Zwei wie Pech und Schwefel 

Paul Wünsch und Tim Hannak sind im Sommer 2022 gemeinsam vom VfB Stuttgart nach Frankfurt gewechselt. Im Gespräch verraten sie, warum sie ein so unschlagbares Duo sind. 

Seit 2018 schnüren Innenverteidiger Tim Hannak und Flügelspieler Paul Wünsch gemeinsam die Fußballschuhe. Zweimal wechselten die U19-Adlerträger in ihrer bisherigen Karriere zusammen den Verein und sind auf wie auch neben dem Platz unzertrennlich. Nachdem die Saison in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest vorbei und der Klassenerhalt geschafft ist, blicken die beiden Freunde im Interview mit der EvM-Redaktion auf ihre bisherige Zeit in Frankfurt, aber auch auf frühere Jahre in und um Stuttgart zurück. 

Ihr wohnt jetzt seit mittlerweile gut neun Monaten im Internat am Riederwald und tragt den Adler auf der Brust. Wie waren die letzten Monate in Frankfurt für euch? 
Tim: 
Ich glaube, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir uns hier schnell eingelebt haben. Es war ein großer Umbruch, von Stuttgart nach Frankfurt zu ziehen. Aber im Internat wohnen so viele Jungs, mit denen ich von Anfang an etwas zu tun hatte, weswegen es nicht großartig schwergefallen ist. Auch die Option, gelegentlich für ein paar Tage zwischen dem Training und den Spielen nach Hause zu fahren, ist unglaublich wichtig und hilft dabei, kein allzu großes Heimweh zu entwickeln. 
Paul: Ich kann das nur so unterschreiben. Wir sind in den Sommerschulferien nach Frankfurt gezogen und hatten abends entsprechend mehr Zeit. Da hat man die anderen aus dem Internat bei Brett- oder Kartenspielen schnell kennengelernt und es hat nicht lange gedauert, hier anzukommen. 

Ihr beiden kennt euch schon deutlich länger als erst seit dieser Saison. Seit wann spielt ihr zusammen Fußball und habt ihr davor schon einmal gegeneinander gespielt? 
Tim: Also, dass wir vor unserer gemeinsamen Zeit gegeneinander gespielt haben, wüsste ich nicht, aber ... 
Paul: Klar haben wir gegeneinander gespielt (lacht). Das waren die Hallenkreismeisterschaften. Da stand schon fest, dass du zu uns in die Mannschaft wechselst. Da hat der Trainer mich schon vorm Turnier beiseitegenommen und mir gesagt, dass Tim nächste Saison bei uns spielen wird. 
Tim: Stimmt, da habe ich noch bei RSK [TSV RSK Esslingen; Anm. d. Red.] gespielt und dann kam ich zu euch [FC Esslingen; Anm. d. Red.]. Da haben wir dann zuerst in der U14 gespielt und wurden nach einer halben Saison im Winter beide in die U15 hochgezogen in die Oberliga. In der Oberliga haben wir dann auch in der darauffolgenden Saison zusammengespielt und sind von der U15 in die U16 zum VfB Stuttgart gewechselt. 

Hattet ihr den Wechsel zum VfB Stuttgart gemeinsam geplant oder hat sich das unabhängig voneinander ergeben?
Paul: 
Tim hatte zuerst Einladungen zu den Probetrainings beim VfB bekommen und ich kurz darauf. Ich weiß noch, dass ich ziemlich froh war, dass Tim schon da war und mir erzählen konnte, wie es da abläuft. Zusammen hatten wir dann noch zwei Probetrainings und wurden beide im Sommer übernommen. 
Tim: Wann war dein erstes Probetraining nochmal? 
Paul: So drei oder vier Wochen nach deinem ersten. Das war auch alles ein wenig anders, da ja damals noch so strenge Coronaregeln bestanden. Einzeln am Tor abgeholt werden als neuer Spieler, der keinen aus der Mannschaft kennt. Da war es gut, jemanden zu haben, der den gleichen Schritt gegangen ist. 

Wie kam es dann dazu, dass ihr beide nach Frankfurt gewechselt seid?
Tim: 
Paul hat mir bei der WFV-Auswahl [Landesauswahl des Württembergischen Fußball- verbands; Anm. d. Red.] erzählt, dass er im Sommer nach Frankfurt wechseln wird, und mich gefragt, wie es bei mir in der nächsten Saison aussieht – ob ich beim VfB Stuttgart bleibe oder ob ich mir auch etwas Neues suche. 
Paul: Und dann meintest du, dass du auch Kontakt mit der Eintracht hast und schaust, ob du auch nach Frankfurt wechseln kannst (lacht)
Tim: Mit dem Wissen, dass Paul fest zur Eintracht geht, waren die Gespräche, die ich zu der Zeit mit Frankfurt geführt habe, noch wichtiger als zuvor. Was einmal zusammen gut geklappt hat, kann auch ein zweites Mal funktionieren (lacht). Die finale Einigung gelang dann innerhalb der nächsten Woche. 

Hat es das Einleben für euch leichter gemacht, schon jemanden so gut zu kennen? 
Tim: 
Auf jeden Fall, ja. Wir wussten schon vorher, dass wir im Internat erst einmal zusammen in einem Zimmer wohnen werden, deswegen haben wir uns da gar keinen Kopf gemacht. Das funktioniert viel besser, wenn man vorher schon so gut befreundet ist. 

Nur in der Schulzeit seid ihr voneinander getrennt. Paul, du gehst auf die Carl-von-Weinberg-Schule, Tim, du auf die Julius-Leber-Schule. Tut euch die Pause voneinander ganz gut oder vermisst man den anderen gegen Mittag langsam? 
Paul: Es tut vor allem den Schulnoten gut (lacht). Ich glaube, es wäre ziemlich witzig, wenn wir auch gemeinsam auf einer Schule wären – vor allem, weil ich der einzige Eintracht-Spieler bei mir im Jahrgang bin und erst einmal Anschluss finden sollte. Aber so freut man sich nach Schulschluss doch etwas mehr, den anderen wieder zu sehen. 

Dass ihr befreundet seid, merkt man euch seit Tag eins am Riederwald an – egal, ob auf dem Platz oder privat. Wie kam es dazu, dass ihr zwei euch zusammengefunden habt? 
Paul: Als wir beim FC Esslingen als U14-Spieler in die U15 hochgezogen wurden, waren wir die einzigen beiden Jungjahrgänge in der Mannschaft. Das war eine ziemlich harte Zeit, denn für die U15 ging es um den Abstieg aus der Oberliga und wir beide sollten helfen, die Klasse zu halten. Wir sind hochgekommen und es wurde direkt viel von uns erwartet. Tim war sofort Stammspieler ... 
Tim: Auf der Zehn (lacht)
Paul: ... und ich bin regelmäßig eingewechselt worden und sollte Tempo über den Flügel bringen. Im ersten Spiel in der Oberliga meinte Tim dann zu mir „Paul, lauf einfach. Schau mich an und dann lauf, dann kriegst du die Bälle“– und es hat einfach immer geklappt. So haben wir als jüngere Spieler in der Oberliga schon ziemlich viele Scorerpunkte gesammelt. Und aus dieser Zeit, in der wir auf dem Platz aufeinander bauen konnten, entwickelte sich die Freundschaft, die bis heute noch hält. 

Was schätzt du an Tim auf und was neben dem Platz?
Paul: 
Auf dem Platz muss ich auf jeden Fall seine Coolness hervorheben. Ein Spiel kann noch so schwierig laufen, Tim bewahrt einen klaren Kopf und motiviert aus der Innenverteidigung die gesamte Mannschaft. Und als Freund weiß ich, dass ich immer zu ihm kommen kann, wenn es Probleme gibt oder es mir nicht so gut geht. Da wir uns vor dem Umzug nach Frankfurt schon kannten, hat sich das noch einmal verstärkt, weil er hier die erste Ansprechperson ist. 

Tim, wie sieht es mit dir aus?
Tim: 
Paul ist einfach so unglaublich schnell. Immer, wenn ich hinten in einer Drucksituation bin, weiß ich, dass ich den Ball nach vorne in Richtung Paul spielen kann und er schon auf dem Weg ist. Und er läuft einfach konstant. Andi [Andreas Fodi; Anm. d. Red.], unser Athletiktrainer war schon in der Vorbereitung von Pauls Laufwerten überrascht, weil er mit Abstand die meisten Meter macht, nie den Kopf hängen lässt und immer weiterkämpft. Abseits des Platzes bin ich einfach froh, jemanden hier in Frankfurt zu haben, dem ich so vertrauen kann wie Paul.