Eintracht Frankfurt trauert um ... 

... Friedel Lutz 

Am Abend des 7. Februar 2023 ist Friedel Lutz im Alter von 84 Jahren verstorben. Friedel, der mit Taufnamen eigentlich Friedrich hieß, wurde mit der Eintracht 1959 Deutscher Meister. Als 18-Jähriger kam der gelernte Schlosser 1957 vom FV Bad Vilbel zur Frankfurter Eintracht an den Riederwald. Hier entwickelte er sich schnell zum Stammspieler und gehörte zu den Stützen der Mannschaft, die 1959 in Berlin die Deutsche Fußballmeisterschaft gewann. 1960 spielte Lutz mit der Eintracht das legendäre Europapokalfinale gegen Real Madrid. Seine überzeugenden Leistungen machten Sepp Herberger auf ihn aufmerksam. Im August 1960 bestritt er beim 5:0 auf Island das erste von insgesamt zwölf Länderspielen. 1966 wurde Lutz in England mit der deutschen Nationalmannschaft Vizeweltmeister und trug beim 2:1-Halbfinalsieg gegen die UdSSR zum letzten Mal das Trikot mit dem Bundesadler. 

Zu Saisonbeginn 1966/67 wechselte Friedel Lutz für die damalige Rekordablöse von 175.000 DM zum amtierenden Deutschen Meister TSV 1860 München. Doch das Heimweh trieb ihn schnell wieder zurück, 1967 spielte er wieder für die Eintracht. Insgesamt absolvierte Friedel Lutz 405 Pflichtspiele für die Eintracht, in denen er zehn Tore erzielte. Kuriose Sportgeschichte schrieb er 1971, als er beim 5:2 gegen Eintracht Braunschweig die erste Rote Karte der Bundesligageschichte sah. 

Nach Beendigung seiner Profilaufbahn 1973 spielte Lutz regional noch bei TuS Makkabi Frankfurt, der SpVgg Neu-Isenburg und dem FC Rhein-Main. Der Eintracht blieb er stets verbunden, von 1995 bis 2003 arbeitete er zunächst am Riederwald und später am Stadion als Zeugwart im Verein. Bis zuletzt war Friedel Lutz ein ganz aktives Mitglied der 1959er-Meistermannschaft, stets gut gelaunt und mit einem Scherz auf den Lippen. Gemeinsam mit seiner Frau organisierte er viele Treffen und kümmerte sich um die Belange der Mannschaftskameraden. 

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner lieben Frau Helga und seinem Sohn Peter. Eintracht Frankfurt wird Friedel Lutz in guter Erinnerung behalten. 

…Gisela Müller

Das längste Eintracht-Mitglied ist am 25. Januar im Alter von 97 Jahren im Kreis ihrer Familie verstorben. 

Über 83 Jahre lang war Gisela Müller ihrem Herzensverein treu. „Manchmal war ich mehr bei der Eintracht als daheim“, spaßte die Rentnerin beim Besuch von Eintracht-Präsident Peter Fischer anlässlich ihrer 80-jährigen Mitgliedschaft vor einigen Jahren. 

Schon zu Zeiten des Krieges war Gisela Müller Eintrachtlerin und trat damals gegen den Willen ihrer Mutter bei. Gemeinsam mit vielen weiteren Mitgliedern packte sie nach dem Krieg mit an, baute Sportstätten und damit auch den Verein wieder mit auf. Begeistert trug sie als Turnerin viele Jahre den Adler auf der Brust, kam auch nach ihrer aktiven Zeit oft in den Oeder Weg. Nun ist Gisela Müller Ende Januar verstorben. Die Eintracht-Familie wird Gisela als eine tolle Frau in Erinnerung behalten, die vor allem menschlich den Verein bereichert hat. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie. 

... Helmut „Sonny“ Sonneberg 

Helmut „Sonny“ Sonneberg, seit über 75 Jahren Eintracht-Fan, Holocaustüberlebender und herausragender Repräsentant des Vereins, ist am 10. Februar 2023 im Alter von 91 Jahren verstorben. 

Er hat keine großen sportlichen Erfolge für die Eintracht gefeiert, er hat nie ein entscheidendes Tor im Stadion geschossen. Für den Verein war er trotzdem ein herausragender Repräsentant, der in beeindruckender Weise seine Lebensgeschichte als Holocaustüberlebender an die nachfolgenden Generationen weitergegeben hat. Nun ist Helmut Sonneberg, den alle nur „Sonny“ nannten, im Alter von 91 Jahren verstorben. 

Als 13-Jähriger wurde Sonny, dessen Eltern jüdischen Glaubens waren, von den Nazis nach Theresienstadt verschleppt. Zuvor erlebte er in seiner Heimatstadt Ausgrenzung, Schikanen und Gewalt. Sonny durfte nicht zur Schule gehen, musste zeitweise im Waisenhaus leben und ab 1941 den „Judenstern“ tragen. Seine Kindheit wurde ihm geraubt. Als er im Mai 1945 in Theresienstadt von der Roten Armee befreit wurde, wog er nicht einmal mehr 30 Kilogramm. 

Sonny kehrte zurück nach Frankfurt, wurde Mitglied bei der Eintracht und spielte in verschiedenen Mannschaften. Nie hochklassig, aber immer mit einer großen Begeisterung für den Sport und die Gemeinschaft. Die Eintracht wurde „sein Verein und seine Familie“, er besuchte die Fußballspiele, aber auch Wettkämpfe der anderen Abteilungen. In der neu gegründeten Eishockeyabteilung half er bei Spielen, in der Radrennbahn als Zeitnehmer mit. 

Berühmt wurde Sonny 1959, als er mit Fahne und Zylinder nach Berlin reiste, um mit der Eintracht den Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu feiern. In den folgenden Jahrzehnten verfolgte Sonny seine Eintracht live im Stadion. Als er pensioniert wurde, gehörte er zu den Riederwald-Rentnern, die jedes Training der Mannschaft beobachteten. Wo die Eintracht war, war auch Sonny! 

Viele Jahre sprach Helmut Sonneberg nicht über die Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung. Erst 2018 berichtete er erstmals im Rahmen einer Lehrerfortbildung im Eintracht-Museum über seine Kindheit. In den kommenden Monaten folgte ein erster Gesprächsabend mit Fans der Eintracht, 2019 begleitete Sonny eine Gruppe Eintracht-Fans zu einer Bildungsreise ins ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. Seine authentischen Schilderungen über die traumatischen Erlebnisse, seine klaren Erinnerungen an persönliche Gefühle und seine trotz allem versöhnliche und optimistische Art werden allen Mitreisenden von 2019 unvergesslich bleiben. 

Unmittelbar nach der gemeinsamen Reise nach Theresienstadt wurde Helmut Sonneberg von Eintracht Frankfurt zum lebenslangen Mitglied ernannt, eine Auszeichnung, die ihn mit Stolz erfüllte. Unermüdlich war er in den vergangenen Jahren als Zeitzeuge im Einsatz, ob in Schulen, bei Vereinen oder bei gesellschaftlichen Anlässen. Die Schilderungen über sein Leben als Verfolgter des NS-Regimes beeindruckten die ganze Eintracht-Familie und darüber hinaus unzählige Menschen in der ganzen Welt. 

Helmut „Sonny“ Sonneberg wird bei Eintracht Frankfurt und weit darüber hinaus als beeindruckender Mensch in Erinnerung bleiben. Sonny stand entschieden für die Werte, für die auch Eintracht Frankfurt eintritt: Er engagierte sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus und setzte sich auch im hohen Alter ein für demokratische Werte und eine tolerante Gesellschaft. Wir sind traurig, ihn gehen lassen zu müssen, aber unendlich dankbar, dass er in unserer Mitte war.