Trapps Sternstunde 

Die Eintracht trifft im Halbfinale des DFB-Pokals auswärts auf den VfB Stuttgart. Auf dem Weg zum dritten Pokalsieg der Vereinsgeschichte 1981 führte das Los ebenso beide Vereine zusammen, und ein Adlerträger schoss sein einziges Tor für die Profis: Wolfgang Trapp. Ein historischer und aktueller Blick auf die Partie Anfang Mai im Schwabenland. 

Text: Michael Wiener
Fotos: Jan Hübner, imago images 

Pokalhistorisch gab es die Paarung zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart bislang drei Mal. Am 16. Februar 1980 und 22. Sep- tember 1998 (Last-Minute-Tor des VfB) gewannen jeweils die Württemberger 3:2 – wobei insbesondere die Niederlage vor 43 Jahren lange nicht absehbar war, denn nach Treffern von Hölzenbein und Borchers hatten die Adlerträger zur Halbzeit noch mit 2:0 geführt. Der VfB drehte nach der Pause die Partie binnen neun Minuten und kam noch weiter. Trainer der Schwaben war damals übrigens Lothar Buchmann. 

Am 28. Februar 1981 setzte sich im Viertelfinale die SGE auf dem Weg zum Pokalsieg vor heimischer Kulisse 2:1 durch. Buchmann war mittlerweile vom VfB an den Main gewechselt, auf dem Rasen trafen zwei Topteams der Bundesliga aufeinander. Es sollte die Sternstunde von Wolfgang Trapp werden. 

Der gebürtige Hattersheimer war im Alter von 15 Jahren von Germania Okriftel zur Eintracht gewechselt, der Abwehrspieler kam bei den Adlerträgern als Profi jedoch zunächst nur zu Kurzeinsätzen. So auch an jenem Pokalabend im Waldstadion, Lothar Buchmann brachte ihn nach 55 Minuten für Stefan Lottermann. „Wolfgang war ein Linksfuß und er war offensiver als Stefan“, begründete der Trainer seinen Tausch. Stuttgart führte zu diesem Zeitpunkt mit 1:0, die Eintracht drängte auf den Ausgleich. Trapp war bis dato noch kein Tor als Profi gelungen, ehe er in der 67. Minute einen abgewehrten Ball rund 20 Meter vor dem Tor per Dropkick direkt mit dem linken Außenrist nahm. Das Leder schlug rechts oben im Winkel ein – Ausgleich für die Eintracht, für die Bruno Pezzey in der Schlussminute noch den Siegtreffer markierte. 

Wolfgang Trapp, der heute in der Pfalz lebt und kurz nach dem Gespräch mit der EvM-Redaktion am Ostermontagmorgen eine Radtour mit seinem E-Bike in Angriff nahm, erinnert sich: „Es war nicht nur ein wichtiges, sondern auch schönes Tor.“ Dass er erstmals als Profi traf, begründet der damals 23-Jährige so: „Ich habe meistens linker Verteidiger gespielt und bin bei uns meistens nicht an Willi Neuberger vorbei- gekommen. Gegen Stuttgart hat mich Buchmann für Lottermann gebracht, ich habe also im Mittelfeld gespielt. Ich hatte immer einen guten Schuss, in dieser Situation habe ich einfach draufgehalten.“ Stuttgart wurde für ihn zum guten Pflaster, im Trikot des OFC schoss er sein erstes Bundesligator knapp zwei Jahre später ebenso gegen die Schwaben. 15 weitere sollten noch folgen, für die Kickers und den Karlsruher SC. 

„Wir haben eine riesige Chance, wieder nach Berlin zu kommen“ – Wolfgang Trapp -

Nach Pezzeys Kopfballtor auf Ecke von Bernd Nickel (Buchmann: „Ich wusste, dass Bernd die Ecke gefährlich reintritt. Das hatten wir x-mal im Training geübt“) hatte die Eintracht die Partie gedreht und das Halbfinale erreicht. Hier schoss Cha Bum-kun das goldene Tor gegen die Hertha, im Finale besiegte die Eintracht den 1. FC Kaiserslautern mit 3:1 und holte zum dritten Mal den Pott. Kurz vor Schluss machte sich Wolfgang Trapp bereit, er sollte für Bernd Hölzenbein eingewechselt werden. Doch „Holz“ dachte in seinem letzten Spiel für die Eintracht nicht daran, an die Seitenlinie zu kommen. „Er wollte das bis zum letzten Moment genießen. Heute lachen wir darüber“, erzählt Trapp, der nun der Eintracht gegen Stuttgart natürlich die Daumen drückt. „Wir haben eine riesige Chance, wieder nach Berlin zu kommen!“ 

„Mit aller Macht“ 

Die Eintracht möchte freilich in das Finale am 3. Juni in Berlin einziehen. In dieser Bundesligaspielzeit gewann Frankfurt in der Mercedes-Benz Arena 3:1, in der Rückrunde teilten beide Seiten mit 1:1 die Punkte. Übrigens war dies auch das Resultat in der Liga wenige Wochen vor dem DFB-Pokalduell 1981. 

Sportvorstand Markus Krösche sagt zum Los: „Wir wollen mit aller Macht ins Finale. Es ist unser großes Ziel und wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir in Stuttgart gewinnen können. Natürlich wird es ein schwieriges Spiel. Aber es ist ein Halbfinale – da gibt es keine leichten Aufgaben. Die Eintracht ist auch 2017 und 2018 auswärts ins Finale eingezogen.“ 

2017 siegte die Eintracht nach Elfmeterschießen in Mönchengladbach, ein Jahr später brachte Jovics sehenswertes Hackentor auf Schalke die Adlerträger in die Hauptstadt – wo der Triumph gegen den FC Bayern München gelang. 

Der VfB setzte sich auf dem Weg ins Halbfinale in Dresden (1:0), gegen Bielefeld (6:0), in Paderborn (2:1) und beim 1. FC Nürnberg (1:0) durch. In der Liga kämpfen die Schwaben derweil um den Klassenerhalt, schon drei Mal haben sie den Trainer gewechselt. Kurz vor dem Erfolg in Nürnberg hat Sebastian Hoeneß übernommen, der zuvor in der Bundesliga bereits die TSG Hoffenheim gecoacht hat. Sein Debütspiel bei den Schwaben war die Pokalpartie in Nürnberg.