbst wahrscheinlich als Teil des Erfolgs, dass er seine wichtigsten Arbeitsutensilien weder aus den Augen verliert noch aus den Händen gibt. Natürlich nicht auf dem Rasen, aber ebenso wenig in der Kabine, in den Katakomben, selbst auf Auswärtsreisen zählen die Torwarthandschuhe zum Handgepäck. 

Ein offenes Geheimnis ist derweil Trappos Faible für Kaffee. Davon ließ sich seinerzeit schon Filip Kostic überzeugen. Der im Februar 2020 mal wieder im Formhoch befindliche Serbe zelebrierte nach dem DFB-Pokalachtelfinalsieg über Leipzig erstmals den bis heute ikonischen Espressojubel. „Filip hat sich eine neue Espresso-Maschine gekauft. Wir mögen beide gerne Kaffee und ich habe ihm eine ganz gute Siebträgermaschine empfohlen“, erklärte Trapp hernach. 

Die Protagonisten vor Trapp sind mittlerweile andere, der Aufwärtstrend hat im Ganzen sicher nicht abgenommen. Dass Vizekapitän Trapp über die Jahre betrachtet daran maßgeblichen Anteil hatte, zeigt sich an der Tatsache, dass er aus dem aktuellen Kader mit 283 Einsätzen die meisten aller Adlerträger im Eintracht-Trikot verzeichnet. Unter allen Torhütern der Vereinsgeschichte liegt allein Oka Nikolov mit 415 Begegnungen davor. Ihn einzuholen, wird Trapp wohl nicht mehr gelingen. Auch wenn es nun heißt: Fortsetzung folgt – mindestens bis 2026.